So. 27.10.2024 Kyrie eleison – Herr erbarme dich meiner (Pfarrer H. Lagler)
Schwestern und Brüder in Christus!
Wenn zur Zeit Jesu der römische Kaiser in einer Stadt festlich begrüßt wurde, schrie das Volk ihm begeistert zu: Kyrie eleison. Kyrie eleison Dieses „Herr, erbarme dich unser“ war ein Jubelruf und zugleich eine hoffnungsvolle Bitte: Der hohe Herr möge der Stadt wohlgesonnen sein.
Nun sitzt an der Straße von Jericho nach Jerusalem der blinde Bettler Bartimäus und wendet diesen besonderen Ruf auf Jesus an. Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir. Kyrie eleison. Eine hoffnungsvolle Bitte: Der hohe Herr möge ihm wohlgesonnen sein.
Dieser blinde Bettler am Straßenrand ist nicht irgendwer, sondern eine stadtbekannte Person. Die Tradition hat seinen Namen für erwähnenswert gehalten. Bartimäus der Sohn des Timäus wird er genannt. (Mk 10, 46) Dieser blinde Mann spürt heute ist die Chance seines Lebens. Heute bin ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aus diesem Grund ruft er trotz der Ermahnungen der Passanten noch lauter: Jesus Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir (Mk 10, 47).
Der liturgische Ruf der Messfeier “Kyrie eleison”, “Herr erbarme dich unser” hat hier einen seiner biblischen Ursprünge. Diese eindringliche Bitte um das Erbarmen, dieser hoffnungsvolle Ruf nach Zuwendung ist in sich ein Lob des Angesprochen. Das Kyrie eleison ist also zugleich ein Hilfeschrei und ein inniges Gotteslob. Großen Komponisten ist es gelungen diese Spannung musikalisch auszudrücken. Denken sie nur wenn bei uns in Steinakirchen bei feierlichen Hochämtern an den großen Feiertagen des Kirchenjahres Chor und Orchester für uns alle das Kyrie anstimmen.
Mir gefällt besonders die Übersetzung dieses „Kyrie eleison“ mit dem Wort „Herr umarme mich“. Wir kennen das alle seit Kindertagen. Wenn uns jemand in Sorgen des Lebens liebevoll umarmt, sind wir getröstet.
Wer ist nun dieser Kyrios, der Herr, dem dieser Ruf gilt? Jesus Christus wird damit in besonderer Weise angesprochen. Für den Apostel Paulus ist der Begriff “Kyrios – der Herr”, die häufigste Anrede für den Messias. Insgesamt 189 mal verwendet Paulus diesen alttestamentlichen Gottestitel “Kyrios” der Herr für Jesus.
Die vier Evangelisten gehen mit diesem besonderen Begriff “Kyrios” sehr sorgsam um. Der Apostel Johannes flüstert dem Petrus zu als sie dem Herrn am See von Galiläa begegnen. Es ist der Kyrios. Es ist der Herr! (Joh 21,7) Lukas verwendet im Weihnachtsevangelium für den irdischen Jesus diesen Ehrentitel als der Engel den Hirten mitteilt: Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren, er ist der Messias, der Herr, also der Kyrios (Lk 2,11).
Kyrie eleison. Bartimäus ruft: Sohn Davids, Jesus hab Erbarmen mit mir. Sein Hilfeschrei dringt zu Jesus durch, der sich der Menschen annimmt – Was kann ich für dich tun? Nun steht Jesus der Kyrios vor ihm. Bartimäus formuliert seinen größten Wunsch: Rabbuni ich möchte wieder sehen können (Mk 10,51) Jesus der Kyrios heilt ihn und er geht mit Jesus den Weg nach Jerusalem mit. Sein Glaube hat ihm geholfen.
Am Beginn der Messfeier haben wir Jesus wie der blinde Bartimäus dieses wichtige „Kyrie eleison“ zugerufen. Er steht nun vor mir. Er umarmt mich und ich darf dem Kyrios wie Bartimäus mein Herzensanliegen anvertrauen, damit ich ihm auf dem Weg folgen kann. Amen
Lesung: Jer 31, 7 – 9 Evangelium: Mk 10, 46 – 52