Sa. 07.06.2025 Hochzeit von Theresia und Thomas (Pfarrer Hans Lagler)
Geschätztes Brautpaar! Liebe Kinder Leonie und Philipp!
Geschätzte Angehörige, Geschwister, Paten, Verwandte, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen von Theresia und Thomas!
Schwestern und Brüder in Christus!
In der Ecke des Wartezimmers eines Facharztes standen zwei schlichte Sessel. Der eine war ganz aus Holz, der andere hatte auf der Sitzfläche eine gepolsterte Auflage. Als es eines abends still in der Ordination wurde, begannen die zwei Stühle miteinander zu sprechen. Der Stuhl aus Holz dachte einfach laut nach: “Wir zwei Sessel stehen einfach hier in der Ecke. Mir fällt aber auf, dass auf dir lieber gepolsterter Sessel immer mehr Leute sitzen, als auf mir. Sag mir was ist dein Geheimnis?” Der gepolsterte Sessel gab zur Antwort: “Mein Geheimnis ist ganz einfach: Die Leute nehmen gern auf mir Platz, denn ich gebe immer ein wenig nach.”
Wenn man euch beide Theresia und Thomas nach eurem Geheimnis fragt, warum eure Beziehung so besonders ist, dann liegt in dieser kleinen Sinngeschichte meiner Meinung nach ein Hinweis auf eine Antwort. Ihr beide habt euch gut aufeinander eingestellt. Ihr gebt immer wieder ein wenig nach um dem anderen auch seine Freiheit zu lassen. Wer immer hart wie Holz bleibt und keine Veränderung zulässt, wird sich da viel schwerer tun.
Euer Lebensgeheimnis. – Ich gebe ein wenig nach. Dieses Rücksicht nehmen auf andere habt ihr in euren Familien gelernt. Im Kreise der verschiedenen Generationen seid ihr in euren Elternhäusern aufgewachsen und habt so die Vielfalt des Lebens erfahren.
Was ist so dein Geheimnis? – Ich gebe ein wenig nach. Dieses Gespür für Gott und die Menschen, soll euch Tag für Tag neu wichtig werden. Ihr habt euch für euren Hochzeitsgottesdienst sehr schöne Bibelstellen ausgesucht, die eurem Leben eine Form geben, wie ein gut gepolsterter Sessel. Unser christlicher Glaube möge eure Beziehung stützen und euch Halt schenken. Der Apostel Paulus gibt dafür eine wichtige Wegweisung: Die Liebe ist gütig, sie sucht nicht ihren eigenen Vorteil. Sie trägt das Böse nicht nach. (1 Kor 13)
Spürt ihr wie das Nachgeben auf beiden Seiten wichtig ist um so neue Wege für die Zukunft zu finden? Im Evangelium hörten wir eine Stelle aus dem Johannesevangelium. Jesus spricht gerne in Bildwörtern. Er nimmt Situationen aus seinem Alltag und umkleidet damit einen Gedanken. Er nennt uns nicht mehr Knechte, sondern Freunde. Da ist ein großer Unterschied. Der Sklave der Antike wartete einfach auf Befehle seines Herrn. Diese Kommandos führte er dann brav aus und dann stand er herum und wartete auf den nächsten Auftrag. Jesus nennt uns Freunde. Da ist auf einmal die Beziehung nicht mehr einseitig, sondern es besteht ein Kontakt auf Augenhöhe.
Unser Tun soll Frucht bringen, so schildert uns heute Jesus. Theresia und Thomas, ihr dürft heute in besonderer Weise spüren, wie wertvoll euer Tun für uns alle ist. Manchmal schleicht sich in uns allen das Gefühl ein, es hat doch alles eh keinen Sinn. So wie ein Bauer oder ein Gärtner Geduld, Ausdauer und Fleiß braucht, um seine Früchte wachsen zu sehen, so könnt auch hier heute an eurem Hochzeitstag erleben, wie viel Gutes durch euch beide schon gewachsen ist. Genießt diesen Tag in großer Dankbarkeit Gott und den Menschen gegenüber.
Denken wir nochmals an die beiden schlichten Sessel im Wartezimmer einer Ordination. Der eine einfach nur aus Holz der andere gepolstert. Ich gebe ein wenig nach. Das war das Geheimnis des gepolsterten Sessels.
Dieser Gedanke ist für euch beide sehr wichtig, damit ihr mit den herausfordernden Situationen eurer Beziehung und eures Lebens zurechtkommen könnt. Ich gebe ein wenig nach. Viel Glück und Gottes Segen für eure gemeinsame Zukunft. Amen
Lesung: 1 Kor 13 Evangelium: Joh 15, 9 – 12