So. 9.2.2025 Enttäuschung – Den Traum mit der Wirklichkeit tauschen (Pfarrer Hans Lagler)

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Diese Erfahrung ist immer und überall zu finden: Nach einem grandiosen Anfang kommt eine Zeit der Ernüchterung. Da ist ein junges Paar Hals über Kopf verliebt und schwebt im siebten Himmel. Mit der Zeit spürt man auf einmal die Ecken und Kanten des Partners, der Partnerin. Der Alltag wird schön langsam spürbar.

 

Da eröffnet jemand eine Konditorei und alles läuft sehr gut. Alle kommen in das Lokal um es einmal zu erproben. Es klingelt in der Kassa und dann wird es doch mit den Wochen wieder ruhiger mit den Gästen. Der Alltag macht sich bemerkbar.

 

Mit Glaubenserfahrungen ist es genauso. Neben Sternstunden von religiösen Erlebnissen kommt dann die Zeit der Bewährung. Halte ich  ehrlich durch, was Gott von mir erwartet?

 

In der Beziehung, in der Familie, im Berufsleben, im Alter und in Glaubenserfahrungen wird es immer wieder Enttäuschungen geben. In diesem Wort Ent-täuschung liegt ein Sprachgeheimnis, das wir nicht übersehen dürfen. Wir tauschen unsere Erfahrungen, die vielleicht gar nicht der Wirklichkeit entsprechen mit der harten Realität ein. Das ist eine heilsame Erfahrung.

 

Aus einem „Liebe macht blind“,  wird eine wahre Liebe die sehend macht. Im Beruf gibt es nicht nur den Zauber des Anfangs, sonders es braucht auch ein ehrliches Bemühen um Qualität und Fachkompetenz, damit die Kunden nicht ausbleiben. Echter Glaube ruft nach Treue und Beständigkeit, damit unser religiöses Empfinden keine Seifenblase wird.

 

Persönlich ist es für mich immer eine große Enttäuschung, wenn im politischen Bereich plötzlich prominente Persönlichkeiten über Nacht verschwinden. Da garantiert ein Mensch eine gewisse Einstellung und bittet um Wählerstimmen und ist dann auf einmal von einer Sekunde auf die andere doch wieder ausgetauscht. Ent-täuschung.

 

Heute erfahren wir in den Enttäuschungen unseres Lebens wieder neu den Grund auf dem wir stehen und wir dürfen an diesem Wortlaut festhalten: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift und erschien dem Petrus, der auch Kephas genannt wird – der Fels und dann den Zwölf. (1 Kor 15,1)

 

Dieses Fundament ist die Grundlage für ein erfülltes Leben in privater, beruflicher und religiöser Hinsicht im auf und ab des Lebens. Das ist der Eckstein in guten wie in bösen Tagen unserer Biografie um hier einen Gedanken des Eheversprechens anklingen zu lassen.

 

Wir sind alle Suchende und dürfen immer wieder dazulernen. Jesus spricht heute den enttäuschten Petrus an: Fahr nochmals hinaus auf den See. (Lk 5,4) Der Herr schenkt ihm als Sinnbild einen großartigen Fischfang.

 

Für meinen Dienst als Pfarrer konnte ich ganz viel in meinen Kaplanspfarren Purgstall, Zwettl und Krems lernen. Besonders in der Wachau erlebte ich viele Enttäuschungen und lernte so das wirkliche Leben kennen; da sind wir in Steinakirchen in einer ganz anderen Welt.

 

Ein Beispiel: Bei einer Taufe lud ich ein gemeinsam das „Vater unser“ zu beten. Es betete aber niemand mit mir mit. Ich dachte, vielleicht haben die Leute mich nicht verstanden, und wiederholte meine Einladung: Leider blieb ich beim Gebet wieder alleine und erlebte so eine große Enttäuschung, aber im Sinne dieser Predigt. Meine Vorstellung von einer heilen katholischen Welt, wie ich es vielfach im meiner Kindheit erlebt hatte, war zerbrochen. Ich durfte dieses Traumbild mit der Wirklichkeit eintauschen und erkennen, dass diese Familie das Vater unser entweder nie gelernt oder wie ein Kindergedicht aus der Volksschulzeit einfach vergessen hatte. Der Großvater hat mir aber meine Ratlosigkeit angesehen und versuchte beim Taufmahl zu retten was noch zu retten war. Er sagte: Herr Kaplan, sie müssen wissen wir sind eine sehr katholische Familie. Wir fahren sogar einmal im Jahr nach Maria Taferl.

 

Es werden uns im Leben Enttäuschungen nie erspart bleiben. Aus diesen Erfahrungen gilt es zu lernen, damit uns die Augen für die Wirklichkeit des Lebens geöffnet werden. Amen

So. 2.2.2025 Darstellung des Herrn (Pfarrer Hans Lagler)

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Wichtige kirchliche Festtage sind in Gefahr in Vergessenheit zu geraten. Grundlegend denke ich da an den Sonntag, der immer sich immer weniger von den anderen Wochentagen in der Lebensgestaltung abhebt. Ich denke da an die Gedenktage mancher Heiligen, die in unserem Kalender eingetragen sind. Diese kleinen Feiertage werden in unserem Alltag immer mehr eingeebnet und daher vergessen. Ein so ein kleiner Feiertag ist das Fest der Darstellung des Herrn.

