So. 13.07.2025 Glaubenszeugnis (Gunter Prüller-Jagenteufel)

Die Erzählung vom Barmherzigen Samariter ist wohl eines der bekanntesten Gleichnisse der Bibel – der „barmherzige Samariter“ ist sprichwörtlich geworden, selbst außerhalb des engeren kirchlichen Kontexts; denken wir z.B. an den Arbeiter-Samariterbund. Aber gerade das, was einem altbekannt erscheint, ist es oft wert, dass man noch einmal genauer hinschaut. Und so ist das auch heute: Wenn ich die Erzählung vom barmherzigen Samariter auf mich wirken lasse, wenn ich mich hineindenke, dann zeigt sich immer wieder Neues und Überraschendes.

Der Erzählrahmen

Ein Gesetzeslehrer – also ein in Religionsfragen gebildeter Mensch – möchte prüfen, ob Jesus, der Wanderprediger von Auswärts, auch wirklich rechtgläubig ist. Und er stellt die Frage aller Fragen, hier geht es also ums Eingemachte: Was muss ich tun, um von Gott das ewige Leben zu bekommen?

Und Jesus fragt zurück, was man denn in der jüdischen Bibel – unserem Alten Testament – so findet. Worauf der Gesetzeslehrer mit dem auch uns bekannten Doppelgebot antwortet: Gottesliebe und Nächstenliebe. – Na also, da sind wir uns einig, macht Jesus unausgesprochen deutlich. Jetzt müssten wir alle nur noch danach handeln.

Die Szene könnte hier auch schon wieder zu Ende sein. Jesus macht klar, dass er ganz auf dem Boden des jüdischen Glaubens und seiner Gebote steht, und alle sind sich einig, was das bedeutet: Gott zu lieben „mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft“ und „die Nächsten wie sich selbst“.

Der springende Punkt: Wer ist mein Nächster?

Aber jetzt kommt die große Rückfrage: „Wer ist mein Nächster?“ Das ist nicht rein theoretisch in einer Zeit, wo immer häufiger zu hören ist, dass die Nächstenliebe nicht „grenzenlos“ sein kann. Die müsste zuerst den „Unsrigen“ gelten – den Österreichern, den Deutschen, den US-Amerikanern usw. – und erst in zweiter Linie den „anderen“ – wer auch immer das dann gerade ist: Menschen aus anderen Ländern, mit anderer Kultur, mit anderer Religion etc.

Nun, es stimmt, ich kann nicht alle Menschen lieben, zumindest nicht ich allein. Aber wenn es für die Liebe eine bestimmte Abstufung geben sollte, welche wäre das denn?

Das ist also die Frage des Gesetzeslehrers: Wer ist mein Nächster? Wo kann ich die Grenze ziehen? Wo muss ich die Grenze ziehen?

Die Antwort: Ein Gleichnis

Und Jesus antwortet mit einer Geschichte: Da ist ein Reisender überfallen worden.

Die Notlage – und das sollte uns bewusst sein – fällt nicht vom Himmel. Die Not ist von Menschen herbeigeführt: die Räuber. Die Not unserer Welt ist nicht Strafe Gottes oder blinder Zufall, sie ist teils von Menschen verursacht, teils von Menschen nicht rechtzeitig verhindert

worden – so oder so sind wir Menschen mit verantwortlich – und so liegt es auch an uns Menschen, Not zu lindern und zu beseitigen.

Dann begegnen uns zwei sehr fromme, religiöse Menschen: ein Priester und ein Levit. Die sehen den Überfallenen, haben aber Wichtigeres zu tun. Sie konzentrieren sich auf den Gottesdienst im Tempel, wo sie ja auch bestimmte Aufgaben haben. Dass Gott ihnen in den Armen und Notleidenden begegnen könnte, haben sie wohl vergessen. Und oft geht es ja auch mir so: Ich habe so viel Wichtiges und Dringendes zu tun, dass ich gar nicht sehe, dass jemand mich gerade dringend braucht.

Und dann kommt der „Mann aus Samarien“. Ein Ausländer. Ein Anders-Gläubiger. Einer, mit dem man als frommer Mensch nichts zu tun haben will. Würde Jesus uns heute das Gleichnis erzählen, würde er vielleicht sagen: Ein Mann aus Syrien oder Afghanistan.

Der hat Mitleid – vielleicht ja gerade deshalb, weil er selbst täglich spürt, was es bedeutet, nicht angesehen zu sein, keine Unterstützung zu bekommen. Das Bewusstsein, selbst zu den an den Rand gedrängten und Gemiedenen zu gehören, spielt eine nicht unbedeutende Rolle in dieser Erzählung. Zur konkreten Hilfe in einer Notlage sind oft die bereit, die selbst wissen, wie es ist, wenn man sie braucht, aber nicht bekommt, weil man „anders“ ist.

Wie drückt sich nun das Mitleid des Samariters aus? Nicht im Jammern und Klagen; das hilft gar nichts. Aber auch nicht darin, dass er die Räuber verfolgt und sie ins Gefängnis bringt. Das wäre zwar schon auch wichtig und wenn die Zeit daran ist, sollte das auch getan werden. Aber im hier und jetzt nützt das nichts.

Hier geht es vielmehr darum, konkret zu helfen: die Wunden zu verbinden, für den zu sorgen, der sich nicht selbst helfen kann. Das kann dann durchaus auch heißen, die weitere Hilfe denen zu übergeben, die das auch gut können. Hier dem Wirten, dem der Samariter, das nötige Geld gibt, damit für den Überfallenen gesorgt ist, während er selber sich wieder seinen eigenen Aufgaben widmet.

Handeln, so wie Gott

In all dem erweist sich die „barmherzige Liebe“ – eine Eigenschaft, die bei Evangelisten Lukas übrigens sehr deutlich auf die Liebe Gottes verweist: „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes“, so sagt er ganz am Anfang seines Evangeliums, ist Christus zu uns gekommen. Und so ist es auch nicht überraschend, dass seit frühester Zeit Jesus selbst mit dem Samariter identifiziert wird. Jesus selbst ist der Samariter, wir sind die Not leidende Menschheit, und er rettet uns. Praktische Nächstenliebe heißt also vor allem: Ich handle so an Dir, wie Gott an mir.

