Di. 10.9.2024 Begräbnispredigt für Hr. Alois Schalhaas (Pfarrer Hans Lagler)

 

Geschätzte Kinder, Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel!

Liebe Geschwister, Verwandte, Patenkinder, Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte von Herrn Schalhaas!

Geschätzte Mitglieder des Hegeringes Steinakirchen!

Liebe Ortsgemeinschaft von Stetten!

Schwestern und Brüder in Christus!

 

Der große spanische Maler Pablo Picasso war ein aufmerksamer Beobachter. Bei vielen seiner Zeitgenossen musste er leider eine im Grunde traurige Feststellung machen: „Alle Menschen werden als einzigartige Originale geboren, doch die meisten sterben als schlechte Kopien.“ Da kann ich nur drauf sagen: Lieber Herr Picasso, sie haben leider in Steinakirchen unseren Schalhaas Lois nicht kennen gelernt, denn er ist als Original geboren und auch als einzigartiges Original in die Ewigkeit hinüber gegangen. Gerne darf ich den Gedanken wiederholen, mit dem ihr das Foto und somit die Lebensgeschichte eures Vater und Opas umschrieben habt: Du warst ein Unikat bis zu deinem letzten Atemzug, unvergleichlich und unmöglich zu kopieren.

 

Herr Alois Schalhaas wurde am 26. Februar 1933 in Loising geboren.  Seine Rosa und Franz Schalhaas schenkten ihm und vier anderen Kindern das Leben. Der erste Weg seines Lebens führte ihn zwei Tage später also am 28. Februar 1933 hier in unsere Pfarrkirche zum Sakrament der Taufe. Heute sind wir in unserem Gotteshaus beisammen um Herrn Schalhaas auf seinem letzten Weg zu begleiten. Es lieben über 91 Jahre dazwischen, die von der Sorge um seine Familie, seinem Beruf, der Landwirtschaft, der Jagd, seines Hobbies und der Geselligkeit gewidmet waren. Heute wie damals leuchten seine Tauf- und seine Erstkommunionkerze.

 

 

 

Ein großer Tag seiner Kindheit war mitten im Zweiten Weltkrieg, denn am 13. Juni 1943 konnte Firmung gefeiert werden. Sein Schulweg war abenteuerlich, denn er erzählte immer wieder von den Tieffliegerangriffen zu Kriegsende.

 

Alois lernte seine Gattin Anna Dorninger aus Stetten kennen, die er am 7. Februar 1961 hier in unserer Pfarrkirche heiratete. Vier Kinder erblickten das Licht der Welt: Alois, Elisabeth, Gerhard und Manfred. Heute gehören neben den Schwiegerkindern auch acht Enkel und vier Urenkel zur Familie.

 

Herr Schalhaas war als Nebenerwerbslandwirt tätig. Er war 30 Jahre bei der Post in Wien beschäftigt und hatte immer Nachtschicht. Unser Verstorbener war ein Mann voller zukunftsweisender Ideen: Er baute schon 1965 eine Zentralheizung für sein Haus. Er war einer der ersten in Stetten, der ein Auto hatte und auch einen Fernseher besaß. Er machte mit seiner Familie Ausflüge in ganz Österreich, die den Kindern bis heute in guter Erinnerung sind. Ein großer Rückschlag war es aber als 1975 das Wirtschaftsgebäude abbrannte. Es wurde mit viel persönlichen Einsatz wieder aufgebaut.

 

In der Pension hat Lois gerne mit Holz gebastelt. Seine Leiterwägen und auch die über 50 Ratschen, die er für die Pfarre gemacht hat, waren einzigartig. Er hat für das Rote-Kreuz Sitzgarnituren hergestellt und sogar für seine Gattin Anna hat er ein Begräbniskreuz vorbereitet, das heute auch für ihn selber verwendet wird.

 

Alois war für uns alle ein echtes Original. Dies war manchmal für seine Gattin und seine Familie leider auch schwer zu verkraften. Ein Beispiel: Er hatte 1973 eine schwere Magenoperation. Der Arzt riet ihm damals jeden Tag zwei Achterl Wein zu trinken. Alois hat diesen ärztlichen Rat sehr genau und gewissenhaft befolgt. Es könnte aber sein, dass wir heute nach dieser Berechnung 2 Achterl Wein am Tag vom ältesten Mann der Welt Abschied nehmen müssen.

 

 

 

Einmal war ich bei ihm eingeladen um Ratschen abzuholen. Er lud mich in sein Jagdstüberl ein und wir tranken einen „Schnapper“ wie er gerne sagte. Naja, der Alois hatte innerhalb einer Stunde den ärztlichen Befehl von damals gleich für mehrere Tage erfüllt.

 

So verging die Zeit. Alois trug wesentlich zur Ortskernbelebung in Steinakirchen bei, denn er war in unseren Gasthäusern ein gern gesehener Besuch. Wenn man ihn fragte, wie geht es dir, dann meinte er „alles karosho“ alles ist ausgezeichnet.

 

In den letzten Jahren machten sich aber die Sorgen des Alters bemerkbar. Pfleger Thomas war sein guter Betreuer, denn er liebevoll seinen Sterbebegleiter nannte. Er unternahm mit ihm kleine Ausflüge und fuhr mit ihm nach Köchling ins Gasthaus Bruckner, wo schon Freunde auf ihn warteten.

 

Von der Pfarre durften wir ihm zu den hohen Feiertagen die heilige Kommunion bringen. Nach dem gemeinsamen Gebet war immer auch Zeit seine Witze zu hören und gemütlich zu plaudern. Nun kam sein Tod für uns alle doch plötzlich, aber auch dieser letzte Weg ist ein Teil des Lebens.

 

Im Evangelium hörten wir heute zwei Gleichnisse; eines aus der Lebenswelt eines Mannes und eines aus dem Alltag einer Frau zur Zeit Jesu. Das Leben soll wachsen und reifen wie ein Senfkorn. Im Laufe der Jahrzehnte konnte Alois großes bewirken.

 

 

Das Reich Gottes ist wie das Mischen von Mehl mit Sauerteig. Alois hat seine Talente in vielfacher Weise in unseren Alltag eingebracht. Vergelts Gott dafür.  (Lk 13,18 ff.)

 

„Alle Menschen werden als einzigartige Originale geboren, doch die meisten sterben als schlechte Kopien“, so stellt der Maler Pablo Picasso fest. Es gibt aber auch das Gegenteil. Die große Zahl der Heiligen sind Zeit ihres Lebens Originale geblieben.

 

Wir müssen heute von einem Steinakirchner Original Abschied nehmen, denn wir legen das Leben von Herrn Alois Schalhaas in die Hände Gottes. Gott möge ihn nun mit der Freude des ewigen Lebens beschenken. Amen

Lesung:    Apg 6, 8 – 10                     Evangelium:     Lk 13, 18 – 21