Fr. 28.03.2025 Begräbnispredigt Frau Thekla Stöckl (Pfarrer Hans Lagler)
Geschätzter Herr Stöckl! Liebe Kinder der Verstorbenen Sandra und Markus!
Geschätzte Geschwister, Verwandte, Patenkinder, Freunde, Bekannte, Arbeitskolleginnen, Schulkameraden und Nachbarn der Verstorbenen!
Geschätzte Ortsgemeinschaft von Zarnsdorf! Schwestern und Brüder in Christus!
Frau Stöckl hatte viele Hobbies. Sie interessierte sich für Geschichte und ihr waren Schlösser und Ausgrabungen sehr wichtig. Aus diesem Grund darf ich einen besonderen Gedanken in den Mittelpunkt dieser Begräbnispredigt stellen: Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann. Dieser Spruch ist vielen von uns seit Kindesbeinen an vertraut. Er wird gerne verwendet, wenn es bei Kindern gilt mit dem Suppe essen rechtzeitig fertig zu werden, so war es zumindest in meiner Kindheit. Was sicherlich nur den wenigsten bekannt sein wird, ist die Herkunft dieses Zweizeilers. Er stammt aus den mittelalterlichen Totentänzen und beschreibt, dass jeder einmal sterben muss.
Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann. Alle müssen sterben. Viele sehen das als die einzige Gerechtigkeit, die es in dieser Welt gibt. In der barocken Totenkapelle des Stiftes Dürnstein in der Wachau hat der Künstler diese Gleichheit der Menschen wenigstens im Tod auf beeindruckende Weise dargestellt: Ein Totenkopf mit der Kaiserkrone, ein Totenkopf mit der Königskrone, ein Totenkopf mit dem Hut eines Bauern. Im Tod sind alle gleich.
Wir legen heute das menschlichen Ermessen viel zu kurze Leben von Thekla Stöckl in die Hände Gottes. Sie wurde am 10. August 1956 in Zarnsdorf geboren. Ihre Eltern hießen Ottilie und August Baumgartner. Der erste Weg ihres Lebens führte sie zwei Tage später am 12. August 1956 zum Sakrament der Taufe hier in unsere Pfarrkirche. Es wurde ihr damals der heute sehr seltene Vorname Thekla gegeben. Es war dies der Vorname ihrer Taufpatin Frau Thekla Flotin. Dieser christliche Name aus Griechenland hat eine wunderschöne Bedeutung: Die von Gott gerufene.
Heute sind wir versammelt um unsere Verstorbene auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Es liegen fast 69 Jahre dazwischen die von der Sorge um ihre Familie, ihren Beruf und leider auch von großen gesundheitlichen Sorgen geprägt waren. Sie machte gerne Urlaub in südlichen Land, liebte das Kochen, pflegte ihre Kaktusse, arbeitete gern im Garten, war gerne mit dem Rad unterwegs und sie war einfach für alle da. Es letztes Zeichen dieser Liebe ist es auch, dass sie ihren Körper der Wissenschaft spendete, damit durch neue Erkenntnisse manch heimtückische Krankheit doch geheilt werden kann.
Thekla ist im Kreis von sechs Geschwistern aufgewachsen. Ein großer Tag ihrer Kindheit war der 25. Mai 1968 denn da konnte in Eichgraben Firmung gefeiert werden. Nach der Pflichtschulzeit in Steinakirchen erlernte sie im Geschäft Leyrer den Beruf eines Einzelhandelskaufmannes. Sie war später auf unterschiedenen Arbeitsplätzen tätig. Viele Jahre war sie bei der Firma Mondo angestellt, sei es als Kassierin oder später dann als Filialleiterin.
Sie lernte ihren Gatten Hermann Stöckl kennen. Hier in dieser Kirche konnte am 21. Mai 1977 Hochzeit gefeiert werden. Zwei Kinder erblickten das Licht der Welt: Sandra und Markus.
So vergingen die Jahre und Jahrzehnte. Leider verdunkelten große gesundheitliche Sorgen ihren Lebenshimmel, denn eine schwere Krankheit machte sich bemerkbar.
Jetzt in der Fastenzeit beten viele Menschen den Kreuzweg. Das heißt sie begleiten Jesus auf den 14 Stationen seines Leidensweges am Karfreitag. Von dieser Gebetsform geht sehr viel Kraft und Trost aus, denn sie ist dem Leben ganz ganz nahe.
War nicht auch der Lebensweg von Frau Stöckl in den letzten Monaten so ein Kreuzweg? Da gab es manchen Simon von Cyrene oder manche Veronika, die ihr geholfen haben in dieser schweren Zeit. Dieser Simon und diese Veronika des Jahres 2025 tragen konkrete Namen: Namens der Trauerfamilie darf ich der Pfarrcaritas Steinakirchen, dem Palliativteam Scheibbs und besonders den Freundinnen Michaela Käfer, Brigitte Bittenberger und Monika Jungwirth für ihre Hilfestellungen danken.
Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann. Alle Menschen müssen sterben. Es gilt nun gemeinsam zu überlegen, was das für uns alle bedeutet. Was wird uns nach dem Tod erwarten? Dieser Ausblick hat die Menschen aller Zeiten bewegt.
Der Evangelist Johannes möchte auf diese Frage aller Fragen eine Antwort geben. Er schildert uns Jesus als den Weg, die Wahrheit und das Leben. (Joh 14,6) Wenn ein lieber Mensch stirbt, schleicht sich Ratlosigkeit ein. Ganz ehrlich sagt der Apostel zu Jesus: Herr wir wissen nicht wohin du gehst. Wie sollten wir da den Weg kennen? Der Herr gibt uns eine Zielrichtung vor.
Der schon vor längerer Zeit verstorbene Altbischof von Innsbruck Dr. Reinhold Stecher schreibt im Blick auf diese Bibelstelle über eine Bergtour die er unternommen hat: „Ich kam mit einem Bergführer zusammen, der für mich so vertrauensvoll wirkte, dass ich mit ihm zu einer sehr schwierigen Klettertour aufbrach. Er hat mich ans Seil genommen und ist mir vorausgegangen. Ich habe ihn zugesehen wie er geklettert ist, Griff für Griff, Felsvorsprung für Felsvorsprung. Da hinauf auf diesen Berg gab es keinen Weg, weder auf der Karte noch in der Natur – aber diesem Bergführer dem habe ich vertraut. Er war mein Weg.“
So ähnlich, hat es wohl auch Jesus Christus gemeint, wenn er sagt, dass er der Weg sei. Wir dürfen ihm vertrauen, wie der Bischof diesem Bergführer. Christ sein heißt, mit Christus verbunden sein. Hier in diesem irdischen Leben in guten wie in schweren Zeiten unseres Alltags und dann für immer im ewigen Leben. Aus diesem Grund schmücken wir unsere Häuser mit Kreuzen, damit wir immer wieder an die Gegenwart Gottes erinnert werden.
Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann. Alle Menschen müssen sterben. Wir haben alle die gleiche Hoffnung, dass uns im Tod das Leben nicht genommen, sondern gewandelt wird. Trösten wir einander mit diesen Worten. AMEN
Lesung: Jes 25, 8 ff Evangelium: Joh 14, 1 – 6