 

Dieser Tag ist der 40 Tag nach Weihnachten. Die Zahl 40 hat ja eine große symbolische Kraft. 40 Jahre brauchte das Volk Israel auf ihrer Wanderschaft von Ägypten nach Israel. 40 Tage hat Jesus vor seinem öffentlichen Wirken in der Wüste verbracht. 40 Tage wird die Fastenzeit dauern.

 

Der Lichtmesstag ist der 40. Tag nach Weihnachten. Die Weihnachtszeit geht damit zu Ende und alles Weihnachtliche wird damit aus unserer Kirche verschwinden. Die Krippe wird wieder sorgfältig aufbewahrt, denn das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt.

 

Der Lichtmesstag lässt nochmals die Weihnachtsbotschaft aufklingen. Es ist im Grunde ein jüdisches Fest, denn wenn Josef und Maria den kleinen Jesus in den Tempel nach Jerusalem bringen, halten sie eine Vorschrift des jüdischen Glaubens ein. Die Geburt des ersten Kindes war und ist ja auch heute etwas Besonderes. Damals galt die Vorschrift, dass jede männliche Erstgeburt beim Menschen und beim Vieh Gott gehörte und daher unter den besonderen Schutz Gottes gestellt wurde. Maria und Josef brachten aus diesem Grund ein Opfer dar, heute würden wir sagen, sie haben etwas gespendet. Für die armen Leute waren als Opfer zwei Tauben vorgeschrieben.

 

Maria und Josef bringen das Kind in den Tempel. Zwei alte Leute, die sich oft im Tempel aufhalten Simeon und Hanna erkennen, welche Bedeutung dieses kleine Kind für die ganze Welt hat. Für diese beiden Propheten ist dieser Tag der wichtigste in ihrem Leben. Simeon formuliert es in seiner Sprache: “Nun lässt du Herr deinen Knecht in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen das du allen Völkern bereitet hast.”

Simeon kann nun in Frieden sterben.

 

Dieser Simeon erklärt Maria und Josef welche Bedeutung Jesus für die ganze Welt haben wird. “Jesus ist bestimmt, dass durch ihn viele zu Fall kommen, und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen ans Licht kommen.”

 

Auf den ersten Seiten der Bibel wird die Erzählung von Adam und Eva berichtet. Wir kennen alle diese Geschichte. Die Schlange verspricht ihnen die Möglichkeit gut von böse unterscheiden zu können. Darin liegt die Grundversuchung der Menschen aller Zeiten. “zu sein wollen wie Gott.” Ich setze mich an die Stelle Gottes. Das kann nicht gut gehen. So etwas bringt Jesus zu Fall.

 

Jesus ist ein Zeichen an dem sich viele aufrichten können. Das haben wir alle schon gespürt. Die Hoffnung ist neben dem Glauben und der Liebe die dritte göttliche Tugend. Was wäre unser Leben, wenn wir keine Hoffnung hätten? Die Hoffnung führt uns durch manche Karfreitage des Lebens hindurch zum Ostersonntag.

 

Maria und Josef staunen über die Worte, die dieser alte Mann zu ihnen sagt. Am tiefsten wird aber Maria der Satz: Durch deine Seele wird ein Schwert dringen” getroffen haben. Wir sind es gewohnt in der Fastenzeit den Kreuzweg zu beten. Ganz einfach wird da gesagt: “Jesus begegnet seiner Mutter, oder der Leichnam Jesu wird in den Schoß Mariens gelegt.” Wer selber schon einem Kind ins Grab hat nachschauen müssen, der spürt wie einem wie bei Maria ein Schwert durch die Seele dringt. Gerade solchen schwer seelisch verwundeten Menschen bitte ich, dass sie sich Kraft zum Durchhalten bei der Gottesmutter holen.

 

Im Evangelium für diesen heutigen Festtag da leuchtet das ganze Leben Jesu auf. Wir blicken zurück auf Weihnachten, auf die Geburt des Erlösers der Welt. Wir schauen auf das Leben und das Sterben und die Auferstehung des Herrn. Die Gottesmutter hat dies alles erlebt.

 

Der Lichtmesstag ist auf den ersten Blick ein ganz gewöhnlicher Tag, wer aber tiefer zu blicken vermag, der merkt, dass dieser Tag für unseren Glauben ganz ganz wichtig ist. AMEN

Lesung:       Mal 3, 1 – 4                              Evangelium: Lk 2,22-40

 

So. 5.1.2025 Und das Wort ist Fleisch geworden (Kaplan Sojan Thomas)

Liebe versammelte Gottesdienstgemeinde!

 

Als Evangelium haben wir an diesem Sonntag noch einmal den großartigen Prolog des Johannesevangeliums gehört. Der Evangelist

versucht darin, die Bedeutung Jesu in die Heilsgeschichte einzuordnen; vom Anfang der Schöpfung an.

 

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Mit diesen Worten wird deutlich, dass Jesus nicht einfach ein Mensch ist, der irgendwann geboren wurde, sondern dass er von Ewigkeit her existiert. Johannes beginnt mit einer bewussten Anspielung auf die Schöpfungsgeschichte: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Doch Johannes geht noch weiter – er zeigt, dass das „Wort“ nicht nur Werkzeug der Schöpfung war, sondern selbst göttlich ist.

 

Dieses „Wort“ ist Gottes Selbstoffenbarung. Es ist der Ausdruck seines Wesens, seiner Gedanken, seiner Liebe. Johannes macht deutlich: Jesus ist der ewige Sohn Gottes, der immer schon bei Gott war. In ihm begegnen wir nicht nur einem Propheten oder Lehrer, sondern dem lebendigen Gott selbst.

