Fr. 1.11.2024 Allerheiligen -So soll euer Licht vor den Menschen leuchten (Pfarrer H. Lagler)

Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5, 16) Mit diesen einfachen Worten beschreibt Jesus in seiner berühmten Bergpredigt eine Heilige, einen Heiligen. Es ist damit das konkrete Leben eines Christen gemeint also der Herr redet von dir und von mir.

 

Was auf ersten Blick so einleuchtend erscheint, wird aber durch den Zeitgeist gewaltig infrage gestellt: Stellen sie sich in Gedanken eine junge Frau aus ihrem Bekanntenkreis vor: Diese Teenagerin beginnt jeden Tag eine halbe Stunde in der Bibel zu lesen und mäht dann alleinstehenden älteren Personen gratis den Rasen. Würde da nicht manche an der seelischen Gesundheit dieses Mädchens zweifeln?

 

Nehmen wir an ein junger Mann beginnt, so oft es ihm beruflich möglich ist, fast täglich in die heilige Messe zu gehen und er bringt sich hochaktiv in die Feuerwehr ein. Würden ihn da nicht manche hinter verborgener Hand als religiösen Spinner bezeichnen?

 

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. Das ehrliche Bemühen in der Welt von heute bewusst als Christ zu leben, ist gar nicht so einfach. Umgekehrt haben viele Zeitgenossen kein Problem, wenn unsere Jugendlichen – aber auch zahlreiche Erwachsene – in ihren Computerspielen die Welt im Lauf eines Maschinengewehres sehen und stundenlang alle Menschen abknallen die ihnen den Weg versperren.

 

Merken Sie jetzt wie hochaktuell der Ruf des Herrn nach Heiligkeit ist, gerade jetzt wo ganze Länder im Chaos der Gewalt, des Krieges und des Terrors versinken. Der Libanon wurde vor rund 50 Jahren „Die Schweiz des Orients“ genannt, weil dieser kleine Staat so gut wirtschaftete. Jetzt ist dieses wunderschöne Gebiet innerlich zerrissen und für Jahrzehnte auf Hilfe von auswärts angewiesen.

 

Vor einiger Zeit durfte ich in unserer Nachbarpfarre Randegg am Leopolditag die Abendmesse feiern. Dieses schöne Gotteshaus mit dem Titel „Maria am Moos“ ist nach Osten ausgerichtet. Der Altarraum strahlt an einem sonnigen Morgen besonders schön, wenn das klare Licht der Sonne die bunten Glasfenster zum Leuchten bringt. Eines davon zeigt den heiligen Leopold.

 

Wie schon erwähnt, es war eine Abendmesse mitten in November und ich begann über die Lichtgestalt des heiligen Leopold zu predigen. Während meiner Gedanken merkte ich wie die Leute in den Bänken schmunzelten und ich wurde ein wenig unsicher. Als ich mich selber einmal zu diesem bunten Glasfenster umdrehte, erschrak ich. Man sah nur einen schwarzen Fleck in der Mauer, denn es war ja schon finstere Nacht.

 

Es ist mir doch noch gelungen mit Hilfe des Heiligen Geistes die Kurze zu kratzen, denn mir fiel ein Vergleich ein: Wie ein buntes Kirchenfenster nur durch das Sonnenlicht zu strahlen beginnt, so muss sich der Mensch in seiner persönlichen Freiheit dem Licht Gottes öffnen, damit der Schöpfer des Himmels und der Erde durch diese Person wirken kann.

 

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. In dieser Sehnsucht nach Heiligkeit sind wir nicht allein. Die Bibel nennt uns heute eine symbolische Zahl: 144.000,– also 12 mal 12 mal 1000. Eine größere Menge konnte man sich damals nicht vorstellen. Es sind alle Menschen damit gemeint.

 

Allerheiligen – in dieser dunklen Zeit in der Natur, weist uns die Kirche bewusst auf die hellen Lichtgestalten hin, die meiner Meinung nach Tag für Tag immer wichtiger werden. Sie nehmen dich um mich an der Hand um im Geist der Seligpreisungen unseren Alltag zu meistern. Amen

Lesung: Offb 7, 2 – 14                         Evangelium:     Mt 5, 1 – 12

So. 27.10.2024 Kyrie eleison – Herr erbarme dich meiner (Pfarrer H. Lagler)

Schwestern und Brüder in Christus!

Wenn zur Zeit Jesu der römische Kaiser in einer Stadt festlich begrüßt wurde, schrie das Volk ihm begeistert zu: Kyrie eleison. Kyrie eleison Dieses „Herr, erbarme dich unser“ war ein Jubelruf und zugleich eine hoffnungsvolle Bitte: Der hohe Herr möge der Stadt wohlgesonnen sein.

 

Nun sitzt an der Straße von Jericho nach Jerusalem der blinde Bettler Bartimäus und wendet diesen besonderen Ruf auf Jesus an. Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir. Kyrie eleison. Eine hoffnungsvolle Bitte: Der hohe Herr möge ihm wohlgesonnen sein.

 

Dieser blinde Bettler am Straßenrand ist nicht irgendwer, sondern eine stadtbekannte Person. Die Tradition hat seinen Namen für erwähnenswert gehalten. Bartimäus der Sohn des Timäus wird er genannt. (Mk 10, 46) Dieser blinde Mann spürt heute ist die Chance seines Lebens. Heute bin ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aus diesem Grund ruft er trotz der Ermahnungen der Passanten noch lauter: Jesus Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir (Mk 10, 47).

 

Der liturgische Ruf der Messfeier “Kyrie eleison”, “Herr erbarme dich unser” hat hier einen seiner biblischen Ursprünge. Diese eindringliche Bitte um das Erbarmen, dieser hoffnungsvolle Ruf nach Zuwendung ist in sich ein Lob des Angesprochen. Das Kyrie eleison ist also zugleich ein Hilfeschrei und ein inniges Gotteslob. Großen Komponisten ist es gelungen diese Spannung musikalisch auszudrücken. Denken sie nur wenn bei uns in Steinakirchen bei feierlichen Hochämtern an den großen Feiertagen des Kirchenjahres Chor und Orchester für uns alle das Kyrie anstimmen.

