Sa. 9.3.2024 Bußgottesdienst „Die sieben Hauptsünden“ (Pfarrer Hans Lagler)

Bußgottesdienst in der Fastenzeit 2024

„Die sieben Haupt- (Tod-)sünden“

  • Eröffnungslied: Du rufst uns Herr trotz unserer Schuld: Gl 161 –
  • Kreuzzeichen – Pfr. Lagler
  • Begrüßung: Durch diese Bußandacht begleiteten uns heute die sogenannten sieben Todsünden. Sie rauben einem Menschen die Lebensfreude und nehmen ihm die ganze Kraft. Sie werden in der modernen Theologie Hauptsünden genannt; gemeint sind damit der Hochmut, der Neid, der Zorn, der Geiz, die Unmäßigkeit, die Unkeuschheit und die Trägheit. Diese Haltungen bringen das Leben durcheinander.
  • Evangelium: Mk 6, 17 – 13 – Kaplan Sojan

Gedanken zu den „sieben Hauptsünden“

 

  1. Hochmut

Hochmut hat viele Masken: Er reicht vom Statusdenken, wo jemand mit teuren Autos bewusst angeben möchte, dem Anspruch auf Privilegien, von übertriebener Selbstüberschätzung bis zu einer ungesunden. Hochmut ist die Weigerung mich in meiner Wirklichkeit anzuerkennen, denn ich will meine blinden Flecken nicht wahrhaben. Ich habe Angst, meine negativen Seiten könnten entdeckt werden.

Die Heilung des Hochmutes liegt im Mut mich mit meiner Erdhaftigkeit anzunehmen. Indem ich Christus meine Schattenseiten hinhalte, kann ich mit seiner Hilfe mein Selbst annehmen und damit eine tiefe innere Freiheit verspüren.

 

  • Wo liegen meine Schattenseiten?
  • Habe ich den Mut, mich ihnen zu stellen?

 

Leises Orgelspiel – es soll einmünden in den Liedruf: Bekehre uns vergib die Sünde.

  1. Neid: Neid ist die heimlichste aller Todsünden, es ist der ständige Vergleich mit den anderen. Im Neid entwerte ich mich selbst.

Die frühesten Erfahrungen mit dieser Sünde machen wir in der Kindheit in den Verteilungskämpfen in der Familie: Bekommt der andere mehr? Mehr zu essen, mehr Aufmerksamkeit der Eltern, mehr Liebe?

Neid macht unzufrieden. Wir haben es in der Hand, wie wir darauf reagieren. Wenn wir den Blick von den anderen auf uns lenken und dankbar sind für das, was Gott uns gegeben hat, für unser Leben, für unsere Einmaligkeit, können wir mit dem Neid besser zurecht kommen. Aus dem Beneiden wird ein Bewundern.

 

  • Bin ich mir meiner Neiderfahrungen bewusst?
  • Auf wen blicke ich neidvoll?
  • Kann ich meinen Neid durch die Dankbarkeit für meine Fähigkeiten verwandeln?

 

Leises Orgelspiel – es soll einmünden in den Liedruf: Bekehre uns vergib die Sünde.

 

  1. Zorn: Die Emotionen, die uns an die dritte Todsünde, den Zorn erinnern, haben alle mit Aggression zu tun. Die Aggression ist eigentlich eine gute Lebensenergie, die uns antreibt, etwas anzupacken, auf ein Problem zuzugehen oder einen Konflikt zu lösen.

Wenn wir nicht richtig mit ihr umgehen oder sie zu lange unterdrückt haben, wird sie zur Gefahr, sie wandelt sich in zerstörerische Emotionen wie Zorn, Groll, Bitterkeit, oder sogar in Hass.

 

  • Bin ich ein zorniger Mensch und dadurch für meine Umgebung oft nicht zum Aushalten?
  • Kann ich meine Aggressionen erkennen, ihnen eine Ursache zuordnen und angemessen mit ihnen umgehen?

 

Leises Orgelspiel – es soll einmünden in den Liedruf: Bekehre uns vergib die Sünde.

 

  1. Geiz: Geiz ist Lebensverneinung. Der geizige Mensch häuft tote Dinge an, aber traut sich nicht, etwas zu genießen. Er ist sich selbst gegenüber geizig. Obwohl er genügend Geld hat, gibt er es nicht aus. Der Geizige kann nicht genießen und wird so für andere ungenießbar. Das Haben ist wichtiger als das Leben.

Geiz und Habgier können zur Sucht werden, ich habe Angst etwas herzugeben, was ich vielleicht noch brauchen könnte. Sich vom Geiz zu befreien heißt, sich dieser Angst zu stellen und sich bewusst zu machen, ich werde nie alles haben. Ich bin angewiesen auf meine Mitmenschen und auf Gott und ich darf vertrauen, dass er für mich sorgen wird, wie für die Lilien auf dem Feld

 

  • Kenne ich das Gefühl zu kurz zu kommen und nicht genug zu haben?
  • Habe ich Schuldgefühle, wenn ich mir etwas gönne?
  • Kann ich genießen und anderen von Herzen etwas schenken?