 

Johannes betont: „Alles ist durch das Wort gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ Jesus war aktiv an der Schöpfung beteiligt. Das bedeutet, dass die gesamte Schöpfung in einer Beziehung zu ihm steht. Wenn wir wissen, dass Jesus der Schöpfer ist, erkennen wir den Wert und die Heiligkeit von allem Geschaffenen. Die Natur, die Tiere, die Menschen – sie sind ein Ausdruck seiner Liebe. Diese Erkenntnis lädt uns ein, die Schöpfung zu achten und mit Verantwortungsvoll zu behandeln.

 

Johannes schreibt: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht

der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen.“ In eine Welt, die von Dunkelheit und Chaos geprägt ist, bringt Jesus Licht und Leben. Dieses Licht ist stärker als jede Dunkelheit – stärker als Sünde, Angst und Tod. Es gibt keine Dunkelheit in unserem Leben, die Jesus nicht durchbrechen könnte. Egal wie tief wir fallen oder wie groß unsere Verzweiflung ist – sein Licht leuchtet und lädt uns ein, ihm zu folgen.

 

Der Höhepunkt des Prologs liegt in „Und das Wort wurde Fleisch und

wohnte unter uns.“ Gott wird Mensch – das ist der Kern des christlichen

Glaubens. Er kam nicht in Macht und Glanz, sondern als ein Kind in der Krippe. Er wollte uns so nahe sein, dass er unsere menschliche Natur annahm, unsere Schmerzen, unsere Freuden, unsere Grenzen teilte. Warum tat er das? Aus Liebe. Aus einer unbegreiflichen, bedingungslosen Liebe. Er wollte uns zeigen, wie Gott wirklich ist: voller Gnade und Wahrheit.

 

Johannes schließt mit einem großartigen Versprechen: „Aus seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ Das ist die Botschaft des Evangeliums: Wir müssen nichts verdienen. Alles, was wir brauchen – Vergebung, Heil, neues Leben – wird uns aus seiner Fülle geschenkt. Was tun wir damit? Wir dürfen diese Gnade annehmen, uns von ihr verändern lassen und sie weitergeben.

Liebe Schwestern und Brüder, das Evangelium lädt uns ein, zu staunen, zu loben und zu glauben.

  • Staunen darüber, dass der ewige Gott sich uns offenbart hat.
  • Loben für das Licht, das in die Dunkelheit unserer Welt gekommen ist.
  • Glauben, dass das Wort Fleisch wurde, um uns das Leben zu schenken. Amen.

 

Mi. 1.1.2025 Neujahrstag – Ein Festtag mit großer Aussagekraft (Pfarrer H. Lagler)

Liebe Marienverehrer!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Wie ein neues unbeschriebenes Schulheft präsentiert sich immer am 1. Jänner das neue Jahr. Aus diesem Grund sind daher mit dem ersten Tag des Jahres verschiedene wichtige Gedanken verbunden:

 

Wir feiern heute den Oktavtag von Weihnachten. Zu Neujahr ist schon wieder der achte Tag seit der Heiligen Nacht. Der Christtag wird da dazugerechnet. Schon seit der frühen Kirche wurden im Rahmen solcher besonderen Tage verschiedene Festgeheimnisse des Kirchenjahres wie Ostern, Dreikönig oder auch Weihnachten mit festlichen Gottesdiensten gefeiert. Die acht Tage wurden als ein Tag gesehen und der letzte Tag hatte das Privileg, dass er so feierlich wie der erste Tag gefeiert wurde. Dies hat meiner Meinung nach einen besonderen Sinn: Während für viele Zeitgenossen Weihnachten nach dem Auspacken der Geschenke und einem kalorienreichen Essen im Kreise der Familie schon wieder vorbei ist, lassen wir Christen uns bewusst Zeit um den Inhalt des Festes wirklich bedenken und so auch genießen zu können. Setzen sie sich heute bitte eine Zeit zu ihrer Weihnachtskrippe um auf Jesus als Kind in der Krippe zu blicken. Es soll uns bewusst werden: Christus der Retter ist da.

 

Wir feiern heute das Hochfest der Gottesmutter Maria. Dieses neue Jahr 2025 bringt für die Kirche ein besonderes Jubiläum. Im Jahre 325 – also vor genau 1700 Jahren – formulieren die Bischöfe das heutige Glaubensbekenntnis: „Jesus ist Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, eines Wesens mit dem Vater der vom Himmel herabgestiegen ist und Fleisch und Mensch geworden ist.“

 

 

Es wird dabei aber die Mutter des Herrn nicht ausdrücklich erwähnt und so wurde einige Jahrzehnte später auf einer neuen Versammlung folgender Beschluss festgelegt: Es der heiligen Maria der besondere Titel der „Gottesgebärerin“ zugesprochen.  Die liebevolle Bezeichnung Gottesmutter wurde nun üblich. Sie hat ja nicht nur Jesus geboren, sondern mit ihm eine liebevolle Beziehung gepflegt, wie dies nur eine Mutter kann. Diese Liebe bringt Maria allen Menschen entgegen.