 

 

Mir gefällt besonders die Übersetzung dieses „Kyrie eleison“ mit dem Wort „Herr umarme mich“. Wir kennen das alle seit Kindertagen. Wenn uns jemand in Sorgen des Lebens liebevoll umarmt, sind wir getröstet.

 

Wer ist nun dieser Kyrios, der Herr, dem dieser Ruf gilt? Jesus Christus wird damit in besonderer Weise angesprochen. Für den Apostel Paulus ist der Begriff “Kyrios – der Herr”, die häufigste Anrede für den Messias.  Insgesamt 189 mal verwendet Paulus diesen alttestamentlichen Gottestitel “Kyrios” der Herr für Jesus.

 

Die vier Evangelisten gehen mit diesem besonderen Begriff “Kyrios” sehr sorgsam um. Der Apostel Johannes flüstert dem Petrus zu als sie dem Herrn am See von Galiläa begegnen. Es ist der Kyrios. Es ist der Herr! (Joh 21,7) Lukas verwendet im Weihnachtsevangelium für den irdischen Jesus diesen Ehrentitel als der Engel den Hirten mitteilt: Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren, er ist der Messias, der Herr, also der Kyrios (Lk 2,11).

 

Kyrie eleison. Bartimäus ruft: Sohn Davids, Jesus hab Erbarmen mit mir. Sein Hilfeschrei dringt zu Jesus durch, der sich der Menschen annimmt – Was kann ich für dich tun? Nun steht Jesus der Kyrios vor ihm. Bartimäus formuliert seinen größten Wunsch: Rabbuni ich möchte wieder sehen können (Mk 10,51) Jesus der Kyrios heilt ihn und er geht mit Jesus den Weg nach Jerusalem mit. Sein Glaube hat ihm geholfen.

 

Am Beginn der Messfeier haben wir Jesus wie der blinde Bartimäus dieses wichtige „Kyrie eleison“ zugerufen. Er steht nun vor mir. Er umarmt mich und ich darf dem Kyrios wie Bartimäus mein Herzensanliegen anvertrauen, damit ich ihm auf dem Weg folgen kann. Amen

Lesung:             Jer 31, 7 – 9                Evangelium:     Mk 10, 46 – 52

So. 13.10.2024 Evangelium: Markus 10, 17–30 (Hemma Putschögl)

Dieser junge Mann im Evangelium hat alle Gebote befolgt. Und er erkennt, dass Jesus ein weiser, ein guter Mensch ist, ein „guter Meister“, wie er ihn bezeichnet. Vielleicht kann er ihm helfen in seiner Sinnfrage, in seiner Suche nach einem gelingenden Leben, das in das ewige Leben mündet? Und so fragt er Jesus: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“

Für mich ist dies nicht nur eine Frage, sondern auch eine Aussage über sein Gottesbild und sein Glaubensverständnis: Denn er meint offensichtlich, dass er nur genügend tun muss, um das ewige Leben zu erlangen; dass es darauf ankommt, möglichst alle Gebote zu halten, dann ist das Himmelreich verdient. Dabei vergisst er aber, dass man das ewige Leben gar nicht gewinnen kann, denn es gehört uns ja schon! Er glaubt an einen Gott, der eine Leistung von ihm verlangt, an einen Gott, der mitrechnet, ob er wohl genug gute Taten aufweist – doch er vergisst, dass dieser Gott ihm vor aller Leistung schon das Leben geschenkt hat.

Was mich an unserem christlich-jüdischen Glauben so fasziniert ist: Ich muss gerade nicht zuerst etwas leisten, um von Gott geliebt zu werden; ich muss ihn auch nicht besänftigen, gnädig stimmen… – sondern (wie Jesus es sagt): Gott ist der Gute; er ist die Liebe; er liebt mich, einen jeden, eine jede von uns – und zwar vor aller Leistung; nicht, weil ich so gut, so brav bin, sondern weil ich sein Kind, weil ich Kind Gottes bin!

Nun gibt es also keine Leistung, mit der man sich den Himmel verdienen könnte. Dennoch ist es nicht ganz egal, wie man handelt. Und daher gibt Jesus dem Mann doch einen Auftrag, mit dem dieser nicht gerechnet hatte. Er fordert ihn auf: „Geh, verkauf alles was du hast, und gib das Geld den Armen!“ Doch das geht dem jungen Mann nun zu weit. Es ist eine Forderung, die dem Mann zu extrem ist. Jesus geht es hierbei aber nicht darum, dass der Mann ihm Besitzlos nachfolgen soll – dazu sind nur wenige Menschen berufen (zb. Franz von Assisi).

Jesus meint viel mehr: Besitz und großer Reichtum stellen eine Gefahr dar. Die Gefahr lautet: Der Besitz könnte dazu führen, zu meinen, ich kann mir selber alles leisten oder alles richten; ich bin nicht abhängig von anderen. Und das kann zur Frage führen: Wozu brauche ich da einen Gott?

Letztlich stellt Jesus die Frage, woran denn das Herz des Menschen eigentlich hängt.

Jesus möchte uns befreien. Von einer falschen Abhängigkeit und dem Leistungsdruck des Glaubens.

Jesus möchte uns diese schwere Last von den Schultern nehmen. Nicht ich muss alles schaffen – für mich ist es unmöglich, mir den Himmel – das Reich Gottes zu erarbeiten. Für Gott ist alles möglich. Es gehört diese Gnade dazu, nicht nur das Einhalten der Gebote. Dieses Sich-Eingestehen-Können, dass ich nicht allmächtig bin und alles schaffe. Schaffen muss. Mich in die Gnade Gottes zu stellen und mich ihm zur Verfügung stellen. Das ist die Nachfolge, von der Jesus redet.