Das ist, denke ich, ein wichtiger Gedanke: Was uns das Sprichwort sagt: „Wie Du mir, so ich Dir“, das kann zwar zu einem guten Miteinander führen, aber eben auch zu einem sehr bösen, wenn wir einander alles heimzahlen, was uns andere antun. „Wie Gott mir, so ich Dir“, das ist etwas ganz Anderes: Das ist die dauernde Bereitschaft, Gutes zu tun. Und wo es Konflikte und Schuld gibt, ist es die Bereitschaft zu Vergebung und Versöhnung.

Und die Moral von der Geschicht‘ …

Die zentrale Pointe der Erzählung kommt aber ganz am Ende: Jesus stellt die Frage: „Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen

wurde?“ Damit wird die Fragerichtung des Anfangs total auf den Kopf gestellt. Dem Gesetzeslehrer geht es um eine Grenzziehung: Wer sind meine Nächsten? Gemeint ist hier: Wem muss ich mich zuwenden, wem nicht mehr? Diese Frage wird von Jesus radikal umgekehrt: Nicht ich habe zu bestimmen, wer meine Nächsten sind; ganz im Gegenteil: Die Frage ist, wem ich zum Nächsten werde oder nicht, indem ich liebevoll und barmherzig handle. Die Initiative dazu liegt bei mir. Und das Kriterium der Nächstenliebe ist nicht die Religion, nicht das Volk, nicht die Sprachgruppe, sondern allein die Frage: Wer braucht mich?

Die bekannte österreichische Schriftstellerin Marie v. Ebner-Eschenbach hat einen treffenden Satz geprägt: „‚Man kann nicht allen helfen!‘ sagt der Engherzige und – hilft keinem.“ – Ich könnte aber auch gerade das Gegenteil denken: „Dir kann ich jetzt helfen – zumindest ein Stück weit!“ Wenn das viele tun, dann wird auch vielen geholfen. Und weil das viele tun, in unserer Gemeinde Steinakirchen und auch weltweit, deshalb wird auch vielen geholfen.

Ich kann dazu eine wahre Geschichte erzählen, die ich erst vorgestern bei uns im Dorf erlebt habe. Da sollten ein paar Kälber auf die Weide geführt werden, angehängt am Traktor sollten sie gehen, so wie man das in unserer Gegend so macht. Nur ein Kalb wollte nicht und nicht dem Traktor folgen. Bockiger als ein Esel hat es sich gewehrt. Und ein Nachbar, der das gesehen hat, hat nicht lang überlegt, hat Most und Speck auf dem Tisch stehen lassen, ist hingegangen, hat das Kalb losgebunden und ist mit dem Kalb zu Fuß hinterher. Ganz alltäglich und auch nicht übermäßig schwer – aber gar nicht selbstverständlich. Ein kleiner Dienst kann zur großen Hilfe werden.

Und so gilt der Satz Jesu mir und dir: „Geh, und handle genauso!“

Lk 10,25–37

So. 6.07.2025 14. Sonntag im Jahreskreis (PAss Hemma Putschögl)

Jesus sendet 72 Jünger aus. Neben den 12 Aposteln, die in der Heiligen Schrift auch namentlich genannt werden, sind die 72 Jünger ganz wichtig. Jesus setzt nicht nur auf einen engen Kreis um sich herum, sondern auf sogenannte „Multiplikatoren“. Sie sollen das Evangelium in die ganze Welt tragen.

 

Was fällt auf?

· Jesus hat sie ausgesucht. Er sucht Menschen, denen er eine ganze Reihe von Anweisungen gibt und denen er zutraut, dass sie – mit Hilfe von Gott, dem „Herrn der Ernte“, wie Jesus ihn in diesem Evangelium bezeichnet – diese Aufgabe meistern.

 

· Jesus ruft sie nicht zusammen, sondern er sendet sie aus. Das heißt diese Jünger glauben schon an das was Jesus verkündet und sie sollen es weitertragen. Hinaus aus der Komfortzone, ja natürlich ist es einfach seinen Glauben zu leben, wenn man unter Gleichgesinnten ist. Aber genau da schickt Jesus sie weg.

 

· Jesus sendet sie zu zweit aus. Keiner der Jünger ist alleine unterwegs, sie haben jemanden, mit dem sie reden, weinen, lachen, sich motivieren und austauschen können. Als Einzelkämpfer:in kann es manchmal sehr schnell gehen, dass man frustriert und kraftlos ist. Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude!

 

· Nachfolge, so wie es Jesus in dieser Bibelstelle sagt, bedeutet nicht nur glauben, sondern auch zu gehen, unterwegs zu sein, den nächsten Schritt zu wagen. Und dabei das Vertrauen zu haben, dass Gott an meiner Seite ist.

Was kann Nachfolge heute für uns bedeuten? Wir werden uns ja vermutlich nicht ohne Geld, ohne Vorräte, ohne Schuhe auf den Weg in die nächste Stadt machen, um in einem fremden Haus zu Arbeiten und zu Wohnen.

Ich lade euch ein, nachzudenken: Wer sind diese Menschen, zu denen Jesus dich sendet? Vielleicht ist es deine Familie, deine Kinder, Enkelkinder, Eltern, Großeltern. Oder an deinem Arbeitsplatz, ein Kollege, eine Kollegin wo du vielleicht mitbekommen hast, dass ihn/sie etwas beschäftigt. Oder die Nachbarin, die nie Besuch bekommt. Meistens fällt einem selbst gleich jemand ein, bei dem man sich längst schon einmal melden wollte oder übersehen hat, die letzte WhatsApp Nachricht zu beantworten.

Du brauchst kein perfekter Christ, keine perfekte Christin zu sein (das schafft übrigens niemand) – du brauchst nur bereit sein zu gehen. Und ich möchte dich heute dazu ermutigen, einen Schritt zu machen hin zu dem Menschen, der dir vorher in den Sinn gekommen ist. Wir werden am Ende jeder Heiligen Messe gesendet. „Gehet hin in Frieden“ wird uns zugesprochen und aufgetragen. Und heute bekommst du von mir noch einen zusätzlichen Auftrag: Mach ganz bewusst diesen Schritt hin zu dem Menschen, zu dem dich Jesus heute schickt.

 

Die 72 Jünger sind nicht nur Befehlsempfänger und Weitergeber. Sie haben Jesus persönlich kennengelernt. Sie sind seine Freunde geworden und leben aus dieser Beziehung. Und das wünsche ich dir. Dass du eine Freundin, ein Freund von Jesus wirst und aus dieser Beziehung lebst und das auch andere Menschen spüren lässt.