 

Heute feiern wir den Tag der Namensgebung und der Beschneidung des Herrn. Jesus ist in den jüdischen Traditionen groß geworden. Er war wie es uns der Apostel Paulus heute sagt „dem Gesetz unterstellt“. (Gal 4,4) So gab es den Ritus einen Knaben als sichtbares Erkennungszeichen, dass er zu diesem besonderen Volk gehört, auf der Vorhaut seiner Männlichkeit zu beschneiden. Bei diesem Vorgang wurde auch der Umgebung der Name des Kindes bekannt gegeben. (Lk 2,21) Da dieser Anlass heute auch im Evangelium beschrieben wurde, war der 1. Jänner dazu bestimmt, diesen Moment Jahr für Jahr zu bedenken.

 

Wir feiern heute den Weltfriedenstag. Vor rund 60 Jahren erkannte Papst Paul VI wie wichtig es ist einen Tag für den Weltfrieden im kirchlichen Kalender zu reservieren. In dieser großen Sorge um den Frieden auf Erden erklärte dieser Papst den 1. Jänner zum Weltfriedenstag. Seit dieser Zeit gibt der Bischof von Rom zu diesem Termin eine Botschaft heraus, die den Frieden in aller Welt in den Mittelpunkt stellt. Trotz aller aktuellen Krisen und Konflikte gilt diese Sehnsucht nach Frieden nie zu verlieren.

 

Viele verschiedene Gedanken und Glaubensgeheimisse prägen den 1. Jänner. Sie sind es wert immer wieder neu in den Mittelpunkt gestellt zu werden. Gehen wir daher an der Hand der Gottesmutter Maria auf dem Weg des Friedens in dieses neue Jahr 2025 hinein. Amen

Lesung:    Gal 4,4 – 7                          Evangelium:     Lk 2, 16 – 21

Di. 31.12.2024 Predigt Jahresschluss 2024 …..und ganz bestimmt im nächsten neuen Jahr (Pfarrer H. Lagler)

Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Es ist gerade rund ein Menschenleben her, da schrieb am 19. Dezember 1944 – also vor genau 80 Jahren – ein junger evangelischer Pastor aus dem Gefängnis in Berlin einen Brief an seine Verlobte. Was war passiert? Der sehr talentierte Priester hatte eine Predigt gehalten und folgenden Satz gesagt: „Wenn sich ein Führer nicht an die überlieferten Gesetze unseres Landes und die Menschenrechte hält, dann ist kein Führer, sondern ein Verführer.“

 

Die Rede ist von Dietrich Bonhöffer. Er wird dann wenige Wochen vor Kriegsende am 9. April 1945 auf persönlichen Befehl des Führers ermordet. Bleiben wir aber bei diesem Brief an seine Verlobte. Eine Hochzeit war nicht mehr möglich Ich zitiere: Gerne schreibe ich dir ein paar Verse, die mir in den letzten Abenden einfielen. Es ist dies ein Weihnachtsgruß an dich, deine Eltern und Geschwister.

 

Dann folgt eines der innigsten und bekanntesten Gebete der Christenheit: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Da sitzt jemand in der Todeszelle und kann solche Gedanken formulieren. Bönhöffer freut sich täglich auf die Glocken einer nahen Kirche. Dieses Läuten wird für ihn zum Zeichen der Anwesenheit Gottes auch in dunkler Zeit und so fühlt er sich von guten Mächten wunderbar geborgen.

 

Wir dürfen wieder ein gemeinsames Jahr abschließen und sind beisammen um Licht und Schatten dieser vergangenen 366 Tage der Güte und Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen. Ein Vergelts Gott allen, die 2024 im Bereich der Pfarre Verantwortung getragen haben und ihre Talente einbringen. Damit die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer/Innen gut begleitet werden, braucht es hauptamtliche Kräfte. Mit unserem Pfarrsekretär Thomas Pflügl, Pastoralassistentin Hemma, Diakon Robert, Haushälterin Maria Hödl, Kaplan Sojan und mir sind sechs Personen bei der Diözese St. Pölten angestellt. Heute möchte ich einmal bewusst der Pfarrbevölkerung danken, dass sie dies mit ihrem Kirchenbeitrag ermöglichen. Alle, die sich mit Personalkosten auskennen, wissen, dass dies im Budget eines Betriebes einen sehr großen Betrag ausmacht.

 

Was wird uns 2025 erwarten? Papst Franziskus hat es als heiliges Jahr ausgerufen. Viele Menschen aus aller Welt werden daher nach Rom kommen. Persönlich bin ich gleichen Meinung wie ein Studienkollege, der folgenden Gedankengang hat: Er fährt immer mit seiner Pfarre ein Jahr später zu religiösen Orten wo ein Jubiläum gefeiert wird, denn da ist alles wunderbar renoviert und es sind viel weniger Leute dort.

 

In der Pfarre wird es eine personelle Veränderung geben. Kaplan Sojan wird mit Herbst in eine andere Pfarre kommen und wir erhalten wahrscheinlich wieder einen neuen Priester aus Indien. Lieber Sojan, ich denke, jede Pfarre kann sich freuen, dich als Seelsorger zu bekommen. In deiner liebenswürdigen Art bist du uns allen ans Herz gewachsen.

 

Ein Bischofsbesuch ist geplant, denn die Kirche in Wang wird 50 Jahre jung. Bischof Alois Schwarz wird daher im September zu einem Festgottesdienst erwartet.

