So. 21.7.2024 Das Reich Gottes ist nahe (Gastpriester John Richard, Innsbruck)

 

 

Thema: Das Reich Gottes ist nahe

Das heutige Evangelium erzählt, wie Jesus die Jünger zu zweit zu einem Dienst aussendet. Ich möchte mit Ihnen einige meiner Überlegungen zu diesem Ereignis teilen. Nach Ansicht der Theologen bestand die wichtigste Aufgabe Jesu darin, das Reich Gottes auf Erden zu errichten. Jesus sendet seine Jünger mit dem klaren Auftrag aus, dass sie verkünden sollen, dass das Reich Gottes nahe ist. Es ist großartig, dass er ihnen Macht über das Böse gibt. Die von Jesus geforderten Bedingungen sind knallhart und nichts anderes als eine harte Herausforderung. Die Jünger durften kein Geld haben, kein Essen, keine Tasche usw. Angenommen, Jesus würde die Jünger heute aussenden, so würde er sagen: Kein Handy keinen Computer, kein Auto, kein Pfarrhaus, kein Bankkonto, einfach ausgedrückt, ein Leben der Einfachheit. Ich bezweifle, dass Jesus mit solchen Bedingungen heute einen Jünger finden könnte.

Eines der wichtigen Ausbildungsprogramme in der Priesterausbildung während des Theologiestudiums in Indien besteht darin, dass die Seminaristen in die Dörfer in der Umgebung geschickt warden. Die Theologiestudenten gehen am Samstag nach dem Frühstück jeweils zu zweit in die Dörfer und kommen am Sonntagabend ins Seminar zurück. Das ist ein regelmäßiger Zeitplan. Die Strategie, die Jesus initiiert hat, wird in der Priesterausbildung in meiner Heimat hoch gehalten.

Ich möchte mit Ihnen ein lebendiges Zeugnis von Pater Jerry, einem Priester aus meinem Bundesland, teilen. Als er während seiner Ausbildung für einen solchen Dienst ausgesandt wurde, veränderte die Erfahrung, die er machte, sein Leben völlig. Er wurde in ein abgelegenes Dorf geschickt, in dem sehr arme Menschen lebten. An einem bestimmten Tag, als er gegen Mittag nach Hause kam, sah er eine Frau, die ihren Sari nach dem Waschen trocknete. Sie hatte eine Ecke des Saris an einem Baum festgebunden und hielt die andere Ecke in ihrer Hand. Sie trug nur die Grundausstattung an Kleidungsstücken.

Später erfuhr er, dass die Frau nicht einmal einen zweiten Sari hatte, um ihn alternativ zu benutzen. Dieses Ereignis beeindruckte den Priester zutiefst. Von da an änderte sich sein Lebensstil. Er ist ein Priester mit nur zwei Paar Kleidern … Er trägt keine Hausschuhe. Er hat kein Mobiltelefon. Er hat kein eigenes Fahrzeug. Er kämpft gegen alle ungerechten Praktiken in der Gesellschaft. Er ist immer noch am Leben und ein inspirierender Priester.

Jeder Mensch ist ein Missionar. Insbesondere ist jeder Christ ein Jünger, der für eine Mission bestimmt ist. Es gibt viel zu tun gegen Übel wie Armut, Diskriminierung in vielen Formen wie Rasse, Geschlecht, Kaste usw., Gewalt, Ausbeutung der Natur, Korruption in den Medien, Verfolgungen im Namen der Religion und so weiter. Die Vision Jesu vom Reich Gottes ist nicht möglich, solange diese Herausforderungen nicht überwunden sind. Jeder von uns muss als Jünger Jesu mit einer Art von Eifer an der Vision Jesu teilhaben: „Wie wunderbar wäre es, wenn die ganze Welt ein Ort des Reiches Gottes wäre.“ Amen