So. 20.4.2025 Ostersonntag – „Ich habe Jesus gefunden“ (Pfarrer Hans Lagler)

Festlich versammelte Gottesdienstgemeinde!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Sie saust wie eine berühmte deutsche Schlagersängerin „Atemlos durch die Nacht“. Die Rede ist von einer jungen Frau namens Maria Magdalena, die am Ostermorgen eine unbeschreibliche Erfahrung machen durfte. Als sie die Apostel trifft, verschlägt es ihr die Stimme und sie schreit: Ich habe den Herrn gesehen! Ich habe den Herrn gesehen. (Joh 20,18)

 

Obwohl der heilige Augustinus dieser Osterzeugin schon vor 1500 Jahren den Ehrentitel „apostola apostolorum“ – also die Apostolin der Apostel – verleiht, braucht es doch 2000 Jahre bis ihre Persönlichkeit wirklich entsprechend gewürdigt wird. Es ist Papst Franziskus der erst vor wenigen Jahren den Gedenktag der heiligen Maria Magdalena am 22. Juli zu einem kirchlichen Fest erhob und sie somit den anderen 12 Aposteln gleichstellte.

 

Die jährliche Feier der Karwoche und des Osterfestes möchte unsere Verbundenheit mit dem leidenden Jesus und dem auferstandenen Christus vertiefen. Dies ist sehr wichtig, denn es geht im Alltag des Lebens leider viel zu schnell, dass sich Freundschaften verlieren.

 

Denken sie an ihre Schulzeit zurück. Da war man mit jemand in der Klasse fast Tag und Nacht unzertrennlich verbunden und beim Klassentreffen 30 Jahre später fragt man dann einen netten Mann mit Bierbauch und Glatze ganz vorsichtig: „Christian, bist du das? Jetzt haben wir uns aber schon lange nicht mehr gesehen.“

 

Damit wir uns von Jesus nicht entfernen helfen uns ganz besonders die Feierlichkeiten des Kirchenjahres. Die Gefahr ist groß, dass wir den Messias aus den Augen verlieren und uns im Trubel der Zeit seine einzigartige Botschaft nicht mehr wichtig ist.

 

Es gibt einen ganz großen Unterschied in der Feierkultur der  Osternacht im Vergleich zum Ostersonntag. Durch die hereinbrechende Nacht war das zaghafte Licht der Osterkerze gestern in der ganzen Kirche weit und breit zu sehen und alle blickten dankbar darauf. Sie ist jetzt auch entzündet, aber man merkt es kaum aufgrund des strahlenden Tageslichtes und der eingeschalteten Festbeleuchtung, dass diese Kerze brennt.

 

Wir alle leben in der Herausforderung, dass wir das Hochfest der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus banal auf ein Verzehren von schmackhaftem Osterschinken und gefärbten Eiern reduzieren. Es gibt schon genug Menschen, die sich über die herausfordernde Botschaft der Karwoche geschickt hinüberschwindeln und heute nur ein Hasenfest mit Verwandtschaftstreffen begehen.

 

„Ich habe den Herrn gesehen“, ruft uns Maria Magdalena zu. Sie läuft sozusagen auch heute atemlos durch die Nacht um gerade dir und mir die Osterbotschaft zu bringen. Diese wichtige Nachricht verliert nie ihre Ausstrahlung, wenn man sie wirklich ernst nimmt.

 

Vor ein paar Wochen hatte ich ein besonders Erlebnis. Eine junge Lehrerin aus Wien nahm zu mir Kontakt auf und bat mich um die Erwachsenentaufe. Ihren Eltern war damals bei ihrer Geburt eine Taufspendung nicht wichtig. Diese Frau namens Pauline lernte einen feschen Mostviertler kennen und sie kam durch seine Familie wieder neu mit der Schönheit und der faszinierenden Ausstrahlung des christlichen Glaubens in Berührung.

 

Bei einer Erwachsenentaufe ist folgendes vorgeschrieben. Die Taufbewerberin muss dem Bischof einen Brief schreiben, warum sie in die Gemeinschaft der katholischen Kirche aufgenommen werden möchte. Ich darf Pauline daher zitieren: „Mit der Taufe möchte ich mich noch tiefer in die christliche Gemeinschaft eingliedern und meinen Glauben aktiv leben. Ich freue mich darauf, in Zukunft Teil der Kirche zu sein, mich einzubringen und meinen Weg als Christin weiterzugehen“.

 

Unsere erwachsene Taufbewerberin Pauline hat Jesus kennengelernt. Maria Magdalena, die atemlos durch die Nacht läuft, nimmt uns an der Hand. Sie ruft uns allen zu: Ich habe den Herrn gesehen!“ In diese Glaubenserfahrung des Osterfestes gilt es sich immer mehr zu vertiefen. Amen

Lesung:    Kol 3, 1 – 4                         Evangelium: Joh 20, 1 – 18