 

Nachfolge bedeutet: gehen, wo Jesus uns hinsendet. Freundschaft bedeutet: bleiben, wo Jesus uns begegnet.

Evangelium: Lukas 10, 1–9

Sa. 29.06.2025 Hochfest der Apostel Petrus und Paulus (Kaplan Sojan Thomas)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder!

Am heutigen Festtag feiern wir zwei große Gestalten unseres Glaubens: den heiligen Petrus, den Felsenmann und den heiligen Paulus, den leidenschaftlichen Missionar.

 

Zwei sehr unterschiedliche Menschen – und doch vereint in der einen Liebe zu Jesus Christus.

 

Petrus – der einfache Fischer, spontan, stark im Herzen, aber nicht ohne Schwächen. Petrus war begeistert von Jesus, aber oft auch ängstlich.

  • Er hatte Angst um sein Leben.
  • Er hatte Angst, als Freund Jesu erkannt zu werden.

Er war ein Mensch mit Angst, mit Schuld – aber auch mit Mut zur Umkehr. Ein Mensch, wie wir.

 

Er war der Erste, der bekannte: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ Und doch verleugnete er Jesus – aus Angst. Aber Jesus hat ihn nicht fallen lassen. Er fragt ihn nur eines:

„Liebst du mich?“ – dreimal, um seine dreifache Verleugnung zu heilen. Diese Liebe – und nur diese – machte ihn zum Hirten der Kirche. Denn nicht die Fehler zählen bei Gott – sondern die Liebe und die Bereitschaft, immer wieder neu zu beginnen.

 

Paulus war ganz anders: Paulus – der Gelehrte, ein Verfolger der Christen. Doch auf dem Weg nach Damaskus begegnete ihm Christus – nicht mit Strafe, sondern mit Liebe. Diese Liebe verwandelte ihn. Nicht Pflicht oder Angst – sondern die Liebe war sein Motor. Von da an wurde er ein leidenschaftlicher Apostel, reiste viel und schrieb viele Briefe, die bis heute Teil der Bibel sind. Er schreibt später: „Die Liebe Christi drängt uns.“

 

Beide haben Jesus geliebt. Beide haben sein Evangelium verkündet. Beide haben ihr Leben für ihn hingegeben. In Rom, durch das Blut der Märtyrer, wurde ihre Liebe besiegelt.

  • Petrus wurde gekreuzigt.
  • Paulus wurde mit dem Schwert getötet.

Ihr Blut wurde zum Zeugnis für Jesus.

 

Was lernen wir von Petrus und Paulus? Petrus steht für das Amt in der Kirche – für Ordnung, Sakramente und Gemeinschaft. Paulus steht für das Charisma – für Begeisterung, Freiheit und den Heiligen Geist. Sie waren verschieden, aber sie haben sich gegenseitig ergänzt.

 

Auch heute braucht die Kirche:

  • Amt und Begeisterung,
  • Ordnung und Freiheit,
  • Bewahrung und Erneuerung.

Beide Seiten sind wichtig. Und wir alle sind eingeladen, unsere Gaben in die Kirche einzubringen – wie Petrus und Paulus.

 

Liebe Schwestern und Brüder, Es war nicht die Einigkeit im Charakter, nicht gleiche Wege, nicht ähnliche Meinungen, die Petrus und Paulus verbunden hat. Es war die eine Liebe zu Christus. Eine Liebe, die Fehler vergibt. Eine Liebe, die verwandelt. Eine Liebe, die zur Hingabe führt – bis zum Tod. Diese Liebe ist stärker als Unterschiede. Diese Liebe baut Kirche. Diese Liebe verbindet auch uns heute – trotz aller Verschiedenheit. Diese Liebe verbindet auch uns. Jesus fragt nicht zuerst nach unseren Erfolgen. Er fragt: „Liebst du mich?“ Nicht perfekt – aber ehrlich.

 

Petrus und Paulus erinnern uns daran, dass Gott mit ganz unterschiedlichen Menschen Geschichte schreibt. Mit Schwachen und Starken, mit Impulsiven und Nachdenklichen, mit Zweiflern und Überzeugten. Auch mit uns. Denn wir alle sind gerufen, Christus zu Bezeugen und Christus zu Lieben – mit unseren Gaben, mit unserem Leben, mit unserem Herzen. Amen

Sa. 07.06.2025 Hochzeit von Theresia und Thomas (Pfarrer Hans Lagler)

Geschätztes Brautpaar! Liebe Kinder Leonie und Philipp!

Geschätzte Angehörige, Geschwister, Paten, Verwandte, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen von Theresia und Thomas!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

In der Ecke des Wartezimmers eines Facharztes standen zwei schlichte Sessel. Der eine war ganz aus Holz, der andere hatte auf der Sitzfläche eine gepolsterte Auflage. Als es eines abends still in der Ordination wurde, begannen die zwei Stühle miteinander zu sprechen. Der Stuhl aus Holz dachte einfach laut nach: “Wir zwei Sessel stehen einfach hier in der Ecke. Mir fällt aber auf, dass auf dir lieber gepolsterter Sessel immer mehr Leute sitzen, als auf mir. Sag mir was ist dein Geheimnis?” Der gepolsterte Sessel gab zur Antwort: “Mein Geheimnis ist ganz einfach: Die Leute nehmen gern auf mir Platz, denn ich gebe immer ein wenig nach.”

 

Wenn man euch beide Theresia und Thomas nach eurem Geheimnis fragt, warum eure Beziehung so besonders ist, dann liegt in dieser kleinen Sinngeschichte meiner Meinung nach ein Hinweis auf eine Antwort. Ihr beide habt euch gut aufeinander eingestellt. Ihr gebt immer wieder ein wenig nach um dem anderen auch seine Freiheit zu lassen. Wer immer hart wie Holz bleibt und keine Veränderung zulässt, wird sich da viel schwerer tun.

 

Euer Lebensgeheimnis. – Ich gebe ein wenig nach. Dieses Rücksicht nehmen auf andere habt ihr in euren Familien gelernt. Im Kreise der verschiedenen Generationen seid ihr in euren Elternhäusern aufgewachsen und habt so die Vielfalt des Lebens erfahren.