Die Frage am Ende unseres Lebens wird vermutlich nicht lauten: wie viel habe ich gearbeitet. Das wird auch eher nicht das sein, was in Erinnerung bleibt. Die Frage sollte viel eher lauten: wie viel habe ich geliebt. Das ist auch das, was am ehesten in Erinnerung bleibt von einem Menschen – wie war er zu mir, wie ging er mit mir und anderen Menschen um.

Zitat aus einem Buch von Martin Schleske: Was immer unter uns durch die Liebe geschieht, wir als die Frucht unseres Daseins in Ewigkeit bestehen.

Und zu lieben, das ist dieser Ruf, den Gott für uns alle hat. Für jede und jeden ganz persönlich, in dem Umfeld, in dem ich selbst im Hier und Heute lebt.

So. 6.10.2024 Erntedank (Sojan Thomas, Kaplan)

Erntedank 2024

Liebe Glaubensgemeinschaft! Jeder von euch hat in diesen vergangenen Monaten den Wassermangel und die Hitze mitbekommen, ebenso, wie in der letzten Woche diesen unendlichen Regen und damit auch das Leid, dass durch die Überflutungen passiert ist. Wir feiern heute Erntedank und dennoch gibt es einige, die vielleicht nicht in Feier- Laune sind, die sich denken, wofür soll ich dankbar sein, ich habe gerade mein Hab und Gut verloren, oder mein Haus ist total verschlammt, teilweise verwüstet, und außer Arbeit habe ich jetzt nichts. Und dennoch. Wir dürfen heute dankbar sein, für alles was wir haben.

 

Gott hat uns diese wunderbare Erde, seine Schöpfung geschenkt, erinnern wir uns immer wieder daran, danken wir immer wieder von Herzen dafür. Nichts ist selbstverständlich – das haben auch die Überflutungen gezeigt und dennoch gibt es noch immer genug, wofür wir dankbar sein dürfen. Im Grunde ist es schon ein Geschenk, dass wir am nächsten Tag wieder gesund aufwachen. Wir wissen aber auch, wie vergesslich wir Menschen sind. Wie schnell alles zur Gewohnheit und zur Selbstverständlichkeit wird. Auch für uns.

 

Wir feiern Erntedank – und das heute ganz bewusst und mit Dankbarkeit. Aber in diesem Bewusstsein, dass alles was wir haben und uns leisten können, eben nicht selbstverständlich ist – das ist jedenfalls meine Erfahrung. Bestimmt hat das auch etwas damit zu tun, dass wir in einer Zeit leben, die echte existentielle Mangel an Gütern nicht kennt. Abends ohne Hunger ins Bett gehen. Den Lichtschalter betätigen und der Strom ist da. Keine Angst haben, dass irgendwelche Vorräte zur Neige gehen. Und wenn wir nichts zu essen haben, bestellen wir uns halt eine Pizza. Wir wissen: Mit dieser Situation gehören wir zu einem kleinen privilegierten Teil der Weltbevölkerung. Denn viele Menschen auf dem Globus haben es da viel schwerer. Für die ist das alles nicht selbstverständlich! Ich sage uns da gerade nichts Neues. Das wissen wir ja alle.

 

Fangen wir heute bewusst an uns nicht um den Krieg und die Not Gedanken zu machen, sondern um den Frieden zu bitten, um ein schönes Miteinander, um eine gemeinsame, friedliche und freudvolle Zukunft. Blicken wir wieder mehr auf all das Gute, dass wir bereits haben – nicht auf das, was gerade fehlt. Erinnert euch an jeden Apfel, jeden Grashalm, jeden Maiskolben, jede Traube, jede Stunde in einer guten Arbeit, in der Schule, im Urlaub, denn wir „ernten“ durften. An jede schöne Stunde, die wir mit unseren  Liebsten und Freunden gemütlich verbracht haben. Ja es gibt so vieles wofür wir von Herzen dankbar sein dürfen, auch wenn es sich da draußen in der Welt gerade nicht so wundervoll darstellt.

 

Sind wir heute einfach dankbar für unser Leben, liebe Mitfeiernde, für die Gesundheit, für gute Menschen, die uns zur Seite stehen, dankbar für den Wohlstand, der uns geschenkt ist, dankbar überhaupt für alle guten Gaben, dankbar für diese wunderbare bunte Welt. Amen.

So. 29.9.2024 Das Kreuz steht still während die Welt herum sich dreht (Pfarrer H. Lagler)

Predigt für den Kirtagsonntag 2024

 

Thema:     Das Kreuz steht still während die Welt herum sich dreht.

Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Unzählige Informationen dringen Tag für Tag an unsere Ohren und Augen. Da kann es auf einmal passieren, dass wir in der Fülle der Nachrichten wichtiges vom unwichtigen nicht mehr unterscheiden können.

 

Jahrhundertelang lebten gar nicht weit weg von uns in Gaming Männer die sich der Spiritualität der Kartäuser widmeten. Aus ihrer Ordensregel möchte ich heute am Kirtagsonntag einen großartigen Gedanken zitieren. Es heißt da: „Das Kreuz steht still, während die Welt herum sich dreht“ Sehr gerne möchte ich den Spruch für den heutigen Festtag umändern und selbstbewusst sagen: Unsere  Pfarrkirche steht still, während die Welt herum sich dreht. Also Steinakirchen grüßt den Rest der Welt.

 

In unserem großen Pfarrgebiet ist unser Gotteshaus der geographische Mittelpunkt. Wie eine Bruthenne unter ihren Flügeln die Küken schützt und wärmt, so steht unsere Kirche an der Anhöhe des Haberges inmitten der Häuser.

 

Es stimmt wirklich: Unsere Kirche steht still, während die Welt herum sich dreht und verändert. Damit unser Leben gelingen kann, brauchen wir immer wieder solche Orte der Stille und der Ruhe. Es sind dies Plätze wo wir die Seele baumeln lassen können. Dies sind Punkte wo Gott ganz nahe spürbar wird.

