So. 24.08.2025 Gott ist mit euch (Pfarrer Hans Lagler)

Es ist ein besonderes Gefühl in Jerusalem durch die Altstadt zu gehen, denn man kann dort Menschen aus aller Welt treffen. Diese Erfahrung gab es schon im Zeitalter der Bibel. Denken Sie bitte an das Pfingstereignis wo unterschiedlichste Menschen aus verschiedenen Völkern als Zeugen erwähnt werden. Diese Lesung aus der Apostelgeschichte kann meiner Meinung nach als „Lektorenmatura“ bezeichnet werden, denn wer ohne Schwierigkeiten die Namen der antiken Länder Phrygien und Pamphylien einwandfrei aussprechen kann, hat die Prüfung mit Auszeichnung bestanden. (Apg 2, 10)

 

Diese Vielfalt der Nationen wird im heutigen Sonntagsevangelium sichtbar: „Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.“ (Lk 13, 29) Hier wird ein Bild des Propheten Jesaja aufgegriffen; nämlich die Wallfahrt der Völker nach Jerusalem. (Jes 66,20)

 

An anderer Stelle beschreibt die die Heilige Schrift den Grund, warum die Welt in Bewegung gerät: „In jener Zeit werden 10 Männer aus verschiedenen Völkern einen Mann aus Juda an seinem Gewand festhalten und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört: Gott ist mit euch! (Sach 9,23)

 

In den christlichen Kirchen und bei unseren älteren Glaubensgeschwistern dem Volk Israel haben viele Generationen Heimat im Glauben gefunden. Diese Beständigkeit gibt Halt und Orientierung, denn wir haben gehört Gott ist mit euch.

 

Aktuell gibt es rund 1,4 Milliarden katholische Christen. Diese große Zahl bringt es leider mit sich, dass so ein großer Apparat träge und behäbig wirkt. In dieser weltumspannenden Gemeinschaft wird es leider immer wieder negative Entwicklungen geben.

 

Für mich persönlich ist aber dieser Rückhalt in der katholischen Kirche sehr

wichtig, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was in Vergangenheit und Gegenwart passiert. Das ist mit einer Großfamilie vergleichbar, die nur gemeinsam viel erreichen kann, wenn sich die Mitglieder in versöhnter Verschiedenheit und mit Respekt begegnen.

 

In den Vereinigten Staaten zeigt sich eine interessante Entwicklung: Wenn jemand mit seiner Kirchengemeinde oder seinem Pfarrer nicht mehr zufrieden ist, beginnt er oder sie selber zu predigen und gründet mit ein paar Getreuen eine neue Gemeinde. Es haben sich daher im Laufe der Jahre viele christliche Freikirchen und Sekten gebildet, die sich dann als viel besser als die Großkirchen halten. So entstehen Gruppen, die in der ersten Zeit voller Leben sind. Es wird aber auch sehr viel Energie verschwendet um sich gegenseitig zu bekämpfen und die Unterschiede herausstreichen. Nach ein paar Jahren geht aber solchen Predigern die Luft aus und die Leute verlaufen sich.

 

Dazu ein kleiner Sprachwitz: Ein selbsternannter Pfarrer bekommt Besuch von einigen seiner Gemeindemitgliedern, die sich über seine faden Predigten beschweren. Der Sprecher meldet sich zu Wort: „Herr Pfarrer, wir bitten sie mehr Feuer in ihre Predigten zu geben!“ Da ergänzt ein weiterer Abgesandter: “Oder noch besser, geben sie mehr Predigten ins Feuer!”

 

Dieser Rückhalt in der konkreten Pfarrgemeinde und in der römisch-katholischen Weltkirche wird immer im Hochgebet der heiligen Messe angedeutet, wenn für den Papst, die Bischöfe, die Priester, Diakone und für alle Frauen und Männer, die in unserer Glaubensgemeinschaft Verantwortung tragen gebetet wird.

 

Die Beständigkeit im Glauben erscheint als Wesensmerkmal von uns als Christinnen und Christen. Die Art und Weise wie wir unseren Glauben leben und feiern, soll Menschen aus Ost und West, von Nord und Süd ansprechen, damit die Welt erkennen kann: Gott ist mit euch.

Lesung: Jes 66, 18 – 21 Evangelium: Lk 13, 22 – 30