 

Was ist so dein Geheimnis? – Ich gebe ein wenig nach. Dieses Gespür für Gott und die Menschen, soll euch Tag für Tag neu wichtig werden. Ihr habt euch für euren Hochzeitsgottesdienst sehr schöne Bibelstellen ausgesucht, die eurem Leben eine Form geben, wie ein gut gepolsterter Sessel. Unser christlicher Glaube möge eure Beziehung stützen und euch Halt schenken. Der Apostel Paulus gibt dafür eine wichtige Wegweisung: Die Liebe ist gütig, sie sucht nicht ihren eigenen Vorteil. Sie trägt das Böse nicht nach. (1 Kor 13)

 

Spürt ihr wie das Nachgeben auf beiden Seiten wichtig ist um so neue Wege für die Zukunft zu finden? Im Evangelium hörten wir eine Stelle aus dem Johannesevangelium. Jesus spricht gerne in Bildwörtern. Er nimmt Situationen aus seinem Alltag und umkleidet damit einen Gedanken. Er nennt uns nicht mehr Knechte, sondern Freunde. Da ist ein großer Unterschied. Der Sklave der Antike wartete einfach auf Befehle seines Herrn. Diese Kommandos führte er dann brav aus und dann stand er herum und wartete auf den nächsten Auftrag. Jesus nennt uns Freunde. Da ist auf einmal die Beziehung nicht mehr einseitig, sondern es besteht ein Kontakt auf Augenhöhe.

 

Unser Tun soll Frucht bringen, so schildert uns heute Jesus. Theresia und Thomas, ihr dürft heute in besonderer Weise spüren, wie wertvoll euer Tun für uns alle ist. Manchmal schleicht sich in uns allen das Gefühl ein, es hat doch alles eh keinen Sinn. So wie ein Bauer oder ein Gärtner Geduld, Ausdauer und Fleiß braucht, um seine Früchte wachsen zu sehen, so könnt auch hier heute an eurem Hochzeitstag erleben, wie viel Gutes durch euch beide schon gewachsen ist. Genießt diesen Tag in großer Dankbarkeit Gott und den Menschen gegenüber.

 

Denken wir nochmals an die beiden schlichten Sessel im Wartezimmer einer Ordination. Der eine einfach nur aus Holz der andere gepolstert. Ich gebe ein wenig nach. Das war das Geheimnis des gepolsterten Sessels.

 

Dieser Gedanke ist für euch beide sehr wichtig, damit ihr mit den herausfordernden Situationen eurer Beziehung und eures Lebens zurechtkommen könnt. Ich gebe ein wenig nach. Viel Glück und Gottes Segen für eure gemeinsame Zukunft. Amen

Lesung: 1 Kor 13 Evangelium: Joh 15, 9 – 12

Do. 29.05.2025 Ein Tag des Jubels und des Dankes (Pfarrer Hans Lagler)

Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Priester zu sein ist im Grunde sehr sehr einfach und dann doch wieder unbeschreiblich schwer. Lassen sie mich bitte diesen Gegensatz mit zwei Beispielen erklären:

 

Pfarrhaushälterin Maria Hödl kommt von Montag bis Freitag immer um 7.30 Uhr in den Pfarrhof und bereitet für den Herrn Kaplan und für mich ein Frühstück vor. Der Tag beginnt meist mit einer lebenswichtigen Frage: „Was soll ich heute kochen?“ Manchmal gibt es einen Vorschlag oder es erfolgt von mir die sinnreiche und für eine Köchin sehr hilfreiche Antwort: „Dir wird schon was einfallen.“ Maria macht einen Vorschlag und sagt: „Naja dann mach ich heute ein Gulasch.“ – „Ja passt sehr gut“, sagen wir zwei Männer und der Alltag geht los.

 

Dann kann aber folgendes passieren: Die sensiblem Magennerven von Kaplan Sojan und von mir sind auf ein geschmackvolles Gulasch mit einem kühlen Glas Bier eingestellt und dann gibt es auf einmal zum Mittagessen Marillenknödel, denn die waren in der Gefriertruhe und gehören dringend gegessen. Alles kein Problem.

 

Da hat man es als Priester kinderleicht. Für alle Gottesdienste des Jahres sind vom Vatikan Bibelstellen vorbereitet. Ein Seelsorger braucht also nie zu überlegen, welche Gedanken aus der heiligen Schrift nehme ich heute, sondern in allen katholischen Messfeiern auf der ganzen Welt werden die gleichen Texte genommen.

 

Diese Verse, die wir eben gehört haben werden in prächtigen Kathedralen, in kunstvollen Pfarrkirchen, aber auch irgendwo unter einem großen Baum in Afrika und sicherlich auch in streng islamischen Ländern unter Lebensgefahr im Geheimen vorgetragen.

 

Jetzt beginnt aber die große Schwierigkeit, denn manche Sichtweise der Bibel steht in einem krassen Gegensatz zum Denken der Welt. Hören wir nochmals das Tagesgebet: Es hat da geheißen: Allmächtiger Gott, lass die österliche Freude in uns fortdauern, denn du hast der Kirche neue Lebenskraft geschenkt und die Würde unserer Gotteskindschaft neu erstrahlen lassen. Gib dass wir den

Tag der Auferstehung voll Zuversicht erwarten, als einen Tag des Jubels und des Dankes.

 

Ist das auch deine und meine Sichtweise? Wir gehen alle auf das Geheimnis des Todes zu und wir wissen, dass wir nur Gast auf Erden sind. Aber kann ich wirklich einmal den Tag meines Todes, als den Tag der persönlichen Auferstehung und Himmelfahrt als einen Tag des Jubels und des Dankes verstehen? Menschen zu begegnen, die eines Todesfall zu verkraften haben zählt zum Aufgabengebiet jedes Seelsorgers. Solche Personen sind zurecht voller Trauer und doch gibt der christliche Glaube eine tröstende Antwort.

 

Wer meint, dass mit dem Tod alles radikal aus ist, kommt nämlich immer mehr unter Druck, denn so vieles im Leben wurde noch nicht erreicht. Mancher möchte noch dieses Urlaubsland besuchen, ein anderer hat das Ziel seinen Grundbesitz zu verdoppeln und auf einmal kommt oft ganz plötzlich der Tag der persönlichen Auferstehung und Himmelfahrt. Für den einen die große Katastrophe für den anderen ein Tag des Jubels und des Dankes, denn nun ich von allen irdischen sorgen befreit.

 

Diese positive Haltung, die heute im Gebet angeklungen ist, verändert nämlich radikal mein Leben. Garant der Hoffnung auf das ewige Leben ist Jesus Christus. Er hat den Tod besiegt und ist 40 Tage seinen Jüngern erschienen. Der Messias kehrt heim in die Herrlichkeit des Vaters um uns dann in der Kraft des Heiligen Geistes nahe zu sein.

