So. 28.09.2025 26.Sonntag im Jahreskreis (Hemma Putschögl, PAss)

Die heutigen Bibeltexte sind herausfordernd.

Es ist selten, dass wir etwas aus dem Buch Amos hören. Amos war ein Prophet, der von Gott berufen und zu den Reichen und Mächtigen Israels gesandt wurde, um diese auf ihre soziale Ungerechtigkeit und religiöse Heucheleien hinzuweisen bzw. sie dafür zu verurteilen. Er lebte im 8. Jahrhundert vor Christus im Nordreich – damals, unter dem König Jerobeam II., erlebte das Nordreich Israel eine Blütezeit. Es hat sich ein Wohlstand entwickelt. Wohlstand heißt da aber wie so oft: Eine Oberschicht aus politischen und religiösen Führern und ihren Freunden konnten sich bereichern und in Luxus leben, indem sie sich mit dem König gut stellten. Die gewöhnlichen Bürgerinnen und Bürger wurden aber ausgebeutet, verarmten und die Landbevölkerung wurde teilweise versklavt. Also ein Wohlstand auf Kosten der anderen. Amos kritisiert diese Reichen und den Umgang mit ihrem Wohlstand, wie wir heute gehört haben.

Wer bei Lesung und Evangelium aufmerksam zugehört hat, hat vielleicht gemerkt, dass die beiden Texte das gleiche Thema beinhalten. Kritik an den Reichen, an denen, die in Reichtum leben und keinen Blick für den Rest der Welt haben.

Jesus erzählt ein Gleichnis. Lazarus lag vor der Tür des Reichen – es gab also so gut wie keine räumliche Distanz zwischen den beiden. Aber die Welten dieser beiden Menschen sind so weit voneinander entfernt. Der eine lebt in Prunk und Luxus, abgesichert und abgeschottet von der Welt um ihn herum (heute würde man dazu sagen: er lebt ihn seiner Bubble – seiner „Blase“ – und nimmt das, was rund um ihn passiert nicht wahr bzw. lässt es nicht an sich heran). Lazarus hingegen leidet, er ist krank, wird verachtet, kann seinen Hunger nicht einmal mit den Essensresten stillen. Er wird nicht gesehen und er stirbt. Einsam, hilflos.

Das Gleichnis setzt eine Grenze, die keine Brücke mehr kennt: den Tod. Die Rollen werden getauscht, Lazarus wird gesehen, er wird getröstet und liegt in Abrahams Schoß. Der Reiche hingegen leidet qualvoll. Hier auf der Welt ist es möglich, Brücken zu bauen. Es ist möglich, die eigene Bubble zu verlassen, hinauszuschauen, wer uns umgibt und auf die Sorgen und Nöte der Menschen zu reagieren. Aber es ist unsere Entscheidung. Von jeder und jedem ganz persönlich. Und eine Entscheidung, die ich immer wieder treffen muss. Natürlich ist es wesentlich bequemer in meiner Bubble zu bleiben.

Sind wir bereit, Brücken zu bauen? Das ist anstrengend, kostet Kraft und braucht Mut. Wir dürfen daran glauben, dass uns Gott dazu befähigt. Er gibt Kraft, Ohren, Augen und Hände. Für kleine und große Schritte. Niemand von uns kann die ganze Welt retten. Wir können sehr wohl schauen, wer an unserer Türschwelle sitzt und es braucht, gesehen zu werden.

Mit einem Gedanken aus der Schott Tagesliturgie für den heutigen Tag möchte ich abschließen:

Es ist nicht nur die Armut der Armen, die allen Reichtum fragwürdig macht. Und die Gefahr, in der der Reiche lebt, besteht nicht eigentlich darin, seinen Reichtum zu verlieren, sondern ihn zu behalten, weil der Reiche nichts anderes mehr sehen kann als seinen Reichtum. Die Gefahr ist, dass für den Reichtum Gottes, für seine Liebe und seinen Trost, im Leben des Reichen kein Raum mehr ist.

 

Lesung: Amos 6, 1a.4–7

Evangelium: Lukas 16, 19–31