 

In der Sprache der Bibel, die in der Urform hebräisch geschrieben wurde, hat das Wort für Ruhe – Shalom zugleich eine zweite Bedeutung, nämlich Frieden. Innere Ruhe und Ausgeglichenheit bringen den Frieden der Seele. Aus diesem Grund sind solche Orte so wichtig. Solche Plätze drängen sich nicht auf, aber sie tun uns sooo gut. Dieses Wort „Shalom“ sagt Jesus als Auferstandener seinen Jüngern zu und bietet auch dir und mir diesen inneren Frieden an.

(Joh 20,19)

 

Wir sind eingeladen aus diesem Blickwinkel der inneren Ruhe  selbstkritisch unseren Alltag zu durchleuchten und zu hinterfragen. Mancher Zeitgenosse gleicht nämlich einem Wachhund hinter einem Hoftor. Ist das Tor geschlossen, da bellt er kräftig und saust aufgeregt hin und her. Geht die Tür auf und er sieht wer hereinkommt, winselt er und verkriecht sich schnell.

 

Ich meine damit folgende Situation: Da schimpft jemand gewaltig wie ein Rohrspatz über Missstände in der Gesellschaft. Trifft sie oder er dann auf einmal einen Verantwortungsträger, dann wird dieser über alle Maßen gelobt und hofiert.

 

Jakobus bleibt auch in der Herausforderung seiner Botschaft treu und er eckt bewusst an. Das Hoftor ist also offen und er bellt weiter. Er macht uns auf Widersprüche aufmerksam die damals und auch heute die Gesellschaft zerreißen. „Der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, der ihnen vorenthalten wurde, schreit zum Himmel“. (Jak 5, 4)

 

Jesus findet im Blick auf seine Zeitgenossen einprägsame Worte.

Mir gefallen solche Bibelstellen, denn sie sind kantig und voller Kraft. Es wird dein und mein Lebensstil hinterfragt und das ist gut so.

 

Es ist schon klar dass der Herr uns heute nicht zur Selbstverstümmelung aufruft. Der Messias liebt die Redensart der maßlosen Übertreibung, damit seine Worte unser Herz wirklich berühren. Natürlich wäre es uns lieber, wenn er mit zaghafter leiser Stimme flüstern würde: Könntest du vielleicht eh nur ein wenig dein Leben ändern? Wir würden ihm dann gar nicht zuhören in unserer Welt, die sich scheinbar immer schneller dreht.

 

Nein, das wäre nicht Jesus. Nein, das wäre nicht im Sinn des Apostels Jakobus. Es braucht solche kantigen und klaren Worte der Heiligen Schrift, die uns helfen ernsthaft unseren Lebensstil selbstkritisch  zu hinterfragen.

 

Es tut gut dies im Blick auf den Herrn an Orten der Ruhe zu bedenken und daraus auch Konsequenzen zu ziehen. Aus diesem Grund hat der Gedanke aus der Spiritualität der Kartäuser von Gaming nicht von seiner Bedeutung verloren: Das Kreuz steht still, während die Welt herum sich dreht. Amen

 

Lesung:    Jak 5, 1 – 6                         Evangelium:     Mk 9, 38 – 48

So. 25.8.2024 Predigtreihe – Gottesdienst feiern (Florian Pöhacker)

Gottesdienst feiern, Gotteswort hören, Gott loben und Gemeinschaft erleben.

Über die letzten Sonntage hinweg erklärten uns verschiedene Personen die einzelnen Bestandteile der Hl. Messe. Ich möchte die Reihe heute beenden und hierzu mit dem Vater unser beginnen.

Ein Gebet, das wir alle kennen. Das Jesus seinen Jünger*innen überliefert hat und das Christentum bis heute weiterträgt.

Vater unser Im Himmel, geheiligt werde dein Name – Wir reden Gott ganz persönlich als Vater an, als mein Vater und als dein Vater – Wir gehören alle zu Gottes Familie.

Dein Wille geschehe – Wenn Gottes Wille geschieht, was kann dann noch schief gehen?

Unser tägliches Brot gib uns heute – Es spricht die Ängste, Sorgen und Nöte der Menschen aus und erinnert uns zugleich. Mein Leben habe ich doch nicht ganz allein mir zu verdanken.

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern – Wenn Gott alles vergibt, wo kann ich vergeben?

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von den Bösen – Ich kann nicht alles Negative auf dieser Welt allein wegschaffen, aber auf Gotteshilfe vertrauen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit – Wir dürfen hoffen, dass es in Zukunft eine Welt gibt, in der gas Gute siegen wird. Aber wir haben bereits heute einen Zufluchtsort, bei einem starken einfühlsamen Gott.

. Amen.- passt, so da ma.

Aber es birgt noch mehr:

Es verbindet alle Christ*innen die es heute beten, aber auch mit allen Christen*innen, welche es in den vergangenen Jahrhunderten gebetet und uns überliefert haben, über Konfessions- und Sprachgrenzen hinweg. Ein Gebet, in dem es nicht nur um das Gespräch zwischen uns und Gott geht, sondern auch um die Gemeinschaft als Gottesfamilie. Das wird für mich ganz intensiv spürbar, wenn wir uns dazu die Hände reichen.

Friedensgruß

Anschließend lädt uns der Priester/Diakon zum Friedensgruß ein. Hier merkt man welchen Ursprung dieser Friede hat, denn dieser Friede geht von keinem Menschen aus, sondern vom Altar, von Jesus Christus selbst, welcher hier und jetztgerade gegenwärtig ist. Gott ist der nach dem wir uns immer wieder neu ausrichten.  Er ist die Quelle, aus der wir schöpfen. Dieses Geschenk dürfen wir auch weitergeben. Um uns diesen Frieden auch gegenseitig zu wünschen

Das litaneiähnliche Gebet Lamm Gottes greift auf ein biblisches Bild aus dem Alten Testament und dem Johannesevangelium auf. Wenn Johannes bei der Taufe Jesu sagt: „Seht das Lamm Gottes, das hinweg die Sünde der Welt.“ Jesus stirbt stellvertretend für uns alle. Ein echter Liebesbeweis, denn wahre Liebe kann nicht mehr, als sich selbst zu geben. In jeder Hl. Messe können wir immer wieder an diesem Liebesopfer teilhaben. Während dem Gebet bricht der Priester die Hostie. Das Brotbrechen ist ein alter Ritus, welcher im Abendmahl aufgegriffen wird. Eine Geste, die Gemeinschaft stiftet und Segen spendet und die Teilhabe am gemeinsamen Mahl erst ermöglicht.