 

Wenn diese Sichtweise in unserem Herzen verankert ist, dann prägt uns eine christliche Hoffnung, die unserem Alltag eine innere Leichtigkeit ja sogar Flügel verleiht.

 

Priester sein ist kinderleicht. Es ist von der Kirche vieles vorbereitet um würdig die heilige Messe feiern zu können.

 

Priester sein ist mit großen Schwierigkeiten verbunden, denn die Majestät des Todes stellt alles infrage. Weichen wir bitte diesen wichtigen Fragen nicht aus, denn der Moment unserer persönlichen Auferstehung und Himmelfahrt kommt ja von Tag zu Tag näher auf uns zu. Amen

Lesung: Apg 1, 1 – 11 Evangelium: Lk 24, 46 – 53

So. 18.05.2025 „Jesus Christus – eines Wesens mit dem Vater“ (Pfarrer Hans Lagler)

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Im Blick auf unseren christlichen Glauben gewinnt in den kommenden Tagen eine uralte Redewendung wieder neu an Bedeutung. Es heißt da: Die Kirche denkt in Jahrhunderten. Während sich die Mode von Jahr zu Jahr ändert, gibt es bei Glaubensfragen, eine einheitliche Meinung, die nur schwer zu verändert ist.

 

Was auf den ersten Blick als Behäbigkeit wirkt, erscheint auf einmal als Merkmal der Beständigkeit und der Verlässlichkeit. In der kommenden Woche wird nämlich ein wichtiges Jubiläum gefeiert. Es ist nämlich am 20. Mai genau 1700 Jahre her, dass in der kleinen Stadt Nicea in der heutigen Türkei eine Versammlung aller Bischöfe der damaligen Zeit einberufen wurde.

 

Bei diesem Konzil galt es eine wichtige Frage zu klären. Es ging um Bedeutung von Jesus für die Gemeinschaft der Kirche. Ein Priester namens Arius trat auf uns predigte lautstark, dass der Messias das erste aller Geschöpfe ist. Die hört sich auf den ersten Blick gut an, aber von der Gottessohnschaft des Herrn ist aber keine Rede mehr. Als dieser Arius bei dieser Besprechung seine Gedanken wortgewaltig vortrug, soll der von dem uns allen sehr vertraute Bischof Nikolaus dem Redner eine Ohrfeige gegeben haben.

 

Nach kurzer Zeit war nach dem Studium der Bibel das Ergebnis klar: Jesus Christus ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit. Er ist Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott. Er ist eines Wesens mit dem Vater. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel herabgekommen. Es wurden diese Gedanken als Glaubensbekenntnis formuliert und für ewige Zeiten niedergeschrieben.

 

Der Blick auf Jesus Christus ist der Mittelpunkt unseres christlichen Glaubens. In ihm ist der unbegreifliche Gott sichtbar als Mensch

erschienen. Lassen sie mich bitte diesen wichtigen Gedanken mit Worten aus dem Johannesevangelium beschreiben: „Und das Wort ist Fleisch geworden und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14)

 

Mit der Zeit kann es vorkommen, dass wir diesen wachen Blick auf den Erlöser der Welt verlieren und unser Glaube und damit auch unsere Lebenseinstellung oberflächlich werden.

 

Lassen sie mich bitte diese schleichende Veränderung mit einem bösen Witz beschreiben: Ein Pfarrer und ein Kaplan saßen beim Mittagessen im Pfarrhofzusammen. Jeder machte ein Kreuzzeichen, betete still sein Tischgebet und schloss wieder mit einem Kreuzzeichen ab. Da fragte der junge Priester seinen Chef: Herr Pfarrer was beten sie eigentlich als Tischgebet? Der Seelsorger gab zur Antwort: „Ich zähle still bis 20.“ Da entgegnete der Kaplan: „Oh, da bin ich frommer, ich zähle bis 25!“

 

Die Gefahr ist groß, dass wir uns in Äußerlichkeiten verlieren und der Kern und der Mittelpunkt unseres Christseins verblassen, weil wir das Geheimnis Gottes aus den Augen verloren haben. Wir können daher dankbar sein, wenn heute der Apostel Petrus die Bedeutung unserer Gottesbeziehung in den Mittelpunkt stellt. Der erste Papst streicht unsere Berufung heraus: Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein Volk das Gottes besonderes Eigentum wurde. (1 Petr 2,9)

 

Da ist es gut wenn Tag für Tag starke Persönlichkeiten, die aus dieser Haltung gelebt haben am Kalender stehen. Die Kirche ehrt heute am 21. Mai den seligen Franz Jägerstätter. Seine konsequente Lebenshaltung verdient auch in unserer Zeit Respekt und Hochachtung. Mich freut es sehr, dass er ein Mesner war. Er übernahm diesen Dienst zu einer Zeit, wo viele Menschen bewusst zur Kirche Distanz hielte, weil es zu gefährlich war sich öffentlich als

 

Es braucht also zum Christin sein, zum Christ-sein eine Portion Selbstbewusstsein sein. Gehen wir in der Gemeinschaft der Kirche unseren persönlichen Glaubensweg weiter und vertiefen wir unsere

lebendige Beziehung zu Jesus Christus, denn er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Amen

 

Lesung: 1 Petrus 2, 4 – 9 Evangelium: Joh 14, 1 – 12

So. 20.4.2025 Ostersonntag – „Ich habe Jesus gefunden“ (Pfarrer Hans Lagler)

Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Sie saust wie eine berühmte deutsche Schlagersängerin „Atemlos durch die Nacht“. Die Rede ist von einer jungen Frau namens Maria Magdalena, die am Ostermorgen eine unbeschreibliche Erfahrung machen durfte. Als sie die Apostel trifft, verschlägt es ihr die Stimme und sie schreit: Ich habe den Herrn gesehen! Ich habe den Herrn gesehen. (Joh 20,18)

 

Obwohl der heilige Augustinus dieser Osterzeugin schon vor 1500 Jahren den Ehrentitel „apostola apostolorum“ – also die Apostolin der Apostel – verleiht, braucht es doch 2000 Jahre bis ihre Persönlichkeit wirklich entsprechend gewürdigt wird. Es ist Papst Franziskus der erst vor wenigen Jahren den Gedenktag der heiligen Maria Magdalena am 22. Juli zu einem kirchlichen Fest erhob und sie somit den anderen 12 Aposteln gleichstellte.

