Di. 30.06.2025 Begräbnispredigt für Frau Theresia Pöchhacker (Pfarrer Hans Lagler)

Liebe Kinder, Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel!

Geschätzte Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen und Nachbarn der Verstorbenen!

Liebe Mitglieder der Senioren von Wang!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Manch gut gemeinte Grabesrede endet mit dem Satz: “Lieber Verstorbener, wir werden dich stets in Ehren halten und dich niemals vergessen.” Dieser auf den ersten Blick sehr sinnvolle Ausspruch beschreibt für mich im Grunde eine Unmöglichkeit. Wir Menschen können nur für unsere Lebenszeit jemand in Erinnerung behalten.

 

Nach ein paar Jahrzehnten gehört die Lebensgeschichte eines Verstorbenen endgültig für diese Welt der Vergangenheit an und die Inschriften auf den Gräbern werden verblasst sein. Nur ein paar Namen berühmter Persönlichkeiten bleiben in den Geschichtsbücher lebendig. Die Botschaft der Bibel spricht da eine klare Sprache. Der Mensch gleicht dem Gras in der Wüste. Fährt der heiße Wind darüber ist alles verdorrt und niemand kann sich erinnern dass hier eine Blume gewachsen ist. (Jes 40)

 

Wir werden dich niemals vergessen. – Für Menschen ist das unmöglich.

Ich werde dich niemals vergessen. – Für Gott ist dies möglich.

 

Jesus sagt zu seinen Aposteln und damit auch uns: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Und wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr seid wo ich bin. (Joh 14, 2) Bekannte Worte des Herrn.

 

Christus beschreibt die Erfüllung einer tiefen Sehnsucht, die uns alle am Herzen liegt. Es ist die Sehnsucht nach einem Zuhause, das Verlangen nach einer unzerstörbaren Gemeinschaft. Jesus lässt uns in die Ewigkeit Gottes hineinblicken. Gott wird uns am Ende unserer Tage gerne aufnehmen. Wir werden gut aufgehoben sein. Unserer Sehnsucht nach

einer endgültigen Geborgenheit findet in Gott ihr Ziel. Gott sagt uns zu: Ich werde dich niemals vergessen. Diese Hoffnung entnehmen wir aus der Bibel.

Der Prophet Jesaja umschreibt diesen Gedanken in einem Bildwort: So spricht der Herr: Ich habe dich aus Gerechtigkeit berufen. Ich fasse dich an der Hand. (Jes 42, 6) Gott sagt uns zu: Ich habe dich in meine Hand geschrieben; mein bist du.

 

Bei der Ausspendung der Hl. Kommunion öffnen manche Kinder ihre Hände, die sich ein Wort in die Handflächen geschrieben haben, damit sie einen wichtigen Auftrag oder eine Formel für die Mathematikschularbeit in Erinnerung bleibt. Menschen vergessen, Gott vergisst nicht.

 

Blicken wir nun nach diesem wichtigen Gedanken auf die lange Lebensgeschichte von Frau Theresia Pöchhacker. Sie wurde am 26. April 1933 im Haus Hengstberg in Reidlingdorf, Pfarre Steinakirchen geboren, Der erste Weg ihres Lebens führte sie vier Tage später in unsere Pfarrkirche zum Sakrament der Taufe. Heute sind wir in unserem Gotteshaus beisammen um Frau Pöchhacker auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Es liegen über 92 Jahre dazwischen die von Arbeit und der Sorge um ihre Familie geprägt waren.

 

Mitten in der Kriegszeit erhielt sie am 20. Juni 1943 das Sakrament der Firmung. Ihre Mutter Maria Offenberger heiratete Herrn Ernst Bachler aus Thurhofwang. Nun wurde Thurhofwang ihr neues Zuhause. Unsere Verstorbene lernte ihren Gatten Josef Pöchhacker kennen, den sie am 30. April 1959 hier in dieser Kirche heiratete. Das junge Paar war voller Pläne und verwirklichte sich mit harter Arbeit den Traum vom eigenen Haus. Frau Pöchhacker hat selbst die Ziegel hergestellt.

 

Es kamen vier Töchter auf die Welt: Erna, Christa, Elisabeth und Renate. Heute gehören neben den Schwiegerkindern auch sechs Enkel und neun Urenkel zur Familie.

 

Sie ist dann wieder in das Haus ihres Stiefvaters gezogen und es wurde nochmals mit einer Baustelle begonnen. Mit Fleiß und Ausdauer konnte auch dieses Vorhaben gut abgeschlossen werden.

 

Im Jahr 2000 starb ihr Gatte. Im Alter hat Frau Pöchhacker eine neue Leidenschaft entwickelt. Das Karten spielen im Kreis von Freundinnen machte ihr große Freude. Sie strickte gerne Socken und sorgte sich um ihre große Familie.

 

 

Namens der Kirchengemeinschaft von Wang darf ich ihr für die treue Mitfeier der heiligen Messen bedanken. Ihr religiöses Lieblingslied „Leise sinkt der Abend nieder“, das in Wang gerne gesungen wird, soll auch heute noch erklingen. So kam auch ganz leise für sie persönlich der Lebensabend, der sich leider mit mancherlei gesundheitlichen Sorgen einstellte. Ein Vergelts Gott, dir liebe Lisi, deiner Familie am Haus und deinen Schwestern für die Pflege der Oma. Danke an alle, die Frau Pöchhacker immer wieder besucht und begleitet haben. Nun ist sie gestärkt mit den Sakramenten der Kirche im 93. Lebensjahr von Gott abberufen worden.

 

Wir werden dich niemals vergessen – Für Menschen ist das unmöglich.

Ich werde dich niemals vergessen – Für Gott ist dies möglich, denn er hat uns in seine Hand geschrieben und möchte uns eine endgültige ewige Heimat schenken. Amen

Lesung: Röm 6, 3- 4.8-9 Evangelium: Joh 14, 1-6