 

Schön langsam kommt ein ganz großes Jubiläum auf uns zu: Die Pfarre Steinakirchen wird 1050 Jahre alt. Die Gründungsurkunde wurde zwar 976 vom heiligen Wolfgang von Regensburg ausgestellt, aber erst am 12. Oktober 979 vom Kaiser unterschrieben und so erhielt sie die Gültigkeit. Pfarrer Otto Gatterbauer machte in den 70-er Jahren einen sehr gelungenen Schachzug. Er spürte, dass seine Kräfte nachließen und verlegte daher das 1000 Jahr-Jubiläum sogar auf 1975. Es wurden aber 1929 oder 1879 große Feiern organisiert. Aus diesem Grund haben wir uns im Pfarrgemeinderatsvorstand entschlossen das Jahr 2029 als Jubeljahr zu nehmen.

 

Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz bestimmt an jedem neuen Tag. Dieser Gedanke des evangelischen Pastors Dietrich Bonhöffer gilt für die lange Geschichte unserer Pfarre, für ihn persönlich aber auch für uns alle ganz persönlich. Möge dieses innige Gottvertrauen auch unseren Alltag im Jahr 2025 prägen. Amen

 

Mi. 25.12.2024 Christtag – Haltet ein Tuch bereit! (Pfarrer H. Lagler)

Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!

Liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Die Zeit des Advents bot in diesem Jahr eine einmalige Chance, denn der erste Adventsonntag fiel heuer genau auf den ersten Dezember. Für diese 24 Tage gab es in unserer Pfarre eine besondere Aufgabe, eine challange wie heutzutage manche sagen. Es lagen nämlich auf den Kirchenbänken 100 Stück des Lukasevangeliums auf. Dieses Buch über Jesus hat genau 24 Kapitel, also für jeden Tag ist eines vorbereitet. Da alle Exemplare sofort vergriffen waren, hoffe ich, dass diese kirchliche Hausübung von manchen genutzt wurde.

 

Hoffentlich wird jetzt niemand blass im Gesicht, denn dieses alltägliche Lesen ist ja im Trubel des Alltags gar nicht so einfach. Mit Schmunzeln denke ich da an einen Satz des Komikers Karl Valentin aus München. Er schrieb schon vor rund 100 Jahren folgenden  Gedanken nieder: Wenn dann die stillste Zeit des Jahres wieder vorbei ist, wird es endlich wieder ruhiger.

 

Es kommt ja auch ein 1. Jänner, wo man mit dieser Leseübung wieder neu beginnen kann. Übrigens: Ich habe ein paar Lukasevangelien nachbestellt. Sie liegen beim Schriftenstand Pfarrhofseite auf – solange der Vorrat reicht.

 

Diese leicht lesbare Schrift über den Herrn wird uns im Kirchenjahr 2024/25 bei den Sonntagsmessen vorgelesen. Aber dieser scheibchenweise Vortrag birgt die Gefahr mit sich, dass wir den ganzen Überblick nicht wahrnehmen. Sie kennen das von einer festlichen Torte. Da wird ihnen ein großes Stück zum heißen Kaffee angeboten, wo „zli“ oder „urts“ draufsteht. Hat man sie vorher im Ganzen gesehen, versteht man dies sofort, da einen Teil der Mehlspeise mit der schönen Verzierung „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ auf den festlich gedeckten Tisch gestellt wird.

 

Mit dem Lukasevangelium ist es genauso. Liest man innerhalb weniger Wochen Tag für Tag einen Teil, so erhält man einen Gesamtüberblick der sich einzigartig präsentiert.

 

Natürlich habe auch ich bei diesem Adventvorsatz mitgemacht und dieses Buch der Bibel gelesen. Da ist mir etwas ganz besonders aufgefallen: Geschickte Frauenhände haben Jesus zu Beginn und am Ende seines Lebens im wahrsten Sinne des Wortes eingewickelt. Stofftücher rahmen das Leben des Messias ein. Vielleicht klingt einigen noch das Evangelium der Christmette im Ohr: „Und sie wickelten ihn in Windeln und legten ihn in eine Krippe weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (Lk 2,7)

 

Die stille heilige Nacht, war auf jeden Fall heilig, aber still war sie sicherlich nicht. Wenn ein Kind geboren wurde, liefen damals alle Frauen zusammen um der jungen Mutter beizustehen. In Spanien des Mittelalters war es vielfach der Brauch, Säuglinge bewusst in einem Stall zur Welt zu bringen. Den Menschen der damaligen Zeit war aber das damit verbundene Risiko nicht bewusst. Viren, Keime und Bakterien hatten nämlich ein ruhiges Leben, denn wie waren noch nicht entdeckt.

 

Am Karfreitag spielen Stofftücher ebenfalls eine große Rolle. Jesus wird vom Kreuz herabgenommen und nach jüdischen Brauch in ein Tuch gewickelt und bestattet. (Lk 23, 53) Das irdische Leben des Herrn beginnt in Windeln in einem fremden Stall und endet in ein Leinentuch gehüllt in einem Grab, das ihm nicht gehörte. Ostern und Weinachten gehören eng zusammen.