 

Die jährliche Feier der Karwoche und des Osterfestes möchte unsere Verbundenheit mit dem leidenden Jesus und dem auferstandenen Christus vertiefen. Dies ist sehr wichtig, denn es geht im Alltag des Lebens leider viel zu schnell, dass sich Freundschaften verlieren.

 

Denken sie an ihre Schulzeit zurück. Da war man mit jemand in der Klasse fast Tag und Nacht unzertrennlich verbunden und beim Klassentreffen 30 Jahre später fragt man dann einen netten Mann mit Bierbauch und Glatze ganz vorsichtig: „Christian, bist du das? Jetzt haben wir uns aber schon lange nicht mehr gesehen.“

 

Damit wir uns von Jesus nicht entfernen helfen uns ganz besonders die Feierlichkeiten des Kirchenjahres. Die Gefahr ist groß, dass wir den Messias aus den Augen verlieren und uns im Trubel der Zeit seine einzigartige Botschaft nicht mehr wichtig ist.

 

Es gibt einen ganz großen Unterschied in der Feierkultur der  Osternacht im Vergleich zum Ostersonntag. Durch die hereinbrechende Nacht war das zaghafte Licht der Osterkerze gestern in der ganzen Kirche weit und breit zu sehen und alle blickten dankbar darauf. Sie ist jetzt auch entzündet, aber man merkt es kaum aufgrund des strahlenden Tageslichtes und der eingeschalteten Festbeleuchtung, dass diese Kerze brennt.

 

Wir alle leben in der Herausforderung, dass wir das Hochfest der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus banal auf ein Verzehren von schmackhaftem Osterschinken und gefärbten Eiern reduzieren. Es gibt schon genug Menschen, die sich über die herausfordernde Botschaft der Karwoche geschickt hinüberschwindeln und heute nur ein Hasenfest mit Verwandtschaftstreffen begehen.

 

„Ich habe den Herrn gesehen“, ruft uns Maria Magdalena zu. Sie läuft sozusagen auch heute atemlos durch die Nacht um gerade dir und mir die Osterbotschaft zu bringen. Diese wichtige Nachricht verliert nie ihre Ausstrahlung, wenn man sie wirklich ernst nimmt.

 

Vor ein paar Wochen hatte ich ein besonders Erlebnis. Eine junge Lehrerin aus Wien nahm zu mir Kontakt auf und bat mich um die Erwachsenentaufe. Ihren Eltern war damals bei ihrer Geburt eine Taufspendung nicht wichtig. Diese Frau namens Pauline lernte einen feschen Mostviertler kennen und sie kam durch seine Familie wieder neu mit der Schönheit und der faszinierenden Ausstrahlung des christlichen Glaubens in Berührung.

 

Bei einer Erwachsenentaufe ist folgendes vorgeschrieben. Die Taufbewerberin muss dem Bischof einen Brief schreiben, warum sie in die Gemeinschaft der katholischen Kirche aufgenommen werden möchte. Ich darf Pauline daher zitieren: „Mit der Taufe möchte ich mich noch tiefer in die christliche Gemeinschaft eingliedern und meinen Glauben aktiv leben. Ich freue mich darauf, in Zukunft Teil der Kirche zu sein, mich einzubringen und meinen Weg als Christin weiterzugehen“.

 

Unsere erwachsene Taufbewerberin Pauline hat Jesus kennengelernt. Maria Magdalena, die atemlos durch die Nacht läuft, nimmt uns an der Hand. Sie ruft uns allen zu: Ich habe den Herrn gesehen!“ In diese Glaubenserfahrung des Osterfestes gilt es sich immer mehr zu vertiefen. Amen

Lesung:    Kol 3, 1 – 4                         Evangelium: Joh 20, 1 – 18

So. 30.3.2025 Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Kaplan Sojan Thomas)

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn Eines der bekanntesten Gleichnisse erzählt eine spannende Familiengeschichte: ein Vater, dessen Großherzigkeit schier maßlos ist; ein Sohn, der schließlich in der Gosse landet – bei den Schweinen, und zu guter Letzt ein zweiter Sohn. Der Ältere der beiden, der, der brav geblieben ist, anständig, der sein Lebtag lang gearbeitet hat, und am Ende dieses Gleichnisses steht gerade der draußen vor der Tür. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn, vielfach auch genannt „das Gleichnis vom barmherzigen Vater“, könnte auch einen dritten Namen bekommen: „Das Gleichnis vom zornigen Bruder“. Je nachdem, mit welcher Person wir uns am meisten identifizieren.

Der Vater ist jemand, der loslassen kann, damit die Söhne die Chance haben, ihr Leben in die Hand zu nehmen, eigene Erfahrungen zu machen und so zu reifen. „Er teilte sein Vermögen auf“.  Der Vater gibt, was er hat, an seine Söhne ab. Damit gibt er ein Stück seines Lebens ab. Aber nur indem er als Vater loslassen kann, haben die Söhne die Möglichkeit ihr eigenes Leben zu leben, es sinnvoll zu gestalten, auch wenn dies zunächst nicht so aussehen mag.

 

Im Gleichnis begleiten wir den Sohn in die Fremde: Er verschleudert sein Vermögen, er hütet die Schweine, hat Hunger und will doch wieder heimkehren. Erst bei der Heimkunft des Sohnes, erahnen wir, was auch der Vater durchgemacht hat, wie sehr er an seinen Sohn gedacht haben muss, weil er ihn liebte und herbeisehnte. Von weitem schon sah er ihn kommen, wahrscheinlich hat er Ausschau gehalten, „und er hat Mitleid mit ihm. Er läuft dem Sohn entgegen, fielt ihm um den Hals und küsst ihn.“ Der Vater lässt den Sohn nicht einmal ausreden, er braucht keine Entschuldigung, er nimmt seinen Sohn in den Arm und freut sich, dass er zurückgekehrt ist…..Die Begegnung ermutigt uns zu einer Umkehr, immer neu ein Leben in der Gnade Gottes zu beginnen. Dieses Gleichnis zeigt uns: So handelt Gott. Gerechtigkeit ist zum Guten und zum Frieden zu wenig, es bedarf der Liebe und der Barmherzigkeit. Wenn der Mensch festsitzt und zu keinem Schritt mehr fähig ist, dann bleibt Gott trotzdem unterwegs zum Menschen, um ihn zu retten. Barmherzigkeit geht über Recht.

