Do. 29.8.2024 Begräbnispredigt für Frau Christine Kainz (Pfarrer Hans Lagler)

Liebe Trauerfamilien!

Geschätzte Kinder, Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel von Frau Kainz!

Liebe Verwandte, Patenkinder, Freunde, Schulkameraden, Bekannte, Nachbarn und Lehrerkolleginnen!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Uns ist wahrscheinlich viel zu wenig bewusst wie sehr unsere alltägliche Sprache von biblischen Begriffen und Redewendungen beeinflusst ist. Mit einem Beispiel möchte ich diesen Gedanken näher erklären: Wenn wir vom plötzlichen Tod eines lieben Menschen überrascht werden, dann wird von einer Hiobsbotschaft gesprochen.

 

Mit diesem Begriff “Hiobsbotschaft” greifen wir auf den Namen eines Mannes der Bibel zurück. Im Alten Testament wird in einer Lehrerzählung geschildert, wie eine Person namens Hiob alles verliert. Ein Diener nach dem andern bringt ihm eine schreckliche Nachricht: Deine Ernte ist vernichtet, beim Einsturz eines Hauses sind alle deine Kinder umgekommen und dann wird er selber noch schwer krank. Als Ijob das alles hört ist er zurecht fassungslos. Er denkt lange nach und ringt sich zu einem gewaltigen Glaubensbekenntnis durch: Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, gelobt sei der Name des Herrn. (Ijob 1,22)

 

Wir alle müssen erst mit dieser Hiobsbotschaft fertig werden, dass Frau Christine Kainz nicht mehr am Leben ist. Ihr plötzlicher Tod macht uns alle betroffen.

 

Christl wurde am 1. März 1951 in Stritzling geboren. Sie war das erste von drei Kindern ihrer Eltern Christine und Franz Resch. Einer der ersten Wege ihres Lebens führte sie am 17. März 1951 in unsere Pfarrkirche von Steinakirchen, denn an diesem Tag erhielt sie das Sakrament der Taufe. Heute sind wir in unserem Gotteshaus beisammen um Frau Lehrerin Kainz auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Es liegen 73 Jahre dazwischen die von der Sorge um ihre Familie und den vielen Jahren des Schuldienstes geprägt waren.

 

Ein großer Tag ihrer Kindheit war der 11. Juni 1962, denn da erhielt sie in Linz das Sakrament der Firmung. Nach der Schulzeit in Steinakirchen und Scheibbs absolvierte sie in Krems die Ausbildung zur Volksschullehrerin. Diese Jahre an der Donau sollten auch ihr privates Leben entscheiden, denn sie lernte dort ihren zukünftigen Gatten Willi kennen, den sie am 27. Juli 1974 in der Wallfahrtskirchen Plankenstein heiratete. Meine letzte bewusste Begegnung mit Christl war als ich mit ihr Ende Juli über dieses Fest der Goldenen Hochzeit sprach.

 

Vier Kinder erblickten das Licht der Welt: Claudia, Michael, Barbara und Agnes. Heute gehören neben den Schwiegerkindern auch 7 Enkel und ein Urenkerl zur Familie.

 

Ihre schulische Laufbahn führte sie nach Reinsberg und Purgstall. Viele Jahre unterrichtete sie in Steinakirchen an unserer Volksschule. Für mich es immer hochinteressant. Wenn bei Klassentreffen über die eigene Schulzeit gesprochen wird, erzählen die meisten nicht was unterrichtet wurde, sondern wie unterrichtet wurde. Die Persönlichkeit einer Lehrerin, eines Lehrers prägt auf intensive Weise gerade in der Volksschulzeit jedes Kind. In diesem Beruf konnte sich Christl voll entfalten. Das war ihre Berufung. Vergelts Gott dafür.

 

Gemeinsam mit ihrem Gatten wurde in der Bischof-Zak-Straße in Steinakirchen ein Haus gebaut. Als die Enkelkinder eintrafen, hat sie sich für sie viel Zeit genommen und gemeinsam mit ihnen gekocht, vorgelesen, gespielt und Ausflüge unternommen. Die Pflege ihres Gartens war ihr sehr wichtig, da fand sie innere Ruhe und Erholung. Klassische Konzerte und bildende Kunst machten ihr große Freude

 

Frau Kainz war an Menschen, Politik, Religion und modernen Technologien sehr interessiert. Sie hatte für mich eine große Gabe, die vielen Zeitgenossen leider oft auch mir fehlt. Sie konnte zuhören, denn Christl machte nie ein Aufsehen um ihre Person.

 

Als sich bei ihrem Gatten große gesundheitliche Probleme bemerkbar machten, entfaltete sie sich zur sorgsamen Krankenschwester. Nach dem Tod von Willi wurde es um Christl ruhiger. Sie schätze dies, denn sie wollte anderen nie zur Last fallen.

 

Namens der Pfarre danke ich ihr für die Treue im Glauben. Gerne hat sie immer wieder die heiligen Messen an Wochentagen mitgefeiert. Unsere Verstorbene war einige Zeit Mitglied beim Kirchenchor, beim Roten Kreuz und sie war auch im Hospiz Melk aktiv.

 

Ihr plötzlicher Tod lässt viele Fragen offen, aber ihr Ableben geschah so wie Christl in letzter Zeit gelebt hat. Ganz still und verborgen wurde ihr irdisches Leben in das ewige gewandelt. Niemand hat davon etwas mitbekommen.

 

Christl ist nun von allen irdischen Sorgen befreit. Gott möge sie mit der Freude des ewigen Lebens beschenken. Amen

Lesung: Jes 40, 6- 8                                    Evangelium: Joh 11, 19 – 25