So. 23.6.2024 Jesus Christus ist der „Retter der Welt“ (Pfarrer Hans Lagler)

 

Schwestern und Brüder in Christus!

Es gibt Bibelstellen, die uns durch unser ganzes Leben begleiten. Ich denke das heutige Sonntagsevangelium von der Stillung des Seesturms gehört dazu. Diese kostbaren Worte eignen sich ür eine großartige Zeichnung im Religionsheft. Solche Zeilen lassen sich hervorragend als kleines Theaterstück eindrucksvoll nachspielen.

Wenn ich an diesen kleinen Abschnitt der heiligen Schrift denke, fallen mir Worte des heiligen Ephräm des Syrers ein. Er schrieb dazu ein Gebet: „Herr Jesus Christus, wer kann den ganzen Reichtum eines einzigen deiner Worte ganz erfassen? Was wir wirklich verstehen, und uns aneignen, ist viel viel weniger als wir zurücklassen. Es gleicht einem Durstigen der aus einem kühlen Brunne trinkt.“ Dieser sehr begabte Diakon aus Syrien namens Ephräm weiß, wovon er schon vor rund 1500 Jahren spricht, denn sein Heimatland besteht ja großteils aus Wüste.

Jesus selbst greift dieses Bild des Wassers im Blick auf die Verbindung zu ihm auf. Er ruft den Menschen aller Zeiten für immer zu: Wer Durst hat, komme zu mir und es trinke, wer an mich glaubt. Aus meinen Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen. (Joh. 7,37)

Wie ein wohltuender Schluck aus diesem Brunnen ist die Frage der Apostel i Blick auf den Herrn: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen? (Mk 4,41) Man denkt darüber nach, füllt mit dieser Frage ganze Bibliotheken und doch bleibt vieles ein Geheimnis.

Der Apostel Paulus erklärt uns heute einen wichtigen Entwicklungsschritt der jungen Kirche. Der Wanderprediger aus Nazareth wird nicht mehr nur nach rein menschlichen, ja fleischlichen Maßstäben beurteilt. (2 Kor 5,16) Eine solche innerweltliche Einschätzung würde nämlich der Besonderheit seiner Person nicht gerecht werden.

Schon die übliche Bezeichnung „Jesus Christus“ ist ein Glaubensbekenntnis, denn im Licht von Ostern und Pfingsten schildert uns der Völkerapostel die Einzigartigkeit des Herrn: Jesus ist da Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Er ist der Ursprung: der Erstgeborene der Toten. (Kol 1,15) Dieses Kind aus dem Stall von Betlehem ist der Messias, der Christus, der Herr so hören wir im Weihnachtsevangelium. Er ist wirklich der Retter der Welt. (Lk 2,11) Auf ihn sollen wir hören. (Mt 17,5) Durch ihn haben wir das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von unserer Rettung. (Eph 1,13)

Jesus gibt uns Kraft, wenn – so wie am See Gennesareth – in unserem eigenen Leben von einer Sekunde auf die andere die Stürme toben. Dies ist herausfordernd, denn oft scheint es als würde er schlafen, weil er nicht so eingreift wie wir es gerne haben wollen. Dieser eindringliche Hilferuf klingt zugleich wie ein Vorwurf von allen Menschen, die sich von Gott und der Welt verlassen fühlen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? (Mk 4, 38) Hier klingen auch die brennenden Fragen des Leides und der beißende Charakter der „Warum?“ an.

Die Apostel werfen ihre Nerven weg aber Jesus bewahrt die Ruhe. Er gleicht einem Arzt auf der Unfallstation eines Krankenhauses, für den dramatische Situationen das tägliche Brot bedeuten.

Dieses Ereignis der Stillung des Seesturmes zeigt uns nicht nur ein beeindruckendes Naturschauspiel. Es wird uns dabei bewusst gemacht, dass Jesus mehr bedeutet als ein konkreter Mensch. Ihn schildert die Heilige Schrift als den Sohn Gottes, den Christus, den Messias. Dies zu erkennen ist aber so, wie wenn ein Durstiger aus einem Brunnen trinkt. Es bleibt viel mehr zurück als genommen wird, so schildert uns der Diakon Ephräm der Syrer in einem großartigen Vergleich. Die Bibel sagt es uns klipp und klar; Nicht du und ich, sondern Jesus Christus ist der Retter der Welt. Amen

 

Lesung: 2 Kor 5, 14 – 17

Evangelium: Mk 4, 35 – 41