 

Wir erfahren nicht, ob das Gleichnis vom verlorenen Sohn, die Geschichte vom barmherzigen Vater, im letzten wirklich gut ausgeht. Es bleibt offen, ob auch der zornige Bruder bereit ist, die Barmherzigkeit seines Vaters anzunehmen, zu akzeptieren. Der Bruder ist ein Realist, er hat ja recht, aber er denkt nicht so wie sein Vater, da ist keine Freude und nicht die Liebe des Vaters. Wirklich schön wird die Geschichte erst dann sein, wenn auch der zornige Bruder bereit sein wird, so zu denken wie sein Vater. Auch bei diesem Bruder ist eine Umkehr notwendig, die dann ganz wesentlich zum Frieden und zur Freude des Festes beitragen wird. Von ihm ist eine innere Umkehr des Denkens gefordert.

 

Der ältere Sohn war beim Vater geblieben und hat so versucht, sein Glück zu finden und seine Sehnsucht nach Leben zu leben. Ist er weitergekommen? Als er die Musik hört, kann er am Fest nicht teilnehmen. Zu viel an Hass und Enttäuschung ist in ihm. So geht kein Fest. Dem Vater macht er Vorhaltungen, rechnet auf, was er alles geleistet hat und was er dafür bekommen oder nicht bekommen hat. Sein Ärger und seine Wut sind unbeschreibbar, er versteht nichts mehr. Er hat den ganzen Druck der Verantwortung und Sorge auf sich genommen, hat alle Pflichten bestens erfüllt und dann… Dann scheint nichts zu sein. Alles umsonst.

 

Bei dem älteren Sohn bleibt offen wie die Geschichte ausgeht. Wird er einen Zugang zum Fest finden? Mag er glauben, dass er ebenso wie der jüngere Sohn vom Vater geliebt wird? Wird er erfahren und annehmen können, dass es mehrere Wege gibt, sein Lebensglück zu finden?

 

Der zornige Bruder hat es vielleicht noch viel schwerer als der „verlorene Sohn“, der durch seine Not zur Einsicht gelangt ist, der ja gar nicht anders konnte, als wieder heimzukehren zum Vater. Vom älterem ist Gerechtigkeit verlangt nicht nach dem eigenen Denken, sondern nach dem Denken des Vaters. Das erinnert an ein Wort, das Jesus einmal an Petrus richtet: „Weg mit dir, Satan, … denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ – Petrus geht nicht, Gott sei Dank, und wir hoffen, dass auch der zornige Bruder nicht geht, dass er bereit sein wird, so zu denken, wie sein Vater es ihm nahelegt.

 

In der Gemeinschaft der Kirche, die gemeinsam ein Fest feiert, sind wir nicht nur zu Umkehr und Barmherzigkeit gerufen, sondern wirklich auch zu einer Wandlung des Denkens. Die Fastenzeit lädt uns ein, uns selbst zu hinterfragen: Wo habe ich meinen Bruder oder meine Schwester verletzt? Wo habe ich das Angebot der Versöhnung nicht angenommen oder selbst versäumt, Versöhnung zu stiften? Diese Zeit fordert uns heraus, unser Herz zu öffnen und mit Gott und meinem Nächsten in Einklang zu kommen. Es ist eine Einladung, den Blick von den eigenen Enttäuschungen und den eigenen Fehlern zu wenden und auf die Liebe Gottes zu richten, die größer ist als all

unser Versagen. Amen

So. 16.3.2025 Es gibt Momente der Durchlässigkeit (Dr. Enrico Grube, Innsbruck))

Es gibt Momente der Durchlässigkeit. Es gibt Augenblicke im Leben, wo in unserer gewöhnlichen, alltäglichen Welt eine andere aufscheint, eine Welt, die über dasjenige, was wir normalerweise erfahren, hinausgeht. In der Erfahrung der erhabenen Schönheit der Natur erleben manche Menschen solche Augenblicke, oder in einem Gespräch mit einem geliebten Menschen. Einige der großen Mystiker der Kirchengeschichte haben im Gebet solche Momente erlebt – Momente, in denen sich die Schöpfung zu öffnen scheint auf etwas Anderes hin.

  • Meister Eckhart: ‚Durchbruch‘ – Gott bricht durch, „spricht“ mit Menschen – ‚die Stimme Gottes hören‘ meint diese Erfahrung
  • verbunden mit tiefer Freude (tiefe Freude immer verbunden mit Sehnsucht)
  • Philosophen reden manchmal von „Grenzerfahrungen“ – an den Grenzen des Lebens erfahren wir manchmal Momente des ganz anderen

 

Verklärung à Modell für diese Erfahrung

  • Berg: Ort der Begegnung mit Gott
  • Metamorphosis – Wandel der Gestalt: er verliert seine menschliche Gestalt nicht; er behält seine menschliche Gestalt, aber etwas mehr erscheint darin, im menschlichen Antlitz Christi erscheint seine Gottheit
  • Mose und Elija als Vertreter des AT – Gesetz und Propheten – Gestalten der entfernten Vergangenheit tauchen auf – im Durchbruch: Ewigkeit, räumliche und zeitliche Distanzen sind aufgehoben in Gottes Wirklichkeit; Ewigkeit ist nicht endlose Zeit sondern ein Über-der-Zeit
  • symbolisch: Christus erscheint als Erfüllung von Gesetz und Prophetie

 

Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen,
wurden jedoch wach
und sahen Jesus in strahlendem Licht
und die zwei Männer, die bei ihm standen.