 

Die deutsche Theologin Regina Groot-Bramel fasst diese beiden Tuchmomente im Leben des Herrn großartig zusammen: Sie ruft uns allen zu: „Haltet ein Stück Stoff bereit, das nach Heimat duftet, eine Windel für alles was im Leben daneben gehen kann. Legt ein Tuch parat das zum Trösten und Auffangen bereit ist, denn nur so kommt das Reich Gottes Tag für Tag neu zur Welt.“

 

In diesem Sinn ist Weihnachten für uns ein neuer Auftrag. Nehmen wir diese Challenge an, damit wir alle für unsere Umgebung zum Segen werden. Amen

Lesung: Jes 9, 1 – 5                            Evangelium: Joh 1, 14 -18

So. 01.12.2024 Das Gewissen der Gesellschaft – 1. Adventsonntag (Pfarrer H. Lagler)

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Wenn Jesus über sich selbst redet, verwendet er gerne den einzigartigen Begriff „Menschensohn“. (Lk 21, 27) Um diesen Titel besser zu verstehen, möchte ich an die Lesung vom vergangenen Christkönigssonntag erinnern. Es wurde uns eine Bibelstelle aus dem Propheten Daniel vorgelesen: Da kam einer der aussah wie der Sohn eines Menschen. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Seine Herrschaft ist eine ewige unvergängliche Herrschaft, denn sein Reich geht niemals unter. (Dan 7, 13 f.)

 

Diesen wichtigen Gedanken gilt es im Hinterkopf zu behalten, denn 93 Mal nennt sich Jesus selber Menschensohn oder er wird mit diesem Wort bezeichnet. Der Messias hätte einfach auch nur „ich“ sagen können aber er redet in indirekter Weise über sich selbst um immer wieder zugleich seine Bedeutung für seine Kirche ja für die ganze Welt zu beschreiben. Seine Herrschaft ist unvergänglich. Sein ewiges Reich geht im Vergleich zu anderen irdischen Staaten niemals unter.

 

Der Prophet Jeremia schildert uns heute eine große Hoffnung: Irgendwann, aber ganz sicher und auf jeden Fall schickt der Schöpfer des Himmels und der Erde seinen Sohn mitten in unsere Welt. Wir Christen sehen diese Verheißung in Jesus Christus erfüllt. Der Menschensohn wird für Recht und Gerechtigkeit im Land sorgen. (Jer 33,15) Dies ist zugleich auch unser Auftrag, denn wir Christen sind das Gewissen der Gesellschaft. Es wird damit ein wacher Blick für die Welt von heute eingefordert.

 

Damit dies möglich wird, möchte ich Sie bitten, sich in diesem Advent persönlich mit dem Lukas-Evangelium zu beschäftigen. Es wird uns nämlich im neuen Kirchenjahr begleiten. Es gibt einen schönen Zufall, denn es hat genau 24 Kapitel. Also für jeden Tag im Advent sind Gedanken vorbereitet. Wer gerne in den Wochen des Advents ein Kapitel lesen möchte, dem möchte ich ein Lukas-Evangelium schenken. Es liegt auf vielen Kirchenbänken zum Mitnehmen auf.

 

Gott möchte unseren Glauben vermehren, unsere Hoffnung stärken und unsere Liebe entzünden. Im Schein der Kerzen des Adventkranzes den Rosenkranz zu beten, das hat was ganz besonderes. Dieses Gebet gilt es regelmäßig zu wiederholen, denn durch die gemeinsame Zeit als Hauskirche wird uns allen neue Kraft zufließen.

 

Da wird bei einem Treffen von Senioren, nach einer Feuerwehrübung, unter Arbeitskollegen – setzen sie den Namen einer Gruppe ein, wo sie sich oft aufhalten –  immer eine Person lächerlich gemacht. Wenn ich als regelmäßige Erfahrung mitbekomme, dass dies über ein gesundes Maß an Humor hinausgeht, dann ist es mein Auftrag, ein klärendes Wort zu sprechen. Ohne jemand in aller Öffentlichkeit bloßzustellen kann ich zu jemanden, der immer die Lacher auf seiner Seite hat, unter vier Augen sagen, dass ich diese andauernden bissigen Kommentare nicht lustig finde. Dann sorge ich wie Jesus für Gerechtigkeit und Recht.

 

Gerade in einer Zeit wo viele Menschen in unserem Land um ihren Arbeitsplatz zittern und namhafte Firmen in Konkurs gehen, gilt es wachsam zu sein. Da braucht es von kompetenter Seite den sorgsamen Blick auf Gerechtigkeit und Recht. Welche Fehler wurden da in der Vergangenheit gemacht,  denn ein riesiger Schuldenstand kommt ja nicht von einem Tag auf den anderen zusammen.

 

Meiner Meinung nach werden gerade Christinnen und Christen in vielen Ländern verfolgt, weil sie besonders in Krisenzeiten für Recht und Gerechtigkeit sorgen wollen. Solche Menschen sind zahlreichen Machthabern im Weg. Es darf uns daher nicht wundern, wenn in Ländern wie in Nordkorea oder Afghanistan die wenigen Christen in Gefängnissen landen oder gar getötet werden, weil diktatorische Regime keine Kritik dulden.

 

Wir Christinnen und Christen sind das Gewissen der Gesellschaft. Jesus Christus, der Menschensohn richtet uns auf. Er gibt uns die Kraft auch in schwierigen Zeiten mit Herzklopfen für Recht und Gerechtigkeit einzutreten. Amen

 

Lesung: Jer 33, 14 – 16                       Evangelium: Lk 21, 25 – 36

So. 10.11.2024 Predigt zum 32.Sonntag 2024 (Kaplan Sojan Thomas)

Liebe Schwestern und Brüder,

Diese kleine Begebenheit hat einen wichtigen Platz im Leben Jesu.

Im Tempel in Jerusalem gab es einen großen; Opferstock, in dem die vielen Besucher ihre Spenden hinein warfen.

Jesus hatte sich dort in der Nähe hingesetzt und beobachtete das Kommen und Gehen der Pilger und Beter.

