Fr. 1.11.2024 Allerheiligen -So soll euer Licht vor den Menschen leuchten (Pfarrer H. Lagler)
Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!
Schwestern und Brüder in Christus!
„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5, 16) Mit diesen einfachen Worten beschreibt Jesus in seiner berühmten Bergpredigt eine Heilige, einen Heiligen. Es ist damit das konkrete Leben eines Christen gemeint also der Herr redet von dir und von mir.
Was auf ersten Blick so einleuchtend erscheint, wird aber durch den Zeitgeist gewaltig infrage gestellt: Stellen sie sich in Gedanken eine junge Frau aus ihrem Bekanntenkreis vor: Diese Teenagerin beginnt jeden Tag eine halbe Stunde in der Bibel zu lesen und mäht dann alleinstehenden älteren Personen gratis den Rasen. Würde da nicht manche an der seelischen Gesundheit dieses Mädchens zweifeln?
Nehmen wir an ein junger Mann beginnt, so oft es ihm beruflich möglich ist, fast täglich in die heilige Messe zu gehen und er bringt sich hochaktiv in die Feuerwehr ein. Würden ihn da nicht manche hinter verborgener Hand als religiösen Spinner bezeichnen?
„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. Das ehrliche Bemühen in der Welt von heute bewusst als Christ zu leben, ist gar nicht so einfach. Umgekehrt haben viele Zeitgenossen kein Problem, wenn unsere Jugendlichen – aber auch zahlreiche Erwachsene – in ihren Computerspielen die Welt im Lauf eines Maschinengewehres sehen und stundenlang alle Menschen abknallen die ihnen den Weg versperren.
Merken Sie jetzt wie hochaktuell der Ruf des Herrn nach Heiligkeit ist, gerade jetzt wo ganze Länder im Chaos der Gewalt, des Krieges und des Terrors versinken. Der Libanon wurde vor rund 50 Jahren „Die Schweiz des Orients“ genannt, weil dieser kleine Staat so gut wirtschaftete. Jetzt ist dieses wunderschöne Gebiet innerlich zerrissen und für Jahrzehnte auf Hilfe von auswärts angewiesen.
Vor einiger Zeit durfte ich in unserer Nachbarpfarre Randegg am Leopolditag die Abendmesse feiern. Dieses schöne Gotteshaus mit dem Titel „Maria am Moos“ ist nach Osten ausgerichtet. Der Altarraum strahlt an einem sonnigen Morgen besonders schön, wenn das klare Licht der Sonne die bunten Glasfenster zum Leuchten bringt. Eines davon zeigt den heiligen Leopold.
Wie schon erwähnt, es war eine Abendmesse mitten in November und ich begann über die Lichtgestalt des heiligen Leopold zu predigen. Während meiner Gedanken merkte ich wie die Leute in den Bänken schmunzelten und ich wurde ein wenig unsicher. Als ich mich selber einmal zu diesem bunten Glasfenster umdrehte, erschrak ich. Man sah nur einen schwarzen Fleck in der Mauer, denn es war ja schon finstere Nacht.
Es ist mir doch noch gelungen mit Hilfe des Heiligen Geistes die Kurze zu kratzen, denn mir fiel ein Vergleich ein: Wie ein buntes Kirchenfenster nur durch das Sonnenlicht zu strahlen beginnt, so muss sich der Mensch in seiner persönlichen Freiheit dem Licht Gottes öffnen, damit der Schöpfer des Himmels und der Erde durch diese Person wirken kann.
„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. In dieser Sehnsucht nach Heiligkeit sind wir nicht allein. Die Bibel nennt uns heute eine symbolische Zahl: 144.000,– also 12 mal 12 mal 1000. Eine größere Menge konnte man sich damals nicht vorstellen. Es sind alle Menschen damit gemeint.
Allerheiligen – in dieser dunklen Zeit in der Natur, weist uns die Kirche bewusst auf die hellen Lichtgestalten hin, die meiner Meinung nach Tag für Tag immer wichtiger werden. Sie nehmen dich um mich an der Hand um im Geist der Seligpreisungen unseren Alltag zu meistern. Amen
Lesung: Offb 7, 2 – 14 Evangelium: Mt 5, 1 – 12