So. 01.12.2024 Das Gewissen der Gesellschaft – 1. Adventsonntag (Pfarrer H. Lagler)

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Wenn Jesus über sich selbst redet, verwendet er gerne den einzigartigen Begriff „Menschensohn“. (Lk 21, 27) Um diesen Titel besser zu verstehen, möchte ich an die Lesung vom vergangenen Christkönigssonntag erinnern. Es wurde uns eine Bibelstelle aus dem Propheten Daniel vorgelesen: Da kam einer der aussah wie der Sohn eines Menschen. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Seine Herrschaft ist eine ewige unvergängliche Herrschaft, denn sein Reich geht niemals unter. (Dan 7, 13 f.)

 

Diesen wichtigen Gedanken gilt es im Hinterkopf zu behalten, denn 93 Mal nennt sich Jesus selber Menschensohn oder er wird mit diesem Wort bezeichnet. Der Messias hätte einfach auch nur „ich“ sagen können aber er redet in indirekter Weise über sich selbst um immer wieder zugleich seine Bedeutung für seine Kirche ja für die ganze Welt zu beschreiben. Seine Herrschaft ist unvergänglich. Sein ewiges Reich geht im Vergleich zu anderen irdischen Staaten niemals unter.

 

Der Prophet Jeremia schildert uns heute eine große Hoffnung: Irgendwann, aber ganz sicher und auf jeden Fall schickt der Schöpfer des Himmels und der Erde seinen Sohn mitten in unsere Welt. Wir Christen sehen diese Verheißung in Jesus Christus erfüllt. Der Menschensohn wird für Recht und Gerechtigkeit im Land sorgen. (Jer 33,15) Dies ist zugleich auch unser Auftrag, denn wir Christen sind das Gewissen der Gesellschaft. Es wird damit ein wacher Blick für die Welt von heute eingefordert.

 

Damit dies möglich wird, möchte ich Sie bitten, sich in diesem Advent persönlich mit dem Lukas-Evangelium zu beschäftigen. Es wird uns nämlich im neuen Kirchenjahr begleiten. Es gibt einen schönen Zufall, denn es hat genau 24 Kapitel. Also für jeden Tag im Advent sind Gedanken vorbereitet. Wer gerne in den Wochen des Advents ein Kapitel lesen möchte, dem möchte ich ein Lukas-Evangelium schenken. Es liegt auf vielen Kirchenbänken zum Mitnehmen auf.

 

Gott möchte unseren Glauben vermehren, unsere Hoffnung stärken und unsere Liebe entzünden. Im Schein der Kerzen des Adventkranzes den Rosenkranz zu beten, das hat was ganz besonderes. Dieses Gebet gilt es regelmäßig zu wiederholen, denn durch die gemeinsame Zeit als Hauskirche wird uns allen neue Kraft zufließen.

 

Da wird bei einem Treffen von Senioren, nach einer Feuerwehrübung, unter Arbeitskollegen – setzen sie den Namen einer Gruppe ein, wo sie sich oft aufhalten –  immer eine Person lächerlich gemacht. Wenn ich als regelmäßige Erfahrung mitbekomme, dass dies über ein gesundes Maß an Humor hinausgeht, dann ist es mein Auftrag, ein klärendes Wort zu sprechen. Ohne jemand in aller Öffentlichkeit bloßzustellen kann ich zu jemanden, der immer die Lacher auf seiner Seite hat, unter vier Augen sagen, dass ich diese andauernden bissigen Kommentare nicht lustig finde. Dann sorge ich wie Jesus für Gerechtigkeit und Recht.

 

Gerade in einer Zeit wo viele Menschen in unserem Land um ihren Arbeitsplatz zittern und namhafte Firmen in Konkurs gehen, gilt es wachsam zu sein. Da braucht es von kompetenter Seite den sorgsamen Blick auf Gerechtigkeit und Recht. Welche Fehler wurden da in der Vergangenheit gemacht,  denn ein riesiger Schuldenstand kommt ja nicht von einem Tag auf den anderen zusammen.

 

Meiner Meinung nach werden gerade Christinnen und Christen in vielen Ländern verfolgt, weil sie besonders in Krisenzeiten für Recht und Gerechtigkeit sorgen wollen. Solche Menschen sind zahlreichen Machthabern im Weg. Es darf uns daher nicht wundern, wenn in Ländern wie in Nordkorea oder Afghanistan die wenigen Christen in Gefängnissen landen oder gar getötet werden, weil diktatorische Regime keine Kritik dulden.

 

Wir Christinnen und Christen sind das Gewissen der Gesellschaft. Jesus Christus, der Menschensohn richtet uns auf. Er gibt uns die Kraft auch in schwierigen Zeiten mit Herzklopfen für Recht und Gerechtigkeit einzutreten. Amen

 

Lesung: Jer 33, 14 – 16                       Evangelium: Lk 21, 25 – 36