 

Kommunion

Kommunion bedeutet so viel wie Vereinigung, oder Gemeinschaft. Wenn wir gewöhnliches Brot essen, dann wird dieses ein Teil von uns, manche Inhaltsstoffe verbrennen wir zu Energie und andere baut unser Körper ein. Beim Empfang der Hl. Kommunion ist es umgekehrt, es wird nicht etwas Teil von uns, sondern wir werden ein Teil eines Größeren. Wir werden Teil von Christus, und gelangen zu einer immer engeren Verbindung.

Paulus drückt es im 1. Brief an die Korinther so aus: Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot“ (1 Kor 10,16 f.).

Die HL. Kommunion will Nahrung für unsere Seele sein, damit wir geistig Wachsen und immer wieder die Kraft finden Gutes zu tun. In jedem Stück Hostie ist Jesus ganz gegenwärtig. Die Zeit nach dem Kommunionempfang dürfen wir für einen Moment des Dankes oder wir genießen einfach diese paar Momente.

Im Schlussgebet betet der Priester stellvertretend für die ganze Gottesdienstgemeinde. Es beinhaltet den Dank für das eucharistische Mahl, aber auch die Bitte, dass es fruchtbar sei.

 

Jetzt geht es hinaus, jetzt wird es ernst. Der Schlusssegen sendet uns. Nun liegt es an uns, das Gehörte und Erfahrene mitzunehmen, daraus zu leben und im Alltag spürbar zu machen in unserem Denken und Tun.

Das Schöne am Christsein ist, wenn ihr mich fragt, dass wir so viel Gutes tun, nicht aus Hoffnung auf Lohn, sondern weil wir bereits so reich beschenkt worden sind.

Ich möchte hier das Bild einer Schale aufgreifen. Was macht eine Schale so besonders:  Eine Schale läuft erst über, wenn sie voll ist, vorher füllt sie sich selbst.

Ich denke der Gottesdienst und die Hl. Messe kann genau dieser Ort sein, an dem wir uns übervoll aufladen. Ein Ort, an dem wir uns aufgrund des Gehörten und der erfahrenen Hoffnung und des Friedens verwandeln, um hinaus in unsere Welt zu gehen. Um unser Umfeld zu verwandeln um letzten Endes die Welt eine andere werden zu lassen.

Amen.

 

So. 18.8.2024 Predigtreihe – Die Eucharistiefeier (Pfarrer Hans Lagler)

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Wenn ein Christ, der sich ein wenig über seinen Glauben auskennt, gefragt wird, wie einer der wichtigsten Teile der heiligen Messe heißt, kommt sicherlich die Antwort: Die Wandlung. Mit diesem volkstümlichen Begriff werden die Einsetzungsworte des Herrn über Brot und Wein bezeichnet. Jesus nimmt uns mit in den Abendmahlssaal am Gründonnerstag und schenkt uns in Brot und Wein seine bleibende Gegenwart. Mit dem Auftrag “Tut dies zu meinem Gedächtnis” (Lk 22, 19) trägt er den Christen aller Jahrhunderte auf immer wieder das Geschehen der heiligen Messe zu feiern.

 

Im Rahmen einer Predigtreihe sind wir in diesem Sommer alle eingeladen uns in dieses Geheimnis wieder neu zu vertiefen. Es wurden ja schon die Vorbereitungen auf die hl. Messe, der Eröffnungsteil und der Wortgottesdienst näher beschrieben. Die Gedanken dazu finden sie in der Rubrik „Predigten“ auf der Homepage der Pfarre Steinakirchen.

 

Mit der Gabenbereitung beginnt die Eucharistiefeier, auf deutsch die Danksagungsfeier. Wir stellen das Leben, Sterben und die Auferstehung des Herrn in den Mittelpunkt und sagen Gott danke, dass er uns Jesus geschickt hat. Im Blick auf den Messias beten wir deshalb: „Deinen Tod oh Herr verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir bis zu kommst in Herrlichkeit.“

 

Starten wir beim Beginn der Eucharistiefeier: Die Ministranten bringen stellvertretend für alle Mitfeiernden Brot und Wein zum Altar. Während dieser Zeit wird im Rahmen der Kollekte um eine finanzielle Gabe für die Pfarrgemeinde gesammelt. Nach dem Gabengebet folgt die Präfation. Dies ist ein großes Lobgebet auf die Schöpferkraft Gottes und verbindet Himmel und Erde. Die Kirche des Himmels und die Kirche auf Erden preisen gemeinsam im Heiliglied die Größe Gottes.

 

Es folgen die vertrauten Worte der Wandlung. Sie sind ein Teil des ganzen Hochgebetes. Werden diese kostbaren Gedanken gesprochen, weisen Glockenzeichen der Ministranten auf den Mittelpunkt der heiligen Messe hin. Als Zeichen der Ehrfurcht knien die Mitfeiernden in den Bänken und können im Rahmen der Augenkommunion Jesus in ihr Herz aufnehmen. Bei der Erhöhung von Brot und Wein beten viele das Gebet „Jesus dir leb ich, Jesus dir sterb ich, Jesus dein bin ich im Leben und im Tode“ und vertiefen so die Gemeinschaft mit dem Auferstandenen. Da klingt das heutige Sonntagsevangelium aus Brotrede Jesu an: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben. (Joh 6,54)

 

An Festtagen wird mit Weihrauch dieser kostbare Moment unterstrichen und die Wandlungsglocke läutet dabei. Sie ist ein Zeichen für die Kranken im Ort, damit auch sie beim zentralen Punkt dabei sein können.

