So. 31.12.2023 Jahresschlussandacht (Pfarrer H. Lagler)

Thema: Das Reich Gottes ist euch nahe! (Lk 10,9)

 

Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Erinnern Sie sich noch an den Gendarmarieposten in Steinakirchen? Er war gegenüber dem Gasthaus Neckar im Unteren Markt zu finden. Als diese wichtige Dienststelle vor über 15 Jahren geschlossen wurde, dachte ich mir, dass unsere Pfarrbevölkerung so friedlich lebt, dass wir in Zukunft gar keine Gendarmen brauchen.

 

Erinnern Sie sich noch an die Volksbefragung über die Zukunft der Wehrpflicht in Österreich vor genau zehn Jahren? Es gab damals ganz intensive Überlegungen der politischen Parteien über ein Berufsheer und die Einführung eines verpflichteten sozialen Jahres für Frauen und Männer. Man meinte damals Konflikte in Europa in Form von Kriegen auszutragen, wird es niemals mehr geben und so ist eigentlich ein Bundesheer gar nicht mehr so wichtig.

 

Diese beiden Ereignisse waren für mich damals ein Zeichen, dass wir der Vision des Herrn nämlich dem Reich Gottes einen kleinen Schritt näher gekommen sind. In der Bibel wird uns diese Zielrichtung genau erklärt: Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist. Wer Christus so dient, ist bei Gott anerkannt und bei den Menschen geachtet. (Röm 14,16) Diese innere Haltung wird mit einem konkreten Tun beschrieben, für die ein soziales Jahr ja gar nicht ausreicht sondern die gesamte Lebenszeit umfasst: Sagt als erstes Friede diesem Haus und heilt die Kranken. (Lk 10,4)

 

So darf ich am letzten Tag des Jahres allen danken, die diese Vision versuchen zu leben. Vergelts Gott allen die im pfarrlichen Bereich ihre Talente einbringen.

 

Meiner Meinung nach sind wir dieser großartigen Vision des Reiches Gottes schon viel näher gewesen als im Jahr 2023, wo die Medien Tag für Tag von den Konflikten im Gazastreifen und dem Krieg in der Ukraine berichten.

 

Dies hat auch Auswirkungen auf das österreichische Bundesheer: Im Herbst wurden für unsere Soldaten 35.000 neue Kampfstiefel bestellt. Eine Firma aus Behamberg erhielt dazu den Auftrag. Ich dachte mir, naja wenn dies schon sein muss, dann haben wenigstens viele Menschen eine Arbeit. Dieser Mostviertler Betrieb lässt die Stiefel aber wieder in Rumänien herstellen, da dort viel billiger als bei uns gearbeitet wird.

 

Diese neuen Kampfstiefel ließen mich sofort an die Lesung der heiligen Nacht denken. Vielleicht sind Ihnen die Worte noch im Ohr: Die Geburt eines Kindes bringt ein Zeitalter des Friedens und aus diesem Grund wird jeder Stiefel der dröhnend daherstampft und jeder Mantel der mit Blut befleckt ist verbrannt. Diese Ausrüstungsgegenstände der Soldaten von damals brauchen nicht mehr gereinigt und aufgehoben zu werden. Sie sind unnötig geworden sind und können ruhig ein Fraß des Feuers werden. (Jes 9,4)

 

Bitte werden wir aber nicht mutlos. Die Haltung des Herrn in der Vision des Reiches Gottes zu leben ist nämlich aktueller den je. Hier sehen wir eine Zielrichtung wie Frieden möglich werden könnte. Hier hilft mir die Erkenntnis eines Priesters, der zugleich auch Psychotherapeut ist. Er erklärte in einem Vortrag, dass ein Krieg erst 100 Jahre nach einem Friedensschluss wirklich zu Ende ist. Also erst jetzt sind die Wunden die der Erste Weltkrieg damals geschlagen hat, wirklich geheilt.

 

Wenn wir auf die aktuellen Kriegsschauplätze schauen, dann müssen wir traurig feststellen, dass es sicherlich 100 Jahre dauern wird, bis die körperlichen und seelischen Wunden die heute Menschen in Gaza und in der Ukraine zugefügt werden, wieder geheilt sind.

 

Trotz aller schwierigen Ausblicke und Prognosen auf das kommende Jahr 2024 dürfen wir nie auf die Vision des Herrn vergessen: Das Reich Gottes ist euch nahe! Amen