Do. 15.2.2024 Begräbnispredigt für Herrn Franz Hintersteiner (Pfarrer Hans Lagler)

Geschätzte Frau Hintersteiner!

Liebe Kinder, Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel!

Geschätzte Verwandte, Patenkinder, Nachbarn, Freunde und Bekannte des Verstorbenen!

Liebe Mitglieder des Hegeringes Steinakirchen und der Senioren von Wang!

Geschätzte Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Der große spanische Maler Pablo Picasso war ein aufmerksamer Beobachter. Bei vielen seiner Zeitgenossen musste er leider eine im Grunde traurige Feststellung machen: „Alle Menschen werden als einzigartige Originale geboren, doch die meisten sterben als schlechte Kopien.“ Da kann ich nur drauf sagen: Lieber Herr Picasso, sie haben zwar großartige Bilder gemalt, aber leider haben sie hier in Steinakirchen unseren Herrn Hintersteiner, den alten „Hobaun“ nicht kennen gelernt, denn er ist als Original geboren und auch als einzigartiges Original in die Ewigkeit hinüber gegangen.

 

Er kam am 13. April 1933 im Haus Lonitzbauer am Lonitzberg, Pfarre Steinakirchen zur Welt. Seine Eltern hießen Agnes und Anton Hintersteiner. Der erste Weg seines Lebens führte ihn zwei Tage später hier in unsere Pfarrkirche zum Sakrament der Taufe. Heute sind wir beisammen um Herrn Hintersteiner auf seinem letzten Weg zu begleiten. Es liegen über 90 Lebensjahre dazwischen, die von der Sorge um seine große Familie, seiner alltäglichen Arbeiten in der Landwirtschaft, von seiner Leidenschaft als Jäger und von seiner Verbundenheit mit der Pfarrgemeinde geprägt waren. Herr Hintersteiner war der älteste von fünf Brüdern. Ein großer Tag seiner Kindheit war der mitten in der Kriegszeit, denn da erhielt er am 20. Juni 1943 das Sakrament der Firmung.

 

Nach der Schulzeit in Wang arbeitete er im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern. Gerne half er mit seinen Brüdern auch bei Nachbarn und Verwandten, da alle vielseitig begabt waren.

 

Er lernte seine Gattin Anna kennen, die er am 18. September 1956 hier in dieser Kirche heiratete. Da die Familie der Braut mit dem ehemaligen Steinakirchner Kaplan und späteren Bischof Dr. Franz Zak eng verbunden war, hielt Bischof Zak die Trauung. In einem Monat wäre ein ganz seltenes Hochzeitsjubiläum auf dem Kalender gestanden. 67 ½ Jahre, das wäre die steinerne Hochzeit gewesen, seid ihr beide in guten und bösen Tagen in Gesundheit und Krankheit im Sakrament der Ehe verbunden gewesen.

 

Drei Kinder erblickten das Licht der Welt. Heute gehören neben den Schwiegerkindern auch 11 Enkel und 26 Urenkel zur Familie. Das 27. Urenkerl ist unterwegs.

 

Herr Hintersteiner war Landwirt mit Leib und Seele. Der Name seines Hauses „Hagbauer“ wurde für ihn zum Lebensinhalt, den Hagbauer ist man nicht nur 8 Stunden am Tag, sondern immer 24 Stunden und das sieben Mal die Woche. Dies galt auch bei der Jagd, bei den Senioren  oder am Kirchenplatz. Er reihte sich damit in einer lange Tradition ein, denn schon 1334 wird ein Ulrich von Hag als Besitzer eures Hofes urkundlich erwähnt.

 

Die Arbeit mit Holz war seine Leidenschaft. War er in jungen Jahren lange Zeit als Zimmerer unterwegs, so machte er im Alter kleine aber feiner Holzarbeiten: Brotschaufeln, Nudelbretter, Besen, Körbe, und und und.  Für den Pfarrhof hat er mir vor Jahren einen neuen Stil auf eine Hacke gegeben. Ich musste mir aber die Hacke persönlich abholen, da ich als neuer Pfarrer noch nie beim Hohaun war. Dieses besondere Hobby verlieh ihm gerade im Alter eine innere Dankbarkeit, die seinen Alltag prägte.

 

Namens der Pfarrgemeinde danke ich ihm für die treue Mitfeier der Gottesdienste hier in der Pfarrkirche. Als Jäger war er auch eine treuer Heger und ein aufmerksamer Beobachter des Waldes. Er entdeckte zum Beispiel mit seinem Gucker jeden Käferbaum im Wald der Pfarre und rief immer wieder im Pfarrhof an, wenn er einen befallenen Baum entdeckte.

 

So verging die Zeit. In den letzten Jahren machten sich die Beschwerden des hohen Alterns bemerkbar. Ein Vergelts Gott allen, die Herrn Hintersteiner in dieser schweren Zeit gepflegt und besucht haben, besonders seiner Gattin und seiner Familie am Hof. Der Hausarzt hat für ihn eine großartige Entscheidung getroffen. Da Herr Hintersteiner leider Schluckbeschwerden hatte, wurden die Medikamente abgesetzt und der Hobau begann auf einmal wieder zu sprechen. Er plauderte mit seinen Familienangehörigen, die er auf einmal auch wieder mit dem Namen ansprechen konnte. Nun ist er gestärkt mit den Sakramenten der Kirche im 91. Lebensjahr von Gott  abberufen worden.

 

Im Evangelium hörten wir heute zwei Gleichnisse; eines aus der Lebenswelt eines Mannes und eines aus dem Alltag einer Frau zur Zeit Jesu. Das Leben soll wachsen und reifen wie ein Senfkorn. Im Laufe der vielen Jahrzehnte konnte Herr Hintersteiner großes bewirken. Das Reich Gottes ist wie das Mischen von Mehl mit Sauerteig. Der Verstorbene hat seine Talente in vielfacher Weise in unsere Gemeinschaft eingebracht. Vergelts Gott dafür.  (Lk 13,18 ff.)

 

„Alle Menschen werden als einzigartige Originale geboren, doch die meisten sterben als schlechte Kopien“, so stellt der Maler Pablo Picasso fest. Es gibt aber auch das Gegenteil.

 

Wir müssen heute von einem Mostviertler Original Abschied nehmen, denn wir legen das lange Leben von Herrn Franz Hintersteiner in die Hände Gottes. Gott möge ihn nun mit der Freude des ewigen Lebens beschenken. Amen

Lesung:    Apg 6, 8 – 10                     Evangelium:     Lk 13, 18 – 21