 

Oft denke ich an die unvergessliche Heidi Resel aus Steinakirchen zurück. Sie hat mich in meinen Gedanken immer wieder in die Realität zurückgeholt. Einmal habe ich ihr den Sinn des Wandlungsläutens erklärt und sie antwortete, dass dies für sie auch sehr wichtig ist. Ich strahlte. „Ja Heidi, warum ist dir das auch so wichtig?“ Sie antwortete: „Dieses Läuten am Sonntag ist das Zeichen, dass im Gasthaus mit dem Würstel kochen begonnen werden muss.“

 

Im Hochgebet folgen nun Gebete für die Gemeinschaft der Kirche und für die Verstorbenen. Diese werden dann mit einem Lobpreis auf die allerheiligste Dreifaltigkeit abgeschlossen. Durch ihn und mit ihm und ihn,…

 

Nach dem Vater unser und dem Friedensgruß erfolgt die Kommunionspendung. Da darf ich auf ein großartiges Wort des heiligen Augustinus hinweisen. Er sagt schon vor rund 1500 Jahren: Seid war ihr empfangt – Leib Christi; empfangt was ihr seid – Leib Christi.

 

Durch den Empfang der heiligen Kommunion werden wir mit neuer göttlicher Kraft gestärkt, damit Glaube, Hoffnung und Liebe immer mehr unser Leben bestimmen und wir so ein sichtbarer Leib des Herrn in der Welt von heute sind. Dies wird im persönlichen Dankgebet unterstrichen. Paulus erklärt uns dies heute klipp und klar: „Achtet sorgfältig darauf wie ihr euer Leben führt, nicht töricht sondern klug. Nutzt die Zeit und begreift was der Wille des Herrn ist.“ (Eph 5, 15)

 

Heute durfte ich die Eucharistiefeier näher beschreiben. Worte verändern und schaffen eine neue Situation. Aus dem Brot wird der Leib Christi, aus dem Wein wird das Blut Christi. Der heilige Augustinus hat schon recht wenn er schreibt: Seid war ihr empfangt – Leib Christi; empfangt was ihr seid – Leib Christi. Amen

Lesung:             Eph 5, 15- 20             Evangelium:     Joh 6, 51 – 58

 

Do. 15.8.2024 Mariä Himmelfahrt (Kaplan Sojan Thomas)

Mariä Himmelfahrt 2024

Das Fest Mariä Himmelfahrt ist eines der am meisten gefeierten Feste

zu Ehren der Jungfrau Maria. Viele Menschen nutzen die Gelegenheit,

um sich in Lourdes und an anderen Pilgerorten zu versammeln und

ihren Schutz zu erbitten.

Der Grund dafür ist, dass Maria einen ganz besonderen Platz einnimmt.

Die Kirche ist wie eine große Familie. Gott ist unser Vater.

Maria spielt darin eine mütterliche Rolle.

Mariä Himmelfahrt ist das Fest Marias, die mit Leib und Seele in die

Herrlichkeit Gottes an der Seite ihres auferstandenen Sohnes eingeht.

Die gute Nachricht ist, dass Maria uns nur vorausgegangen ist.

Auch wir alle sind dazu berufen.

Was Gott für Maria erreicht hat, ist auch für uns bestimmt. Mit Maria

ist unser heutiges Leben ein Marsch in der Nachfolge Christi auf dieses

große Fest zu, das Gott für uns bereitet.

Maria ist da, um uns immer wieder auf ihn zu verweisen. Wie bei der

Hochzeit zu Kana sagt sie uns unermüdlich; Was er euch sagt, das tut.

Ihre Botschaft in Lourdes, Fatima und anderswo verweist uns auf das

Evangelium. Sie ist ein Aufruf zum Gebet, zur Buße und zur

Bekehrung.

Der Engel Gabriel hatte Maria angekündigt, dass sie die Mutter des

Erlösers sein würde. Nachdem sie erfahren hatte, dass ihre Cousine

Elisabeth mit dem zukünftigen Johannes dem Täufer schwanger

geworden war, machte sie sich auf den Weg.

Diese Begegnung zwischen Maria und Elisabeth führte zu einer

Explosion der Freude.

 

Die Heimsuchung war nicht nur eine einfache familiäre Begegnung

zwischen zwei Cousinen: Es war das Zusammentreffen zweier

Bündnisse, des alten mit Elisabeth und des neuen mit Maria.

Durch diesen noch ungeborenen Messias ist es Gott, der kommt, um

das Volk des alten Bundes zu besuchen.

Wenn wir Maria ehren wollen, dürfen wir nicht vergessen, dass sie

unser aller Mutter ist, auch derer, die wir vielleicht nur schwer ertragen

können.

Wie können wir Maria an diesem Tag ehren, wenn wir einen

verächtlichen Blick und verächtliche Worte für diese oder jene

Kategorie von Menschen haben.

Wie können wir sie; Königin des Friedens; nennen, wenn wir uns über

einen Nachbarn ärgern? Wie Christus leidet auch Maria unter diesen

Spaltungen, die es in der Welt, in unseren Gemeinden und Familien

gibt.

 

Aber Maria steht immer an unserer Seite. Wenn alles schiefläuft, wenn

wir sozusagen am Kreuz hängen, ist sie da. Sie hilft uns, die Prüfung zu

bestehen. Wenn wir uns nach Frieden und Freude sehnen, ist sie genauso da. Wie bei der Hochzeit in Kana sagt sie zu Jesus:

; Sie haben keinen Frieden und keine Freude mehr; Und Jesus gibt uns

den Frieden und die Freude zurück. Wenn wir ganz tief gefallen sind,

bückt sie sich, um uns aufzuheben. Sie fürchtet weder unsere Sünde noch unseren Schmerz. Sie, die ihr ganzes Leben auf die Liebe gesetzt hat, hilft uns, wieder aufzustehen, um unseren Weg in der Nachfolge Christi wieder aufzunehmen. Amen.