 

Leises Orgelspiel – es soll einmünden in den Liedruf: Bekehre uns vergib die Sünde.

 

  1. Unkeuschheit: Viele Christinnen und Christen verbinden Unkeuschheit alleine mit Verfehlungen im Bereich der Sexualität. Von der Wortbedeutung her, bedeutet keusch sein: klar sein, durchlässig sein für Gott, lauter sein in den Absichten, stimmig. Keuschheit wird als die Fähigkeit, die Leidenschaft mit Vernunft zu durchdringen. Keuschheit hilft mir das Begehren von Mitmenschen verantwortungsbewusst zu leben.

Unkeuschheit meint das Beherrschtwerden von Begierden. Unkeusch ist jemand, der in seiner Liebe Nebenabsichten hat, der getrieben ist vom Bedürfnis zu beherrschen und Macht auszuüben. Unkeuschheit ist die Haltung die im Grunde einsam macht weil sie aus Egoismus geschieht. Ich will alles und das sofort.

  • Kenne ich den Gedanken, einen anderen Menschen besitzen zu wollen?
  • Gestalte ich meine Beziehungen ehrfürchtig, achtsam und behutsam, im Wissen um den Wert des anderen?

Leises Orgelspiel – es soll einmünden in den Liedruf: Bekehre uns vergib die Sünde.

 

  1. Unmäßigkeit: Ein gieriger Mensch kommt nie zur Ruhe. Er wird getrieben von dem Trieb, alles, was er sieht, auch zu besitzen und zu benutzen. Der Gierige hat kein Maß. Die Unmäßigkeit bezieht sich nicht nur auf die Maßlosigkeit im Konsumieren, auf Essen und Trinken, wie der Begriff „Völlerei“ es ausdrücken will. Es gibt auch die Maßlosigkeit in den Ansprüchen an sich selbst, immer perfekt und erfolgreich sein zu wollen, alles im Griff zu haben. Viele Menschen überfordern sich deshalb.

 

  • Kann ich genießen oder schlinge ich gierig alles in mich hinein?
  • Finde ich das rechte Maß im Umgang mit mir selbst, in meinen Beziehungen, im Bereich der Arbeit?
  • Leises Orgelspiel – es soll einmünden in den Liedruf: Bekehre uns vergib die Sünde.

 

  1. Trägheit

Mit Trägheit die Unfähigkeit gemeint, bewusst und kraftvoll im Augenblick zu sein. Der Mensch ist unzufrieden mit sich selbst, er läuft vor sich selbst davon, klagt die Welt an, weiß nicht, was er will.  Er ist nicht bei sich, er ist unruhig. Immer sind die anderen an den eigenen Problemen schuld. Trägheit taucht auch als Gleichgültigkeit und Zynismus auf, im Wegschauen, im Geht-mich-nichts-an.

 

  • Bin ich mit meinem Leben zufrieden?
  • Habe ich genügend Schlaf und Erholung um wirklich kraftvoll zu leben?

 

  • Leises Orgelspiel – es soll einmünden in den Liedruf: Bekehre uns vergib die Sünde.

 Barmherziger Gott, du kennst unsere Gedanken und Absichten, unsere Phantasien und Bedürfnisse. Du weißt, wie sich in unser Denken und Tun Nebenabsichten hineinmischen. Wir halten dir all das Trübe und Ungeordnete in uns hin und bitten dich:

  • Reinige uns durch deinen heiligen und heilenden Geist. Durchdringe alles, was unser wahres Leben verstellt. Hilf uns umzukehren und unseren Weg im Vertrauen auf dich zu gehen. Barmherziger Gott, schenke uns Vergebung und Verzeihung unserer Schuld und einen neuen Anfang unter deinem Segen. A Amen.

 

Im Blick auf diese Todsünden oder Hauptsünden bleiben wir das ganze Leben Schüler und Schülerin. Sie begleiten uns oft treu und doch können wir um Befreiung bitten:

 

Auf jede Anrufung antworten wir: Befreie uns oh Herr: Alle: Befreie uns oh Herr.

 

Von Hochmut und Neid – befreie uns o Herr

Von Zorn und Geiz – befreie uns o Herr

Von Unkeuschheit und Unmäßigkeit – befreie uns o Herr

Von der Trägheit – befreie uns oh Herr

 

Eucharistiefeier

 

  • Schlussgebet:

Guter Gott, wir danken dir für deine Nähe. In den Tagen auf Ostern hin stärke und ermutige uns beizutragen zum wachsenden Leben für uns selbst und für unsere Mitmenschen. Durch Jesus Christus, unseren Wegbegleiter und Herrn.

A Amen.

  • Segen und Entlassungsruf:

Der Segen Gottes öffne uns einen Zugang zu den Schatten unserer Seele.

Der Segen Gottes schenke uns einen klaren und mutigen Blick auf das, was in uns ist.

Der Segen Gottes führe uns zu Christus, der den verwundeten Menschen angenommen und geheilt hat.

Der Segen Gottes lasse uns immer wieder aufbrechen, um dem Leben zu dienen.

 

Das gebe uns Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

A Amen.

Gehet hin in Frieden – Dank sei Gott dem Herrn