So. 17.3.2024 Wo ein Wille – da ein Weg (Pfarrer Hans Lagler)

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Wo ein Wille – da ein Weg. Diese bekannte Redewendung wird meiner Meinung nach zum Schlüssel des heutigen Sonntagsevangeliums. In Jerusalem sind zum Paschafest sogar Griechen anwesend. Dies ist nichts besonders da diese Metropole Menschen aus aller Welt wie ein Magnet anzieht. Da fällt mir diese berühmte Lesung aus der Apostelgeschichte am Pfingstsonntag ein, wo alle Völker aufgezählt werden, die in dieser Stadt gerade zugegen sind: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, aus Phrygien und Pamphylien und vielen anderen Ländern halten sich dort auf. (Apg 2,9)

 

Diese Gruppe der Griechen hat vom Messias gehört und formuliert  einen großen Wunsch: Wir wollen Jesus sehen. (Joh 12,20 f.) Es stimmt: Wo ein Wille – da ein Weg, denn diese Pilger begegnen einem der zwölf Apostel nämlich Philippus und nützen ihre Chance. Philippus bespricht dies wieder mit Andreas und nun gehen beide mit diesen interessierten Gästen zum Herrn.

 

Es kommt aber nicht zu einer ganz persönlichen Begegnung, so wie besondere Persönlichkeiten beim Papst in Rom für 10 Minuten eine Privataudienz erhalten. Nein, sie werden sogar Augen- und Ohrenzeugen einer Rede des Herrn, in die sie unvorbereitet mitten hineinplatzen. Jesus sagt zu allen Leuten – und diese Gruppe aus Griechenland ist nun ein kleiner Teil davon – dass seine Stunde nun gekommen ist. (Joh 12,23) Er meint damit das dramatische Geschehen der Karwoche, das für ihn fast greifbar vor Augen liegt.

 

Diese griechischen Pilger, die nur in diesem Augenblick in der Bibel erwähnt werden und von denen nie wieder in der Heiligen Schrift die Rede sein wird, haben sogar mehr erhalten als sie wollten. Die  wollten ja nur Jesus sehen, wie er vielleicht wo in einer Straße entlang ging. Es wurde ihnen aber viel mehr geschenkt, als sie zu hoffen wagten. Sie wurden Augen- und Ohrenzeugen einer sehr wichtigen Rede des Herrn. Es stimmt wirklich: Wo ein Wille da ein Weg.

 

Sehr gerne denke ich im Blick auf diese Redewendung an eine wunderschöne Begegnung eines traurigen Mannes mit dem Präsidenten von Amerika Abraham Lincoln. Es war vor über 150 Jahren. Ein Wachesoldat des Weißen Hauses wollte damals unbedingt ein paar Tage Sonderurlaub haben, um bei der Hochzeit seiner Schwester mitfeiern zu können. Sein Vorgesetzter lehnte seine Bitte  mehrmals schroff ab. Der Soldat setzte sich ganz traurig auf eine Parkbank im Garten.

 

Da kam ein kleiner Bub auf den Mann zu und fragte ihn warum er so traurig sei. Nun erzählte er dem Kind seine Geschichte. Der Knabe antwortete: Kommen sie bitte mit! „Ach was du kannst mir ja auch nicht helfen“ brummte er und folgte widerwillig dem mutigen Knirps. Sie gingen um die Ecke. Der Bub stellte sich auf seine Zehen und öffnete eine Tür, die in ein Arbeitszimmer führte. Nun stand der  Wachesoldat direkt vor dem Präsidenten von Amerika. Er konnte nochmals sein Anliegen vortragen und er bekam frei um diese Hochzeit mitfeiern zu können. Wo ein Wille – da ein Weg.

 

Diese Gruppe von Griechen wollte nur Jesus sehen und konnte ihm  sogar bei einer Rede zuhören, wo er im Bild des Weizenkornes auf sein Sterben und Auferstehen hinweist, weil seine Stunde nun gekommen ist. (Joh 12,24)

 

Dieser einfache Soldat, dessen innigster Wunsch eine Hochzeit mitfeiern zu können, mehrmals abgelehnt wurde, steht auf einmal vor dem amerikanischen Präsidenten und darf dann doch beim Fest dabei sein.

 

Bleiben wir alle in unseren Anliegen beharrlich, besonders dann wenn  in den Plänen Gottes die Zeit dafür reif geworden ist. Es wird uns  manchmal viel mehr geschenkt als wir uns zu erhoffen wagen. Amen

 

Lesung:    Jer 31, 31 – 34                   Evangelium: Joh 12, 20 – 26