 

So. 11.8.2024 Predigtreihe – Der Wortgottesdienst (Prüller-Jagenteufel)

 

Liebe Gottesdienstgemeinde!

Ich bin Gunter Prüller-Jagenteufel, von Beruf Theologieprofessor in Wien;
meine Frau Veronika ist ebenfalls Theologin und in St. Pölten für die Caritas
tätig. Zu Hause sind wir in Pyhrafeld, in Kaisitzberg – und in der Pfarrgemeinde
Steinakirchen. Die Predigt haben wir uns diesmal aufgeteilt; denn einerseits
verbindet uns das Wort Gottes als Ehepaar und andererseits sind zwei Stimmen
bunter als eine.
In diesem Sommer haben wir ja eine Predigtreihe zur Messe; unser Thema ist
heute der Wortgottesdienst – also Lesungen Evangelium, Predigt,
Glaubensbekenntnis und Fürbitten. In diesem Abschnitt der Messe begegnen
wir Jesus Christus im Wort. Er ist ja das lebendige Wort Gottes, das als Mensch
zu uns gekommen ist. Und wenn wir auf dieses Wort hören, dann werden wir
„Schüler“ und „Schülerinnen“ Gottes, wie wir im Evangelium gehört haben. Das
griechische Wort, das hier steht, wird häufig mit „Jünger“ übersetzt. In unserer
heutigen Sprache eigentlich: „Lehrlinge“: Wir gehen bei Jesus in die Lehre und
lernen Christen und Christinnen zu sein – in Wort und Tat, nicht nur im Kopf,
sondern mit Herz und Hand.

Schrifttexte(Veronika)

Um von Jesus zu lernen, hören wir Lesung und Evangelium. Die Lesung kann
aus dem Alten Testament sein, dem Erfahrungsschatz des Volkes Gottes der
vielen Jahrhunderte vor Jesus. Auch Jesus hat aus diesem Schatz geschöpft. Für
uns sollen diese Erfahrungen aus dem Leben mit Gott Vorbild, Hilfe und
Stärkung sein für unser Leben in der Nachfolge Jesu.
Die Lesung kann auch aus dem Neuen Testament genommen sein, aus der
Apostelgeschichte oder den Briefen. Da lassen wir uns davon inspirieren, wie
Kirche in ihren Anfängen die Botschaft Jesu verstanden hat, wie sie Leben,
Sterben und Auferstehen Jesu gedeutet und das tägliche Leben umgesetzt hat.
Da gibt es tiefe theologische Gedanken und oft auch ganz praktische Ratschläge
wie die in der heutigen Lesung: z.B. lasst Wut und Zorn beiseite, seid gütig und
barmherzig und vergebt einander.
Das Evangelium erzählt dann direkt von den Worten und Taten Jesu, von
seinem Leben und Wirken und bringt uns die Botschaft vom Reich Gottes, das
Jesus verkündet und in seinen Taten erfahrbar gemacht hat.
Die Botschaft erzählt zugleich von der Hoffnung auf das ewige Leben. Heute
haben wir im Evangelium gehört: Ich bin das Brot des Lebens, sagt Jesus – ich
bin eure Lebensgrundlage – und wer von diesem Brot isst – wer sich ganz tief
mit mir verbindet – lebt nicht nur jetzt, sondern in Ewigkeit.
Das Evangelium spricht zu uns heute, spricht hinein in unser Leben. Christus hat
mir etwas zu sagen. Jesus ist Vorbild und mehr: Er ist selbst die Botschaft der
unbedingten Zuwendung und Liebe Gottes – und so begegnet uns Christus, der
Auferstandene, in der Hl. Schrift und besonders im Wort über sein Leben.
Deshalb freuen wir uns auf das Hören des Evangeliums und jubeln wir im
Halleluja und stehen dazu auf und wir machen zu Ehre Christi drei kleine
Kreuzzeichen auf Stirn, Mund und Brust: Jesu Botschaft soll unser Denken
prägen, auf unseren Lippen wiederklingen und wir wollen es (wie die
Muttergottes) im Herzen bewegen und bewahren.
Das Wort Gottes zu verkünden ist dabei die gemeinsame Berufung aller
Getauften – deshalb lesen auch unsere Lektor*innen die Lesungen und meist
der Priester das Evangelium. Wenn aber ein Diakon da ist, liest der das
Evangelium: Denn ihm ist in besonderer Weise die Sorge um die Armen und
Notleidenden anvertraut. Und das gibt uns die Perspektive vor, in der die
Botschaft Jesu aufgenommen werden will: als Frohbotschaft hinein in unsere
Sorgen und Ängste, in Nöte und Leiden, Frohbotschaft für alle, die arm sind vor
Gott und den Menschen.

Predigt (Gunter)

Die Predigt ist gewissermaßen die Übersetzung des Wortes Gottes, das wir in
Lesung und Evangelium gehört haben, in unser Leben: Die konkrete Situation,
in der wir als Gemeinde von Steinakirchen stehen, heute und hier. Das ist
natürlich ganz unterschiedlich: Im Gemeindegottesdienst sollen wir alle uns
etwas mitnehmen können, was für uns hilfreich ist. Bei einer Beerdigung wird
es um den Trost im Abschied gehen, bei einer Hochzeit um die Freude und die
Dankbarkeit, bei der Taufe um Segen und Hoffnung für die Zukunft. Alles, was
das Leben bringt, hat hier seinen Platz bei Gott. In jeder Lebenssituation will
uns Gott nahe sein, trösten, ermutigen, ermahnen oder unsere Freude teilen.
Eine Predigt, die so am Puls der Zeit ist, ist selbst Verkündigung der Frohen
Botschaft, d.h. der Botschaft, dass Gott uns liebt, mich und dich, alle. Denn
unser Leben, das ist gewissermaßen das 5. Evangelium. Hier spricht Gott zu uns
– und die Predigt kann helfen, Leben und Evangelium zusammen zu bringen:
Was will Gott mir heute sagen?
„Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder und führt euer Leben in Liebe“,
haben wir in der Lesung gehört. Die Predigt gibt uns Beispiele, wie das heute
gehen kann.
Credo (Gunter)
Und dann stehen wir alle auf und wir geben unsere Antwort: Wir bekennen
gemeinsam unseren Glauben. Das Glaubensbekenntnis geht auf die Apostel
selbst zurück und wir stellen uns gemeinsam, als ganze Gemeinde, in die
Glaubensüberlieferung der Kirche hinein: Wir bekennen, dass wir gemeinsam
Lehrlinge Gottes sind, dass wir uns auf Gott hin ausrichten, dass wir Christus
nachfolgen.
Das ist nicht bloß ein Aufzählen von Lehrsätzen, so wie das 1×1. Das
Glaubensbekenntnis ist unsere Unterschrift unter das Evangelium: Da bin ich
dabei, da gehöre ich dazu, das ist Meins. Und kurz zusammengefasst sagen wir:
Im Heiligen Geist folgen wir Christus nach, damit das Reich Gottes heute schon
unter uns anbrechen kann. Wir sind Kirche, eine Gemeinschaft im Glauben.