  • Schlaf: Spirituelle Unaufmerksamkeit, Verschlossenheit – man denke an den Schlaf der Jünger im Garten von Gethsemane
  • Sie erwachen und sahen Jesus in strahlendem Licht – wenn wir uns die Geschichten der großen Heiligen der Kirche anschauen, so ist es oft das Gebet, das zu einer solchen Erfahrung führt – zu Berichten des Erwachens, als sei ein Schleier von den Augen genommen worden
  • Gebet: Erhebung des Herzens zu Gott – Öffnung des Bewusstseins dieser anderen Welt gegenüber, die zwar in dieser Welt beginnt, aber weit über sie hinaus geht
  • wir sind für dieses Andere erschaffen worden – wie der Hl. Augustinus am Beginn seiner Bekenntnisse formulierte…
  • Dieses Zur-Ruhe-Kommen der Unruhe des Herzens in Gott: In dieser Welt haben wir nur Augenblicke davon à wir müssen immer wieder in die Welt zurückkehren, hinabsteigen vom Berg
  • diejenigen, die „etwas erfahren haben“ im Gebet, denen Gott sich irgendwie gezeigt hat in der Betrachtung, würden allzu gern in dieser Erfahrung Gottes verharren, „Hütten bauen“ auf diesem heiligen Berg – doch ist es ihnen in diesem Leben nicht vergönnt, sie müssen wieder hinabsteigen, der Herr hüllt sich in Wolken – Warum? Weil er sie sendet! Er sendet sie, dieses Licht, das Licht Seiner göttlichen Klarheit weiterzutragen – davon zu berichten, dass es dieses „ganz Andere“ gibt; dass der Herr auf jeden einzelnen von uns wartet, dass wir zu ihm kommen sollen.
  • Petrus ist den Berg hinabgestiegen und zum ersten Papst geworden: die Kirche, die große Theologie der Heiligen geht auf solche Durchbruchserlebnisse zurück
  • Was waren unsere Durchbruchserlebnisse im Leben? Wo hat sich der Herr uns gezeigt? Haben wir den Mut, diese Ereignisse ernst zu nehmen und auch als solche zu benennen? Haben wir den Mut, unsere Erfahrungen mit dem Herrn mitzuteilen, auch wenn das eigentlich so gut wie unmöglich ist? Jede und jeder von euch ist dazu berufen, das göttliche Licht, das er oder sie auf dem Antlitz Christi gesehen hat, weiterzugeben. Das ist Kirche, dazu ist Kirche da! Die Frohe Botschaft: Im Antlitz Christi hat Gott sich gezeigt und zeigt uns, wer er ist. Dass er will, dass wir in aller Freiheit und als der- und diejenige, die wir sind, zu ihm kommen.
  • In der Heiligen Eucharistie schenkt er uns jedes Mal auf wundersame Weise einen Vorgeschmack seiner göttlichen Gemeinschaft. Lasst uns nun gemeinsam dieses große Geheimnis feiern. AMEN.

 Lk 9, 28b–36

So. 2.3.2025 Faschingspredigt (Pfarrer Hans Lagler)

Die Faschingspredigt ist heuer Herrn Johann Kronister aus Götzwang zu seinem 90igsten Geburtstag gewidmet.

 

Gott sei Dank haben wir die Mostviertler Maßeinheiten

 

Um in Europa einheitliche Maßeinheiten zu haben, wurden Ende des 19. Jahrhunderts die Länge eines Meters genau festgelegt und auch das Gewicht eines Kilos exakt bestimmt.

 

 Pariser Urkilo, 1889

Das sogenannte Urkilo wird in Paris in einem Tresor aufbewahrt. Kaiser Franz Josef wollte für Wien auch ein Exemplar haben und so kam auch in die Stadt an der schönen blauen Donau ein Gewicht. Alle zehn Jahre musste aber das Wiener Urkilo nach Paris gebracht werden, damit beide mit ein und derselben Waage gewogen werden. Leider ist aber im Laufe der Zeit dieses Pariser Urkilo um 0,00005 Gramm leichter geworden und meiner Meinung nach nicht mehr verwendbar, weil es zu ungenau ist! Gott seid Dank

gibt es über 25 Mostviertler Maßeinheiten die sehr genau das Gewicht angeben.

 

Des Urkilo is hi

 

Hobt’s scho g‘heat es Foschingnoarn,

des Urkilo is vü leichta woarn?

Wird dei Turtn nix, so hob Geduid,

des foische Urkilo is do schuid.

Des siaxt a ba da Bodezimmawog

do stöst de drauf so maunchen Tog,

dann schiaßt de aufi bis auf d’Heh;

dei G‘wicht is wiakli nur a Schmeh.

Du bist fü leichta des is gwiss,

weus Urkilo hoit hi woarn is.

Drum stö des Graffe g‘schwind auf d’Seitn

und nutz ma unsane Mostvierler Moßeinheiten.

Mit dem oidn Klumpat brauch ma nimma lem

des g’heat auf Woifpassing zan Flohmoakd gem.

 

Den Most, den mess ma wieda daun in Eima,

do brauchst hiazt gor net schnö dakeima.

Mochst da auf a Flascherl Wei

daun schenkst da hoit an Schnoppa ei.

So a Doppla is jo do nua a kloas Lackerl

des letzte Noagl bringt dir a guats G’schmackerl.

So a Schluckal is jo gor net vü,

a guats Glaserl bringt di schnö zan Zü;

derfst net vaochtn des guate Trepferl,

s’Mausbrunzerl mecht a nu eine in dei Krepferl.

 

 

Duast wos bocha in an Randerl,

nimmst a Möh wos Plotz hot in dein Handerl.

Grod nur a Messaspitzn Soiz,

und an Löffi voi van schweinan Schmoiz.

Is de Möhspeis firti daun,

geht’s as glei min Auschnein aun.

D’Oma mechat grod a Futzerl

a Eckerl kriagt des kloane Butzerl,

Da Opa schneid se owa schnö a Stickal,

a Trum dafau griagt da Onkel Wickal,

nur a Schnoatal haum ma für de Godn ganz gwiss,

weus sowa so a Murdstrum ist.

 

Bist nu net oid und nu ganz jung,

is da Weg zan Wiatzhaus nur a Kotznsprung.

Kimmst in de Johre mit da Zeit,

is Brandter scho an Hupfa weit,

duast wie da Kronister Hauns scho boid aunan 90-a denka,

wird de Stroß in Moakt daun oiwu länga,

und brauchst boid an Stock für des kurze Stickl,

daun is a broata Weg van Götzwanga Erlaufbrickl.

 

Is er daun duat, vadruckt er mit volla Kroft

A kloas Gulasch mit fü Fleisch und fü Soft.

 

Vakafst den bestn Ocka auf da Wöd,

daun griagst dafir an Schüwe Göd.

Host fü Stoana in dein Grund,

a haushocher Unterschied mocht do de Rund.

Nur des ona des is gwiss,

das dei Fleckl um a Eckhaus teira is.

 

 

Foast mit’n Zug zum Herrn Notar

Wiad da de Aktentoschn schwar,

de Stoßn woa schlecht gramt,

und so host den Zug ums oa-ups-lecka vasamt,

 

Des ollas muaß dir daun passiern,

weils Urkilo duats G‘wicht valiern.

Jo große Probleme gibt’s, es Herrn und Damen

Des woar de Faschingspredi. Amen