Die Jünger waren inzwischen unterwegs. Nach ihrer Rückkehr sprachen sie zu Jesus voller Bewunderung über die Schönheit des Tempels.

Es muss etwas Gewaltiges gewesen sein, der Eindruck, die Pracht des Jerusalemer Tempels. Eine Ahnung davon geben immer noch die gewaltigen Mauern des Tempelfundaments, die Herodes, der Große, erbauen ließ.

Die sogenannte; Klagemauer, einer der heiligsten Orte des Judentums,

gibt bis heute ein Zeugnis von der Größe des Tempels. Jesus liebte diesen Ort. Er nannte ihn; das Haus meines Vaters.

Oft hat er dort zu den Menschen gesprochen. Er wollte nicht, dass der Tempel zu einem Marktplatz des Geschäftemachens herabgesetzt würde. Er sollte ein Haus des Gebetes bleiben.

Liebe Gemeinde!

Wie schön wäre es, wenn das von all unseren Kirchen gesagt werden könnte.

Unter den vielen, die ihre Gaben in den Opferkasten werfen,

sieht Jesus eine arme Witwe. Mich beeindruckt, dass Jesus sie sieht.

Wie oft übersehen wir die Armen, die Kleinen Leute schauen auf die, die vor den Menschen Bedeutung haben und bemerken gar nicht die, die unscheinbar sind.

Jesus lehrt uns den aufmerksamen Blick, der nicht auf das Äußere schaut, sondern auf das Herz, die Gesinnung.

Diese arme Witwe hat nicht viel zu bieten:

 

Zwei Kupfermünzen wirft sie in den Opferstock, nicht der Rede wert.

Jesus weiß – weil er uns Menschen durch und durch kennt –

dass diese Witwe alles gegeben hat, was ihr zum Lebensunterhalt blieb.

Sie hat wirklich viel mehr gegeben als die Reichen, denn die haben das Opfer nicht gespürt. Sie hat alles gegeben, was sie hatte:

Eine Tat unbegrenztem Vertrauen auf Gott, der ihr in ihrer Mittellosigkeit helfen wird.

Jetzt ruft Jesus seine Jünger zusammen und zeigt ihnen diese arme Frau.

Er macht ihnen deutlich, dass sie größer und schöner ist als alle Pracht des Tempels.

Der Tempel wurde im Jahr 70 von den Römern zerstört.

Aber bis heute leuchtet das Vorbild dieser armen Frau.

Da ist eine scheinbar kleine, unbeachtete gute Tat größer als alle Pracht der Welt. Jesus will uns mit seinen Augen sehen lehren.

Amen.

Fr. 1.11.2024 Allerheiligen -So soll euer Licht vor den Menschen leuchten (Pfarrer H. Lagler)

Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5, 16) Mit diesen einfachen Worten beschreibt Jesus in seiner berühmten Bergpredigt eine Heilige, einen Heiligen. Es ist damit das konkrete Leben eines Christen gemeint also der Herr redet von dir und von mir.

 

Was auf ersten Blick so einleuchtend erscheint, wird aber durch den Zeitgeist gewaltig infrage gestellt: Stellen sie sich in Gedanken eine junge Frau aus ihrem Bekanntenkreis vor: Diese Teenagerin beginnt jeden Tag eine halbe Stunde in der Bibel zu lesen und mäht dann alleinstehenden älteren Personen gratis den Rasen. Würde da nicht manche an der seelischen Gesundheit dieses Mädchens zweifeln?

 

Nehmen wir an ein junger Mann beginnt, so oft es ihm beruflich möglich ist, fast täglich in die heilige Messe zu gehen und er bringt sich hochaktiv in die Feuerwehr ein. Würden ihn da nicht manche hinter verborgener Hand als religiösen Spinner bezeichnen?

 

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. Das ehrliche Bemühen in der Welt von heute bewusst als Christ zu leben, ist gar nicht so einfach. Umgekehrt haben viele Zeitgenossen kein Problem, wenn unsere Jugendlichen – aber auch zahlreiche Erwachsene – in ihren Computerspielen die Welt im Lauf eines Maschinengewehres sehen und stundenlang alle Menschen abknallen die ihnen den Weg versperren.

 

Merken Sie jetzt wie hochaktuell der Ruf des Herrn nach Heiligkeit ist, gerade jetzt wo ganze Länder im Chaos der Gewalt, des Krieges und des Terrors versinken. Der Libanon wurde vor rund 50 Jahren „Die Schweiz des Orients“ genannt, weil dieser kleine Staat so gut wirtschaftete. Jetzt ist dieses wunderschöne Gebiet innerlich zerrissen und für Jahrzehnte auf Hilfe von auswärts angewiesen.

 

Vor einiger Zeit durfte ich in unserer Nachbarpfarre Randegg am Leopolditag die Abendmesse feiern. Dieses schöne Gotteshaus mit dem Titel „Maria am Moos“ ist nach Osten ausgerichtet. Der Altarraum strahlt an einem sonnigen Morgen besonders schön, wenn das klare Licht der Sonne die bunten Glasfenster zum Leuchten bringt. Eines davon zeigt den heiligen Leopold.

 

Wie schon erwähnt, es war eine Abendmesse mitten in November und ich begann über die Lichtgestalt des heiligen Leopold zu predigen. Während meiner Gedanken merkte ich wie die Leute in den Bänken schmunzelten und ich wurde ein wenig unsicher. Als ich mich selber einmal zu diesem bunten Glasfenster umdrehte, erschrak ich. Man sah nur einen schwarzen Fleck in der Mauer, denn es war ja schon finstere Nacht.