Fürbitten (Veronika)

Als Gemeinschaft des Glaubens haben wir Verantwortung füreinander und für
die Welt. Daher beten wir in den Fürbitten für einander, für uns selbst, für alle,
die Not leiden, und für die Verstorbenen.
Alles, was uns im Kleinen wie im Großen der Welt bewegt, hat dabei Platz. Und
da tragen wir im Gebet auch manches Anliegen mit, das uns persönlich
vielleicht nicht so betrifft, da wir aber in der Kraft unseres Glaubens gemeinsam
vor Gott tragen. Fürbitte zu halten ist auch eine gute Übung, die uns das Herz
weitet für die Not der anderen.

Schlusssatz (Veronika)

Die Struktur einer Messe können wir uns wie eine Ellipse vorstellen; das ist
diese geometrische Figur, die ein bisschen wie ein Ei aussieht. Eine Ellipse hat
nicht einen Mittelpunkt, sondern zwei Brennpunkte – und es braucht beide für
die ganze Form. In der Messe ist der eine Brennpunkt die Begegnung mit Gott
in seinem Wort und die Eucharistiefeier ist der andere Brennpunkt. Hier gehen
wir in eine neue Begegnung mit Christus, dem auferstandenen Herrn, der uns
mit dem Brot des Lebens: mit seinem Leib und Blut ebenso nähren und stärken
will wie durch sein Wort.
Amen

So. 4.8.2024 Predigtreihe – Vom Einzug zum Tagesgebet (Hemma Putschögl)

 

Vom Einzug bis zum Tagesgebet.

 

Bei jedem Gottesdienst gibt es einen Einzug, hier in Steinakirchen meistens von der Seite – direkt aus der Sakristei heraus. Manchmal, bei besonderen Festtagen oder wenn ganz viele Minis da sind, ziehen wir von ganz hinten ein.
Der Einzug ist ein Bild für das Pilgernde Gottesvolk – wir sind unterwegs und gehen Gott entgegen.
Katholische Kirchen sind geostet, das heißt, sie sind in Richtung des Sonnenaufgangs gebaut. Das ist wiederum ein Symbol für Christus als unser Licht. Wir sind alle dazu berufen uns auf Christus hin, in Richtung des Lichtes, auszurichten.

Die Ministranten, Pastoralassistenten, Diakone, Priester machen eine Kniebeuge in Richtung des Tabernakels um Jesus zu begrüßen. Das ewige Licht zeigt uns, dass Jesus in der Gestalt des Brotes da ist. Danach dreht sich der Priester zum Altar und küsst ihn – ein Zeichen der Verehrung, denn der Altar ist ein Symbol für Christus. Bei der Altarweihe wird die gesamte Oberfläche mit Chrisam Öl, welches auch bei Taufe und Firmung verwendet wird, eingerieben.

Danach folgt das Kreuzzeichen – es zeigt uns, dass alles, was wir tun, im Namen Gottes geschehen soll. Und der Gruß „Der Herr sei mit euch“ – ein uraltes biblisches Wort. Dieser Wunsch wird uns allen zugesprochen und wir antworten darauf „und mit deinem Geiste“. Es ist ein gegenseitiges Segnen. Der Vorsteher des Gottesdienstes segnet die Feiergemeinde und die Gemeinde segnet den Vorsteher.

Als nächstes folgt der Kyrieruf – das Wort „Kyrios“ ist aus dem griechischen und heißt übersetzt „Herr“. Er soll uns an die Heilung der Blinden bei Jericho erinnern „Hab erbarmen mit uns, Herr, Sohn Davids!“ Er ist in erster Linie Huldigung, Preisung und Jubelruf. Zugleich ist er aber auch Bitte: dass er die Blindheit unseres Herzens heilt.

Im Gloria, welches an Sonn- und Feiertagen gesungen wird, jubeln wir Christus zu – er hat in seiner Auferstehung den Tod besiegt. Das Gloria beginnt mit dem Lobgesang der Engel auf dem Feld, als sie den Hirten verkünden, dass Jesus geboren ist. „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen seiner Gnade“.  Es dauert zwar noch ein bisschen bis dorthin, aber vielleicht erinnert sich dann der eine oder die andere daran: Im Advent und in der Fastenzeit wird kein Gloria gesungen. Es ist sozusagen ein Verzichten, damit wir zu Weihnachten und in der Osternacht diesen Lobgesang wieder ganz neu und bewusst wahrnehmen und singen können.

Nach dem Gloria folgt das Tagesgebet. Lasset uns beten. Mit dieser Aufforderung beginnt das Gebet. Im Idealfall ist danach eine kurze Stille, in der wir unsere Anliegen Gott sagen können. Der Priester hebt die Hände uns fasst die Anliegen, die wir in dieser Messe zu Gott bringen zusammen. Das Tagesgebet wird mit einem „Amen“ von uns allen beendet. „Amen“ bedeutet aus dem Hebräischen übersetzt: So ist es, ich glaube.