 

Es ist mir doch noch gelungen mit Hilfe des Heiligen Geistes die Kurze zu kratzen, denn mir fiel ein Vergleich ein: Wie ein buntes Kirchenfenster nur durch das Sonnenlicht zu strahlen beginnt, so muss sich der Mensch in seiner persönlichen Freiheit dem Licht Gottes öffnen, damit der Schöpfer des Himmels und der Erde durch diese Person wirken kann.

 

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. In dieser Sehnsucht nach Heiligkeit sind wir nicht allein. Die Bibel nennt uns heute eine symbolische Zahl: 144.000,– also 12 mal 12 mal 1000. Eine größere Menge konnte man sich damals nicht vorstellen. Es sind alle Menschen damit gemeint.

 

Allerheiligen – in dieser dunklen Zeit in der Natur, weist uns die Kirche bewusst auf die hellen Lichtgestalten hin, die meiner Meinung nach Tag für Tag immer wichtiger werden. Sie nehmen dich um mich an der Hand um im Geist der Seligpreisungen unseren Alltag zu meistern. Amen

Lesung: Offb 7, 2 – 14                         Evangelium:     Mt 5, 1 – 12

So. 27.10.2024 Kyrie eleison – Herr erbarme dich meiner (Pfarrer H. Lagler)

Schwestern und Brüder in Christus!

Wenn zur Zeit Jesu der römische Kaiser in einer Stadt festlich begrüßt wurde, schrie das Volk ihm begeistert zu: Kyrie eleison. Kyrie eleison Dieses „Herr, erbarme dich unser“ war ein Jubelruf und zugleich eine hoffnungsvolle Bitte: Der hohe Herr möge der Stadt wohlgesonnen sein.

 

Nun sitzt an der Straße von Jericho nach Jerusalem der blinde Bettler Bartimäus und wendet diesen besonderen Ruf auf Jesus an. Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir. Kyrie eleison. Eine hoffnungsvolle Bitte: Der hohe Herr möge ihm wohlgesonnen sein.

 

Dieser blinde Bettler am Straßenrand ist nicht irgendwer, sondern eine stadtbekannte Person. Die Tradition hat seinen Namen für erwähnenswert gehalten. Bartimäus der Sohn des Timäus wird er genannt. (Mk 10, 46) Dieser blinde Mann spürt heute ist die Chance seines Lebens. Heute bin ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aus diesem Grund ruft er trotz der Ermahnungen der Passanten noch lauter: Jesus Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir (Mk 10, 47).

 

Der liturgische Ruf der Messfeier “Kyrie eleison”, “Herr erbarme dich unser” hat hier einen seiner biblischen Ursprünge. Diese eindringliche Bitte um das Erbarmen, dieser hoffnungsvolle Ruf nach Zuwendung ist in sich ein Lob des Angesprochen. Das Kyrie eleison ist also zugleich ein Hilfeschrei und ein inniges Gotteslob. Großen Komponisten ist es gelungen diese Spannung musikalisch auszudrücken. Denken sie nur wenn bei uns in Steinakirchen bei feierlichen Hochämtern an den großen Feiertagen des Kirchenjahres Chor und Orchester für uns alle das Kyrie anstimmen.

 

 

Mir gefällt besonders die Übersetzung dieses „Kyrie eleison“ mit dem Wort „Herr umarme mich“. Wir kennen das alle seit Kindertagen. Wenn uns jemand in Sorgen des Lebens liebevoll umarmt, sind wir getröstet.

 

Wer ist nun dieser Kyrios, der Herr, dem dieser Ruf gilt? Jesus Christus wird damit in besonderer Weise angesprochen. Für den Apostel Paulus ist der Begriff “Kyrios – der Herr”, die häufigste Anrede für den Messias.  Insgesamt 189 mal verwendet Paulus diesen alttestamentlichen Gottestitel “Kyrios” der Herr für Jesus.

 

Die vier Evangelisten gehen mit diesem besonderen Begriff “Kyrios” sehr sorgsam um. Der Apostel Johannes flüstert dem Petrus zu als sie dem Herrn am See von Galiläa begegnen. Es ist der Kyrios. Es ist der Herr! (Joh 21,7) Lukas verwendet im Weihnachtsevangelium für den irdischen Jesus diesen Ehrentitel als der Engel den Hirten mitteilt: Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren, er ist der Messias, der Herr, also der Kyrios (Lk 2,11).

 

Kyrie eleison. Bartimäus ruft: Sohn Davids, Jesus hab Erbarmen mit mir. Sein Hilfeschrei dringt zu Jesus durch, der sich der Menschen annimmt – Was kann ich für dich tun? Nun steht Jesus der Kyrios vor ihm. Bartimäus formuliert seinen größten Wunsch: Rabbuni ich möchte wieder sehen können (Mk 10,51) Jesus der Kyrios heilt ihn und er geht mit Jesus den Weg nach Jerusalem mit. Sein Glaube hat ihm geholfen.

 

Am Beginn der Messfeier haben wir Jesus wie der blinde Bartimäus dieses wichtige „Kyrie eleison“ zugerufen. Er steht nun vor mir. Er umarmt mich und ich darf dem Kyrios wie Bartimäus mein Herzensanliegen anvertrauen, damit ich ihm auf dem Weg folgen kann. Amen

Lesung:             Jer 31, 7 – 9                Evangelium:     Mk 10, 46 – 52